Weimar. Thomas Weikert ist neuer Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes. Auf der Mitgliederversammlung setzte er sich klar durch.

Thomas Weikert ist neuer DOSB-Präsident. Der 60 Jahre alte Anwalt setzte sich bei der Wahl auf der Mitgliederversammlung in Weimar am Samstag erwartungsgemäß gegen seine Konkurrentin Claudia Bokel mit 361 von 417 gültigen Stimmen durch. Auf den früheren Tischtennis-Weltverbandschef aus Limburg wartet eine Mammutaufgabe: Der Nachfolger des umstrittenen Alfons Hörmann muss den schwer beschädigten Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) aus der Krise führen.

„Das ist ein Zeichen, dass wir in Zukunft die Einheit wiederherstellen wollen“, sagte Weikert nach seiner Wahl mit Blick auf das deutliche Votum: „Ich bin ein bisschen überwältigt, man wird ja nicht jeden Tag DOSB-Präsident. Jetzt packen wir es an, dann kommen wir auch voran.“

Zahlreiche Herausforderungen zu meistern

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Seine Vorstellungsrede hielt Weikert einige Minuten zuvor schon im Präsidialton. „Die Zukunft von Deutschland braucht Sport, aber auch Sport in Deutschland braucht eine Zukunft“, sagte er. Alle unter dem Dach des DOSB, sagte er, seien verantwortlich, „dass von der heutigen Mitgliederversammlung ein Zeichen des Aufbruchs für den gesamten deutschen Sport ausgeht.“

Weikert, der zunächst nur für ein Jahr gewählt wurde, hat sofort zahlreiche Herausforderungen zu meistern. In seiner Rede fasste der neue Präsident die Baustellen in vier Punkten zusammen. So brauche der Sport eine Stimme, „die im politischen Berlin wieder deutlich gehört wird.“ Zudem müsse man „die Vielfalt und Einheit des Sports wieder stärken“ und „in allen Bereichen klare und gemeinsame Ziele für eine bessere Zukunft“ entwickeln. Mit Blick auf das bewegte Jahr 2021 wolle Weikert zudem einen „modernen, glaubwürdigen und integren DOSB bauen.“

Hörmann sieht sich als Opfer einer Intrige

Bei der aus Gründen des Infektionsschutzes auf drei Stunden verkürzten Mitgliederversammlung fehlte Hörmann indessen. Er hatte zuletzt mit den Folgen einer Corona-Infektion zu kämpfen. Ein leiser Abschied nach acht Jahren im Amt wurde es dennoch nicht: Der 61-Jährige teilte über die Allgäuer Zeitung noch einmal gegen seine Kritiker aus - Hörmann sieht sich weiter als Opfer einer Intrige.

„Es liegen uns umfangreiche Hinweise und Belege dafür vor, dass es sich um einen ganz gezielten Umsturz an der gesamten Spitze des DOSB handelte“, wurde Hörmann in der Samstagausgabe seiner Heimatzeitung zitiert. Die zuständige Ethikkommission hatte die Präsidiumsneuwahl empfohlen, nachdem am 6. Mai ein anonymer Brief öffentlich geworden war, demzufolge unter Hörmanns Führung eine „Kultur der Angst“ im DOSB geherrscht haben soll.

Unter Beobachtung bei Olympia in Peking

Für Hörmanns Nachfolger Weikert lässt die erste Bewährungsprobe nun nicht lange auf sich warten. Die Olympischen Winterspiele in Peking (4. bis 20. Februar) stehen vor der Tür. Es wird genau beobachtet werden, wie sich Weikert auf internationalem Parkett bewegt und wie klar er vor Ort auf die Menschenrechtsverletzungen in China aufmerksam macht. Gegen einen Boykott der Spiele, in egal welcher Form, hatte sich Weikert bereits im SID-Interview ausgesprochen.

Seiner Meinung nach solle der deutsche Sport „an den Olympischen Spielen teilnehmen und dort mit sportlich guten Leistungen aufwarten“, dies jedoch „auch mit klaren Worten, die von der Welt wahrgenommen werden.“ Athletensprecherin Karla Borger stellte derweil im SID-Gespräch klar, dass die Boykott-Debatte „nicht auf den Rücken der Athleten ausgetragen werden“ dürfe. Dies sei etwas, „was von einer Riege oben drüber zusammen mit den Athleten besprochen werden muss“, so die Beachvolleyballerin. Einigkeit wird in Zukunft das oberste Gebot sein müssen. (sid)