Yanqing. Bob-Pilotin Laura Nolte aus Winterberg hat bei ihrem Olympia-Debüt die Goldmedaille mit Anschieberin Deborah Levi gewonnen.

Laura Nolte schlug vor Freude immer wieder auf ihren Bob, versank dann in den Armen ihrer Anschieberin und besten Freundin Deborah Levi. Mit nur 23 Jahren krönte sich die Winterbergerin zur jüngsten Zweierbob-Olympiasiegerin der Geschichte und sorgte für die nächste deutsche Party am Goldkanal von Yanqing. Mit dem überlegenen Vorsprung von 0,77 Sekunden stellte Nolte Pyeongchang-Olympiasiegerin Mariama Jamanka in den Schatten, die allerdings mit Silber den ersten deutschen Doppel-Erfolg perfekt machte. Bronze gewann Elana Meyers Taylor aus den USA, Vize-Weltmeisterin Kim Kalicki belegte den vierten Rang.

„Ich kann es gar nicht fassen“, sagte Nolte. „Wir fühlen uns, als wären wir betrunken. Olympia war unser Traum, aber dass wir Gold gewinnen? Wer hätte damit gerechnet?! “

Nolte und Levi: Auch so beste Freundinnen

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Nach der Führung zur Halbzeit lieferte Nolte zum Auftakt des dritten Durchgangs die nächste fehlerfreie Fahrt ab. Die Winterbergerin und Anschieberin Levi fuhren in 1:00,70 Bahnrekord und enteilten der mit Deutschlands bester Sprinterin Alexandra Burghardt startenden Jamanka schon uneinholbar. Im letzten Lauf fuhr die Ex-Leichtathletin auf Sicherheit, leistete sich ausgangs der berüchtigten Kurve 13 sogar einen kleinen Patzer. Der große Triumph war ihr nicht mehr zu nehmen.

Am bitterkalten Eiskanal fiel Nolte auch optisch als Pink Lady auf. Die Handschuhe und das T-Shirt unter dem Rennanzug strahlten pink, nur ihr ebenfalls so lackierter Weltcup-Transporter fehlte in China. Nolte und Levi, die beiden Studentinnen sind abseits des Eiskanals beste Freundinnen, lieferten vier nahezu perfekte Fahrten ab. „Laura ist sehr kompakt auf den ersten zehn Metern, dazu kommt die Sprintschnelligkeit von Deborah, das ist eine Kombo, die sehr gut funktioniert. Die funktioniert nicht nur auf der Strecke“, sagte Cheftrainer René Spies.

Nolte vor Nervosität kaum gegessen

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Dabei war Nolte völlig nervös in die ersten beiden Läufe gegangen, war im zweiten Durchgang beim Start fast nicht in den Bob gekommen - und trotzdem Bestzeit gefahren. Die junge Athletin war so aufgeregt, dass sie tagsüber kaum etwas gegessen hatte. „Ich war super nervös, ich war noch nie in meinem Leben so nervös wie vor dem Lauf, beim Warmup wurde mir teilweise schwindelig, dann habe ich meine Beine nicht mehr gespürt, dann habe ich gezittert, mir wurde heiß“, sagte Nolte.

Miriama Jamanka bejubelte derweil nach ihrem Triumph von 2018 ihre zweite Medaille auf der größten Bühne. Für ihre Anschieberin Alexandra Burghardt, die derzeit beste deutsche Sprinterin, endete der Kurzausflug in die Eisrinne mit dem erhofften Edelmetall. Erst vor 28 Wochen hatte die Leichtathletin bei den Sommerspielen in Tokio ihr Olympia-Debüt gegeben. "Ich bin unglaublich glücklich gerade", sagte Jamanka.

Noltes Höhepunkt einer steilen Karriere

Die beiden Pilotinnen holten die deutschen Medaillen 13 und 14 im Yanqing Sliding Centre. Schon jetzt ist klar: Am Ende der Spiele wird der Bob und Schlittenverband für Deutschland (BSD) für deutlich mehr als die Hälfte aller deutschen Medaillen in China gesorgt haben. Acht von bislang neun Rennen in der „Goldrinne“ gewann Deutschland - nur der neue Monobob-Wettbewerb wurde zur Enttäuschung, Nolte und Jamanka blieben ohne Medaille.

Im Zweier verpasste nun Kim Kalicki das Podest, die Vizeweltmeisterin landete auf Rang vier. Auf die Bronzemedaillengewinnerin Elana Meyers Taylor aus den USA fehlten Kalicki, die im Gold-Bob von Francesco Friedrich angetreten war, acht Zehntelsekunden.

Für Nolte, gebürtig aus Unna, ist die Goldmedaille der vorläufige Höhepunkt einer steilen Karriere. Erst 2015 hatte sie durch einen Anschubtest in Winterberg zum Bobsport gefunden, spätestens in dieser Saison etablierte sich die Frohnatur endgültig in der Weltspitze. (fs/sid/dpa)