Hermsdorf. Was spielte sich die vergangene Zeit bei der Frauenmannschaft des Hermsdorfer Handballs ab? Wer sind die Damen? Und was steht zukünftig an?

Von Hannah Meyer

„Unser Highlight der vergangenen Zeit: Wir haben im letzten Monat den bisher ungeschlagenen Tabellenführer bezwungen – ein Sieg, der uns viel bedeutet“, berichtet voller Stolz Kapitänin Ronja Popko. Es sind die Lorbeeren für ein fünf-Jahre-langes Aufbauen einer neuen Handball-Frauenmannschaft des SV Hermsdorfs, die nun in der Thüringer Oberliga spielt. Viele neue Mitglieder kamen aus Stadtroda und vom HV Hermsdorf hinzu. Ungefähr die Hälfte der Mannschaftsmitglieder begann zu diesem Zeitpunkt, der andere Großteil spielt schon seit Kindesalter.

Eine der kleinen Erfolgszutaten ist die Vielfältigkeit der Handballerinnen. Die Jüngsten sind erst 16 Jahre alt, die Älteste hingegen schon 48. Dadurch bringen sie unterschiedliche Fertigkeiten mit sich, sodass alle voneinander profitieren können. Die jungen Spielerinnen glänzen durch Schnelligkeit. Die erfahreneren - Steffi Lippold im Tor und Susann Puschendorf, die schon Oberliga gespielt hat - überzeugen mit Köpfchen und können ihren Teamkolleginnen so auch des Öfteren etwas vormachen. Die beiden zählen ganz klar zu den Leistungsträgerinnen der Mannschaft.

„Die Mannschaftsdynamik ist immer wichtig und diese ist uns ziemlich gut gelungen“, betont die Kapitänin. Sie selbst versucht stets ihr Bestes zu geben und hofft, dass sie den Mädels helfen kann, ihr volles Potenzial auszuschöpfen. Für ihr Team hat Ronja Popko immer ein offenes Ohr und möchte es durch ihre extrovertierte Art und gute Laune immer bestmöglich motivieren und über die eigenen Grenzen pushen. Sie selbst sagt, dass die Verantwortung mit dem Kapitäninnendasein steigt, da man das Team auch in schwierigeren Phasen zusammenhalten und eine Balance schaffen muss, Reflexionen ihrerseits sind dabei wichtig.

Die Mischung aus Jung und Alt ist eines der Erfolgsrezepte des SV Hermsdorf.
Die Mischung aus Jung und Alt ist eines der Erfolgsrezepte des SV Hermsdorf. © Hannah Meyer

Aber auch außerhalb des Teams zeigt die 25-Jährige Lehramtsstudentin für Mathematik und Sport großes Engagement, indem sie sich für den gesamten Verein einsetzt und verschiedene Feste und Events ins Leben gerufen hat. Um auch fernab des Trainings eine tolle Teamzeit zu verbringen, veranstalten die Hermsdorfer Handballfrauen Krimidinner oder unternehmen Ausflüge. Für den altbekannten Handballerfasching im Bergstübl‘ wird gemeinsam eine kleine Choreografie eingeübt und zusammen mit der Männermannschaft gefeiert. Der Nachwuchs des Hermsdorfer Sportvereins darf sich über Training bei einigen der Mädels freuen.

Was beschäftigt die Frauen, wenn sie gerade nicht Handball spielen? Ein Großteil der Mannschaft geht noch zur Schule und macht momentan das Abitur. Manch eine studiert und wieder andere sind in sozialen Berufen im Gesundheitssystem, im Lehramt oder Kindergarten tätig.

Was ist das Besondere am Handball? „Das Beste ist, wenn man einen guten Tag hat, viele Tore wirft und somit das gesamte Team antreiben kann. Wenn der Ball aber mal nicht dorthin fliegt, wohin er soll, oder es einfach mal verzwickt ist, kann das Team dich tragen. Das Wundervolle am Mannschaftsport ist, dass man sich aufeinander verlassen kann und zusammenhält. Um ein gutes Ergebnis zu erzielen, ist es wichtig, dass alle gut miteinander arbeiten“, sagt die Kapitänin.

Gute Laune als Erfolgsrezept

Trainer Erik Stark ist für die Aufstellungen und die rasanten Spielerinnenwechsel verantwortlich. Er weiß, wie die Frauen ticken und hat ein Gespür dafür, wer das Team im Moment nach vorn bringen kann und wer mal eine Pause benötigt. Zwar beginnen und beenden meist die leistungsstärksten Frauen das Spiel, doch ganz allein schafft das keine. Innerhalb der ersten 15 Minuten werden alle einmal durchgewechselt und jede darf dem Team zu einem optimalen Spiel verhelfen. Eine weitere Erfolgszutat: „Wir haben immer sehr viel Spaß“, mit Musik, lockerer Stimmung und guter Laune kann doch eigentlich nichts mehr schiefgehen – das Ritual vor jedem Spiel. Stress soll fernbleiben, denn Handball bleibt nun mal das geliebte Hobby der Frauen.

Kapitänin Ronja Popko (rechts) wird Anfang Mai ihr letztes Spiel für die Hermsdorfer Handballerinnen bestreiten.
Kapitänin Ronja Popko (rechts) wird Anfang Mai ihr letztes Spiel für die Hermsdorfer Handballerinnen bestreiten. © Hannah Meyer

Am 4. Mai steigt das letzte Auswärtsspiel gegen den momentan Drittplatzierten Weimar und beendet die Saison. Das Ziel, das sich die Frauen gesetzt haben, ist, den vierten Platz in der Liga zu belegen. Momentan rangieren sie auf Platz fünf, haben den Klassenerhalt noch nicht sicher. Das letzte Spiel entscheidet also über den Abstieg, ob die Frauen in der nächsten Saison in der nächsttieferen Liga – der Regionsoberliga – oder weiterhin in der Thüringer Oberliga spielen dürfen. Motiviert betont die Kapitänin, das Ziel sei noch in greifbarer Nähe. Sie sind sich ihrer Schwächen bewusst und wissen genau, wo sie nochmal angreifen müssen. Die aggressivere Abwehr hat beim vergangenen Heimspiel am 20. April gegen Werratal wie vorgestellt funktioniert. Somit konnten sie sich einen wichtigen 32:20-Sieg einheimsen. Weiterhin wollen sie mehr Bewegung und Willen im Angriff zeigen und ihr Umschaltspiel von Abwehr auf Angriff verbessern, um eine bessere Spieldynamik zu generieren.

Trainingslager in Hamburg im August

Nach Saisonende haben die Frauen ein paar Monate Zeit, sich auf die neue Saison vorzubereiten. In diesem Zeitraum soll es verschiedene Trainingsspiele geben und das persönlich definierte neue Highlight. Was soll wohl das neue Highlight der Frauenmannschaft sein? Ganz klar, das Trainingslager in Hamburg an einem Augustwochenende. Dafür kommen alle Mädels bei Kapitänin Ronja Popko unter, die das Haus ihrer Eltern zur Verfügung stellt. Trainiert wird in der Sporthalle, in der sie selbst früher schon immer gespielt hat, als sie noch in Hamburg lebte.

Von zwei Spielerinnen muss vorerst Abschied genommen werden, da das Studium den Lebensmittelpunkt einer der Damen aus Hermsdorf wegbewegt. Unter anderem aber auch von Kapitänin Ronja Popko. Sie möchte nun nach fünf Jahren, in denen sie in Hermsdorf gespielt hat, zurück in ihre Heimat nach Hamburg ziehen. Dort wird sie ihr Referendariat absolvieren und Gymnasiallehrerin werden. Zur neuen Saison im Oktober darf man sich auf 16 Frauen freuen, die für den SV Hermsdorf auf dem Feld stehen.