Washington. US-Präsident Trump ließ friedliche Demonstranten gewaltsam für einen Fototermin vertreiben. Der ranghöchste Militär distanziert sich.

Das Zerwürfnis zwischen US-Präsident Donald Trump und dem Militär geht immer tiefer. Am Donnerstag hat sich der Generalstabschef der amerikanischen Streitkräfte, Mark Milley, in aller Form, für seine Teilnahme an dem als skandalös empfundenen Foto-Termin von Trump in der Nähe des Weißen Hauses entschuldigt. Dafür waren zuvor Hunderte friedliche Demonstranten mit Blendgranaten, Pfefferspray und Tränengas brutal vertrieben worden.

„Ich hätte nicht da sein sollen”, erklärte der Chef der „Joint Chiefs of Staff“ in einer Videoansprache vor einer Militärakademie. „Meine Anwesenheit in dem Augenblick und in dem Umfeld hat den Eindruck erzeugt, das Militär sei in innenpolitische Dinge verwickelt.”

Trump posierte vor Kirche mit Bibel in der Hand

Trump hatte an dem besagten Montag erst in einer Rede im Rosengarten des Weißen Hauses eine harte Law-and-Order-Rede gehalten und den Einsatz der Staatsgewalt gegen Demonstranten angekündigt, die nach dem von Polizisten herbeigeführten Tod des Schwarzen George Floyd Plünderungen und Sachbeschädigungen in Washington und anderen Städten zu verantworten haben.

Eine Woche nach dem Tod George Floyds ließ die Trump-Regierung friedliche Demonstranten gewaltsam von Militärpolizei vertreiben, damit Präsident Donald Trump vor einer Kirche in der Nähe des Weißen Hauses für Fotos posieren konnte.
Eine Woche nach dem Tod George Floyds ließ die Trump-Regierung friedliche Demonstranten gewaltsam von Militärpolizei vertreiben, damit Präsident Donald Trump vor einer Kirche in der Nähe des Weißen Hauses für Fotos posieren konnte. © dpa | Patrick Semansky

Kurz nach der gewaltsamen Räumung des Areals ging Trump zu einer in der Nähe des Weißen Hauses gelegenen Kirche, die am Vortag Ziel eines schnell gelöschten Brandanschlags geworden war, und posierte dort für die Kameras mit einer Bibel. Im Schlepptau hatte der Präsident neben hohen Politikern und seiner Tochter Ivanka unter anderem Verteidigungsminister Mark Esper und Milley, der sogar einen Kampfanzug trug.

Tod von George Floyd – Fotos der Unruhen

Es sind erschreckende Bilder aus den USA, die derzeit um die Welt gehen: ausgebrannte Autowracks, Tränengas, zerstörte Gebäude. Das ganze Land ist in Aufruhr, seit der unbewaffnete Schwarze George Floyd von einem weißen Polizisten in Minneapolis minutenlang zu Boden gedrückt wurde und starb.
Es sind erschreckende Bilder aus den USA, die derzeit um die Welt gehen: ausgebrannte Autowracks, Tränengas, zerstörte Gebäude. Das ganze Land ist in Aufruhr, seit der unbewaffnete Schwarze George Floyd von einem weißen Polizisten in Minneapolis minutenlang zu Boden gedrückt wurde und starb. © AFP | Stephen Maturen
Der 46-jährige Afroamerikaner George Floyd starb am 25. Mai nach einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis. Der 44-jährige Polizist Derek Chauvin drückt Floyd minutenlang sein Knie in den Nacken und ignoriert dabei Bitten von Floyd, ihn atmen zu lassen. Die vier beteiligten Beamten wurden mittlerweile entlassen. Polizist Chauvin wurde wegen Mordes angeklagt.
Der 46-jährige Afroamerikaner George Floyd starb am 25. Mai nach einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis. Der 44-jährige Polizist Derek Chauvin drückt Floyd minutenlang sein Knie in den Nacken und ignoriert dabei Bitten von Floyd, ihn atmen zu lassen. Die vier beteiligten Beamten wurden mittlerweile entlassen. Polizist Chauvin wurde wegen Mordes angeklagt. © AFP | DARNELLA FRAZIER
Nach dem Tod von George Floyd legten Menschen in Minneapolis Blumen nieder. In den darauffolgenden Tagen kam es zu immer größeren Protesten gegen Rassismus und Polizeigewalt.
Nach dem Tod von George Floyd legten Menschen in Minneapolis Blumen nieder. In den darauffolgenden Tagen kam es zu immer größeren Protesten gegen Rassismus und Polizeigewalt. © AFP | KEREM YUCEL
Am 26. Mai protestierten Demonstranten auf der Hiawatha Avenue in Minneapolis. Die Proteste eskalierten zunehmend.
Am 26. Mai protestierten Demonstranten auf der Hiawatha Avenue in Minneapolis. Die Proteste eskalierten zunehmend. © AFP | Stephen Maturen
Am 27. Mai versammelten sich Demonstranten zu einer zweiten Nacht der Proteste in der US-Stadt Minneapolis. Am Abend bildet die Polizei eine menschliche Barrikade um den Dritten Bezirk. Dort hatten die Beamten gearbeitet, die beschuldigt werden, George Floyd getötet zu haben.
Am 27. Mai versammelten sich Demonstranten zu einer zweiten Nacht der Proteste in der US-Stadt Minneapolis. Am Abend bildet die Polizei eine menschliche Barrikade um den Dritten Bezirk. Dort hatten die Beamten gearbeitet, die beschuldigt werden, George Floyd getötet zu haben. © AFP | KEREM YUCEL
Die Proteste in Minneapolis schlugen in Gewalt um. Autos und Mülltonnen brannten, Geschäfte wurden geplündert, Häuser beschädigt.
Die Proteste in Minneapolis schlugen in Gewalt um. Autos und Mülltonnen brannten, Geschäfte wurden geplündert, Häuser beschädigt. © AFP | Jose Luis Magana
Auch in anderen US-Städten wie hier in Los Angeles protestierten Menschen gegen Rassismus und Polizeigewalt.
Auch in anderen US-Städten wie hier in Los Angeles protestierten Menschen gegen Rassismus und Polizeigewalt. © AFP | AGUSTIN PAULLIER
In Las Vegas gingen die Menschen in den vergangenen Tagen auch auf die Straße. Truppen der Nationalgarde patrouillierten nach mehreren Nächten voller Proteste, in denen es auch zu Brandstiftung und Plünderungen kam. In Las Vegas schwebte ein Beamter in Lebensgefahr, nachdem ein Angreifer ihm in den Kopf geschossen hatte.
In Las Vegas gingen die Menschen in den vergangenen Tagen auch auf die Straße. Truppen der Nationalgarde patrouillierten nach mehreren Nächten voller Proteste, in denen es auch zu Brandstiftung und Plünderungen kam. In Las Vegas schwebte ein Beamter in Lebensgefahr, nachdem ein Angreifer ihm in den Kopf geschossen hatte. © AFP | BRIDGET BENNETT
Wasser und Milch half Demonstranten, die während eines Protestes am 1. Juni in der Innenstadt von Washington DC, Pfefferspray in die Augen bekommen hatten.
Wasser und Milch half Demonstranten, die während eines Protestes am 1. Juni in der Innenstadt von Washington DC, Pfefferspray in die Augen bekommen hatten. © AFP | Drew Angerer
Auch Anfang Juni gingen die Proteste weiter – während es mancherorts zu weiteren Ausschreitungen kam, blieben viele Demonstrationen friedlich. So auch direkt vor dem Amtssitz des US-Präsidenten Donald Trump. Doch dies hinderte Trump nicht daran, bei einem öffentlichen Auftritt Tränengas gegen die Demonstranten einsetzen zu lassen.
Auch Anfang Juni gingen die Proteste weiter – während es mancherorts zu weiteren Ausschreitungen kam, blieben viele Demonstrationen friedlich. So auch direkt vor dem Amtssitz des US-Präsidenten Donald Trump. Doch dies hinderte Trump nicht daran, bei einem öffentlichen Auftritt Tränengas gegen die Demonstranten einsetzen zu lassen. © AFP | ROBERTO SCHMIDT
Auf dem Weg zu einem Fototermin setzten vor ihm gehende Sicherheitskräfte Tränengas gegen friedlich Demonstrierende ein – um ihm dem Weg zum Fototermin freizuräumen.
Auf dem Weg zu einem Fototermin setzten vor ihm gehende Sicherheitskräfte Tränengas gegen friedlich Demonstrierende ein – um ihm dem Weg zum Fototermin freizuräumen. © AFP | BRENDAN SMIALOWSKI
Danach ließ sich Trump medienwirksam – mit einer Bibel in der Hand – vor einer von Protestierenden mit Graffiti beschmierten Kapelle ablichten.
Danach ließ sich Trump medienwirksam – mit einer Bibel in der Hand – vor einer von Protestierenden mit Graffiti beschmierten Kapelle ablichten. © dpa | Patrick Semansky
Auch außerhalb der USA wurde mittlerweile protestiert. Vor der US-Botschaft in Paris zeigen Demonstranten Plakate mit der Aufschrift „Wir sind alle George Floyd“.
Auch außerhalb der USA wurde mittlerweile protestiert. Vor der US-Botschaft in Paris zeigen Demonstranten Plakate mit der Aufschrift „Wir sind alle George Floyd“. © AFP | BERTRAND GUAY
Undauch junge Mitglieder der griechischen Kommunistischen Partei protestierten in Athen vor der US-Botschaft nach dem Tod von George Floyd.
Undauch junge Mitglieder der griechischen Kommunistischen Partei protestierten in Athen vor der US-Botschaft nach dem Tod von George Floyd. © AFP | ARIS MESSINIS
1/14

Die Optik war so verheerend, dass sich der frühere US-Verteidigungsminister James Mattis, ein Vier-Sterne-General, gegen Trump stellte und ihm den Missbrauch des Militärs gegen die eigene Zivilbevölkerung vorwarf. Wenig später ging Verteidigungsminister Mark Esper auf Distanz zu Trump, als er den vom Präsidenten geforderten Einsatz der Armee gegen Demonstranten ablehnte.

Auch der frühere US-Generalstabschef Mike Mullen meldete sich zu Wort. Amerika sei in akuter Gefahr, unter Trump in die Illiberalität abzugleiten. Mullen sagt wörtlich, es mache ihn „krank” zu sehen, dass Mitglieder der Nationalgarde „mit Gewalt“ dabei geholfen haben, dem Präsidenten eine Schneise zur St. John’s-Kirche zu schlagen.