Erfurt . In einem Aufruf fordern prominente Historiker, Wissenschaftler und Künstler von den Parteien, Angriffe der AfD auf die Demokratie zu verhindern.

Die Wahl eines Ministerpräsidenten mit den Stimmen der AfD und die Hängepartie bei der Regierungsbildung in Thüringen hat prominente Thüringer zu einem ungewöhnlichen Schritt veranlasst. In einem Gemeinsamen Aufruf an die Abgeordneten des Thüringer Landtags erklären Historiker, Gedenkstättenverantwortliche, Wissenschaftler, Künstler und die Jüdische Landesgemeinde, die AfD ziele auf die Aushöhlung der parlamentarischen Demokratie.

Dabei seien ihr die Landtagsfraktionen von CDU und FDP durch ihr Abstimmungsverhalten und dem daraus folgenden politischen Debakel entgegengekommen. Mit der Ankündigung von Alexander Gauland, AfD-Fraktionschef im Bundestag, die Landtagsabgeordneten seiner Partei aufzufordern, Bodo Ramelow als Ministerpräsident zu wählen, sollten die parlamentarische Demokratie einmal mehr als unfähiges „System“ vorgeführt und die demokratischen Parteien und deren Abgeordnete lächerlich gemacht werden.

„Es sollte deshalb ein gemeinsames Anliegen aller demokratischen Parteien sein, diesen Plan zu durchkreuzen. Wir bitten deshalb deren Abgeordnete, dieses Spiel nicht mitzuspielen, sondern aufeinander zuzugehen und zügig gemeinsam im Landtag einen Ministerpräsidenten zu wählen.

Alle weiteren Entscheidungen müssen von der Prämisse geprägt sein, weiteren Schaden vom Parlamentarismus und dem Amt des Ministerpräsidenten abzuhalten. In der jetzigen Situation müssen die Verteidigung und Stabilisierung der Demokratie an erster Stelle stehen – und nicht parteitaktische Egoismen, die nur die Feinde der Demokratie stärken“, heißt es wörtlich im am Dienstagnachmittag online verbreiteten Aufruf.

Unterschrieben ist er von Ulrike Lorenz, Präsidentin der Klassik Stiftung Weimar, Volkhard Knigge, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Norbert Frei, Historiker an der Uni Jena und Vorsitzender des Wissenschaftlichen Kuratoriums der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Hasko Weber, Generalintendant des Deutschen Nationaltheaters und der Staatskapelle Weimar, Jörg Ganzenmüller, Vorstand der Stiftung Ettersberg, Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße, Christoph Stölzl, Präsident der Hochschule für Musik Franz Liszt sowie Reinhard Schramm, Vorsitzender der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen.