Berlin. Deutschland rüstet auf – zumindest ein bisschen. Bei “Hart aber fair“ zeigt sich: Manchen geht es zu weit, anderen nicht weit genug.

Bei “Hart aber fair” geht es in dieser Woche um die Einsatzfähigkeit der Bundeswehr. Wegen des russischen Angriffkrieges gegen die Ukraine will Moderator Louis Klamroth von seinen Gästen wissen, ob Deutschland “Krieg können” müsse – oder, ob Verhandlung die bessere Taktik wäre.

„Hart aber fair“: Diese Gäste waren am Montag dabei

  • Rüdiger Hesse, Bundeswehr-Einsatzveteran
  • Michael Roth (SPD), Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses
  • Franz Alt, Publizist und Friedensaktivist
  • Paul Ronzheimer, Stellvertretender Chefredakteur "Bild"
  • Mariya Maksymtsiv, in Deutschland lebende Ukrainerin
  • Ulrike Winkelmann, Chefredakteurin der "taz"

Rüdiger Hesse war als Bundeswehrsoldat mehrfach in Afghanistan. Seit dem Beginn des Kriegs gegen die Ukraine habe sich das Bild des Soldaten verändert. “Endlich ist in der Gesellschaft angekommen, dass wir auch eine Armee brauchen könnten”, sagt er.

“Dass Deutschland Krieg kann, hat die Welt zweimal auf furchtbare Art und Weise erlebt”, antwortet der Friedensaktivist Franz Alt auf die Sendungsfrage. Wichtiger sei, “dass wir Frieden können”.

Michael Roth ist SPD-Politiker und sagt: “Politik und Bürgerinnen und Bürger haben verstanden, dass uns die eigene Sicherheit etwas wert sein muss.” Man könne allerdings die Fehler der vergangenen 30 Jahre nicht in einer Legislaturperiode beheben.

“Hart aber Fair”: Zu wenig in Bundeswehr investiert?

Die Chefredakteurin der “taz”, Ulrike Winkelmann, sagt: “Wir müssen viel über Frieden reden. Wir müssen aber auch über eine Verteidigungsfähigkeit reden.” Das sei die Lehre aus dem vergangenen Kriegsjahr. “In die Bundeswehr ist zu wenig investiert worden”, sagt sie. Abläufe müssten optimiert werden.

“Scholz muss nachlegen”, fordert der stellvertretende Chefredakteur der “Bild”, Paul Ronzheimer, mit Blick auf die von Bundeskanzler Olaf Scholz zugesagten 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr. Der Druck unter dem aktuellen Verteidigungsminister Boris Pistorius sei größer als er unter der ehemaligen Ministerin Christine Lambrecht.

Mariya Maksymtsiv ist Ukrainerin und lebt in Deutschland. Ihr zehn Jahre jüngerer Bruder kämpft im Krieg. “Wir brauchen Waffenlieferungen, um uns zu verteidigen." Zu Kompromissen, etwa in Form eines Tausches von ukrainischem Land gegen Frieden, sei das Volk nicht bereit. Verhandlungen diesbezüglich würden ihrer Meinung nach ohne Erfolg bleiben.

Aktivist Franz Alt hingegen ist der Meinung, dass man versuchen müsse, mit Putin zu Friedensverhandlungen zu führen. “Zum Wohle der Ukraine würde ich auch mit dem Teufel verhandeln”, sagt er.

Erst wenn Putin akzeptiere, dass er “den Traum vom großrussischen Reich keinem anderen Land aufzwingen” könne, gebe es eine Verhandlungsgrundlage, meint der SPD-Politiker Michael Roth.

“Hart aber Fair”: Deutsche für stärkere Unterstützung der Bundeswehr

Ulrike Winkelmann sieht im Gefangenenaustausch und der Weizenausfuhr Hinweise darauf, dass es bereits Verhandlungen gebe. “Wir werden die Letzten sein, die davon erfahren”, so die “taz”-Chefredakteurin. Denn würde öffentlich verhandelt, so sei es um Scheitern verurteilt.

Laut einer aktuellen Umfrage von R+V fürchten 63 Prozent der Deutschen, dass wir uns im Ernstfall nicht verteidigen können. “Das wollen wir auch gar nicht”, sagt Michael Roth. Dafür gebe es das Verteidigungsbündnis Nato. In Deutschland müsse man für mehr Verständnis für die Bundeswehr werben.

Doch eine nicht repräsentative Umfrage am Ende der Sendung zeigt: Die Befragten wären sogar bereit, für die höhere Sicherheit des Landes einen Feiertag abzugeben. Das würde zu steuerlichen Mehreinnahmen von rund 3,5 Milliarden Euro führen.

Ukraine-Krieg – Hintergründe und Erklärungen zum Konflikt

Zur Ausgabe von „Hart aber fair“ in der ARD-Mediathek.