Bielefeld. Der FC Schalke 04 steigt in die 2. Fußball-Bundesliga ab. Am Dienstagabend verloren die Gelsenkirchener mit 0:1 bei Arminia Bielefeld.

Um 22.22 Uhr liefen die Spieler des FC Schalke 04 in die Kabinen des Bielefelder Stadions. Sie schauten enttäuscht, verärgert, traurig, leer. Überrascht waren sie aber nicht über das, was nun wahr ist, was noch vor wenigen Wochen niemand für möglich gehalten hatte: Schalke ist nach der 0:1 (0:0)-Niederlage bei Arminia Bielefeld zum vierten Mal abgestiegen und spielt künftig in der 2. Bundesliga. Schalke trägt nun erst einmal nicht mehr Königsblau, sondern Schwarz.

Anderthalb in der Liga-Geschichte fast beispiellos schlechte Jahre haben einen der verdientesten Abstiege zur Folge. Von den vergangenen 46 Spielen gewann Schalke nur zwei, 20 dieser 46 Partien verlor Schalke mit mindestens drei Toren Unterschied. Viel hatten die Schalker probiert, um den Abstieg zu vermeiden, insgesamt viermal den Trainer gewechselt. Doch nichts davon half. Ab sofort gilt auf Schalke nur ein Datum: der 23. Juli. Dann beginnt die Saison in der 2. Bundesliga. Die Mission: Wiederaufstieg.

Schalke: Zwei Talente müssen auf die Bank

Schon als das Spiel in Bielefeld begonnen hatte, wussten die Schalker, dass nur ein Sieg den Abstieg noch ein paar Tage nach hinten verschieben würde – dafür hatte der 1. FC Köln mit seinem Erfolg über RB Leipzig gesorgt. Trainer Dimitrios Grammozis, der in der 2. Bundesliga den Neuaufbau anführen soll, hatte mit der Wahl seiner Startelf überrascht: Aus der Mannschaft, die in Freiburg am Samstag mit 0:4 untergegangen war, mussten nur zwei Spieler auf die Bank – und das waren die Talente Timo Becker und Can Bozdogan, die im Schwarzwald nicht einmal die schlechtesten Spieler gewesen waren. Grammozis setzte auf insgesamt acht Spieler, die in zwei Monaten nicht mehr da sein werden, wenn die Saisonvorbereitung beginnt.

Grammozis erwartet ein kampfstarkes Spiel mit vielen langen Pässen und Kopfballduell. Die Arminia ginge sehr auf die sogenannten „zweiten Bälle“, lautete Grammozis‘ Analyse. Der Aufsteiger ist hochmotiviert – auch dank der eigenen Anhänger. Der Bielefelder Mannschaftsbus wurde von 200 begeisterten Fans bei der Einfahrt ins Stadion empfangen. Die Arminia hat im Abstiegskampf gute Karten – aktuell steht sie auf dem rettenden 15. Platz.

Die Bielefelder wollen Schalke nicht in die 2. Bundesliga begleiten. Der Mannschaftsbus wurde anderthalb Stunden vor dem Anpfiff von etwa 200 Fans empfangen und mit lauten Rufen ins Stadion begleitet. Und die Mannschaft zeigte sich nicht geschockt vom überraschenden Erfolg des Mitkonkurrenten 1. FC Köln. Fünf gute Chancen erarbeitete sich Bielefeld in der ersten Hälfte: Manuel Prietl (8.) und Andreas Voglsammer (35.) scheiterten mit ihren Schüssen am gut reagierenden Torwart Ralf Fährmann. Ritsu Doan (13.) schoss aus kurzer Distanz den Schalker Omar Mascarell an, Masama Okugawa sprang freistehend der Ball vom Fuß (29.) und Voglsammer schlenzte vorbei (30.). Eine Führung zur Pause wäre bei diesem Chancen-Plus verdient gewesen. Schalker Möglichkeiten? Gab es nicht, wie so oft in dieser Saison.

Schalke: Fährmann lässt haltbaren Schuss passieren

Auch nach der Pause begann die Arminia bissiger, engagierter. Und sie ging durch einen Flachschuss von Fabian Klos in der 50. Minute in Führung. Dieser Treffer entsprang nicht etwa einer tollen Kombination – gleich drei Schalker hätten dieses Tor verhindern können. Omar Mascarell verlor den Ball unnötig an Amos Pieper, Benjamin Stambouli hielt zu viel Abstand zu Klos und Torwart Fährmann ließ den durchaus haltbaren Schuss passieren.

Mit diesem Gegentor war das Spiel entschieden. Die Bielefelder kämpften weiter etwas engagierter als Schalke – und hatten ab der 71. Minute Überzahl. Schalkes Abwehr-Talent Malick Thiaw hatte Gelb-Rot gesehen. In der 80. Minute hätte Arminia das zweite Tor erzielen müssen. Nach einem Foul von Sead Kolasinac an Ritsu Doan gab es Elfmeter. Doch Klos scheiterte an Fährmann und stand beim Nachschuss im Abseits. Von den Schalkern kamen in der Offensive nur noch viele lange Bälle – gefährlich wurden sie nicht mehr.

Es blieb beim 0:1. Bielefeld jubelte, Schalke trauerte. Nun haben die Schalker zweieinhalb Wochen Zeit bis zum nächsten Spiel in Hoffenheim (8. Mai, 15.30 Uhr/Sky) – diese Zeit will Sportvorstand Peter Knäbel nutzen. Ganz oben auf seiner To-do-Liste stehen Gespräche mit den Spielern, deren Verträge auch für die 2. Liga gelten. Stets hatten die Profis betont, sich erst dann zur Zukunft zu äußern, wenn der Klassenerhalt rechnerisch nicht mehr möglich ist. Das ist seit gestern, 22.22 Uhr, der Fall.