Doha. Die teuren Spielstätten werden nach dem Abschluss der WM eigentlich nicht mehr gebraucht. Oder entwickelt sich alles anders?

Die Weltmeisterschaft der kurzen Wege hatte Katar angekündigt, und wirklich ließen sich die acht Stadien in und um Doha herum meist schnell erreichen. Eindrucksvoll waren die Bauten, das Finalstadion in Lusail etwa erinnerte an eine große goldene Badewanne, schon von Weitem strahlte diese Kathedrale des Fußballs.

Nur gehört zur Wahrheit, dass diese Spielstätten nur entstanden sind, weil Gastarbeiter unter meist widrigsten Umständen geschuftet haben, wie viele gestorben sind, ist bis heute nicht klar. Zudem stehen in dem Emirat nun acht wunderbare Stadien, die eigentlich nicht mehr wirklich gebraucht werden. Oder? Was passiert mit ihnen?

Stadion 974 soll woanders aufgebaut werden

Ein Plan sah vor, einige wieder in Entwicklungsländern aufzubauen. Katar wollte die Kosten dafür übernehmen. Besonders rückt dabei das Stadion 974 in den Blickpunkt, es wurde, wie der Name verrät, aus 974 recycelten Containern zusammengezimmert. Es sei das erste vollständig demontierbare überdachte Fußballstadion der Welt, betonten die Organisatoren gerne.

„Dieses Stadion wird an einem anderen Ort der Welt wiederverwendet werden“, sagte Gianni Infantino, Präsident des Weltfußballverbandes Fifa. Dieser Vorgang sei „Teil des Vermächtnisses dieser Weltmeisterschaft, der Nachhaltigkeit der Weltmeisterschaft, des Nachdenkens über die Umwelt“.

Schon in Brasilien und Russland ungenutzt Stadien

Nun ja. Ein genauer Ort wurde noch nicht benannt, anscheinend stehen die Interessenten nicht gerade Schlange. Wie nach den Turnieren in Brasilien (2014) und Russland (2018) deutet daher mehr darauf hin, dass einige nahezu ungenutzte Stadien bestehen bleiben werden. Dass dieses Problem häufiger auftaucht, wird schon daran deutlich, dass es sogar einen Begriff für diese Bauten gibt: „Weiße Elefanten“. Meist sind sie ein Ärgernis, weil sie Kosten produzieren, obwohl sie nur herumstehen. Geld aber spielt in Katar keine Rolle.

Das Land hat jedoch nur 2,7 Millionen Einwohner, weniger als Deutschlands Hauptstadt Berlin. Über 200 Milliarden Dollar soll die gesamte WM-Infrastruktur gekostet haben. Die Metro rauscht unter Doha her, das Zentrum glitzert. Nur wer soll die Arenen jetzt nutzen?

Vereinsmannschaften ziehen in die Stadien

Die seit dem Viertelfinale schon nicht mehr gebrauchten Stadien Al-Janoub und Ahmad bin Ali werden wohl verkleinert. Das Al-Janoub soll mit einer Zuschauerkapazität von 20.000 statt 44.325 zur Heimspielstätte des Erstligisten Al-Wakrah SC werden. Auch im Ahmad-bin-Ali-Stadion kommt es zur Halbierung der WM-Kapazität von 45.000, hier soll der Al-Rayyan SC seine Begegnungen austragen. Die abgebauten Sitze sollen an weniger wohlhabende Länder gespendet werden. Das Khalifa International Stadium wurde bereits zur Leichtathletik-Weltmeisterschaft 2019 renoviert. Hier wird weiterhin die katarische Nationalmannschaft spielen.

Und sonst? Im Al-Bait-Stadion, in dem die Deutschen Mannschaft gegen Spanien (1:1) und Costa Rica (4:2) gespielt hatte, soll ein neues gesellschaftliches Zentrum entstehen. Ein Fünf-Sterne-Hotel, ein Einkaufszentrum und ein sportmedizinisches Zentrum sollen hier einziehen. Das Lusail-Stadion könnte künftig Schulen und Lebensmittelgeschäfte beherbergen. Ob dies aber wirklich so kommt, ist unklar. Alles bleibt vage, unkonkret, die Verantwortlichen halten sich mit Zusagen zurück.

Katar bewirbt sich für weitere Sportevents

Und vielleicht entwickelt sich alles sowieso noch mal ganz anders. Katar hat nämlich nicht vor, von der Sportlandschaft zu verschwinden. Im Gegenteil. Der Asien-Cup 2023 findet in dem Emirat statt, der Wüstenstaat ist für China eingesprungen, das das Turnier wegen der Corona-Krise abgegeben hatte. Im Sommer soll der Ball rollen, aufgrund der Hitze wird die Veranstaltung aber wohl in den Januar 2024 verschoben.

2030 sollen zudem die Asienspiele die Menschen in Doha in ihren Bann ziehen. Sogar der Plan, die Olympischen Spiele auszurichten, soll nun forciert werden. Katar möchte sich für Olympia 2036 bewerben, selbst wenn diese im Sommer stattfinden würde. Klimaanlange sollen dann wie teilweise bei der Weltmeisterschaft die Temperaturen hinunterkühlen. Die „weißen Riesen“, wie sie genannt werden, könnten also vielleicht doch noch gebraucht werden.