Berlin. Er ist zurück: Am Freitag präsentierte Jan Böhmermann erstmals das „ZDF Magazin Royale“. Das bot der Entertainer seinen Zuschauern.

  • Vor etwa einem Jahr verabschiedete sich Entertainer Jan Böhmermann mit der letzten Folge des „Neo Magazin Royale“
  • Nun ist er zurück, diesmal im Hauptprogramm
  • Am Freitag präsentierte er zum ersten Mal das „ZDF Magazin Royale“

Vor einer Woche löschte der Satiriker Jan Böhmermann sämtliche Social-Media-Profile und wechselte zum Instant Messenger Telegram, über den seit Beginn der Corona-Pandemie immer mehr ehemalige D-Promis ihre „Weisheiten“ über angebliche Verschwörungen in die Weiten des Internets schreiben – und dabei von Hunderttausenden gelesen werden.

Böhmermann nutzte Telegram für vage Allgemeinplätze über eine vermeintliche Weltverschwörung und konnte mit der geschickten Promo-Aktion über 100.000 Menschen auf seinem Kanal versammeln, die gespannt auf die Rückkehr des „Neo Magazin Royale“ warteten. Am Freitag war es soweit. Im ZDF-Hauptprogramm debütierte das „ZDF Magazin Royale“.

„ZDF Magazin Royale“: Jan Böhmermann mit Grüßen von “Fans“

Der Einstieg in die Sendung war vielversprechend: Nach Grußworten großer Böhmermann-„Fans“ wie etwa des ehemaligen österreichischen Vizekanzlers HC Strache, des Tübinger Oberbürgermeisters Boris Palmer und von Petr Bystron von der AfD leerte Böhmermann einen Wein und startete seine neue Sendung aus der „Friedrich-Merz-Arena“.

Das große Thema der Sendung war nach Böhmermanns Telegram-Auftritt vorhersehbar: Verschwörungen. Nach einem Einspieler mit der wohl bekanntesten Handpuppe im deutschen Fernsehen, Spencer aus „Hallo Spencer“, führte Böhmermann die Sendung mit seiner größten Stärke fort, die auch schon das „Neo Magazin Royale“ einzigartig machte: Er versuchte aufzudecken, was eigentlich längst bekannt ist.

Denn laut Böhmermann haben Verschwörungstheorien häufig einen wahren Kern. Im Allgemeinen zielten die Theorien auf eine „kleine Elite“ ab, die angeblich die Welt lenkt. Im Gegensatz zu den Theorien der Verschwörungsgläubigen seien diese „Eliten“ allerdings keine Juden oder eine geheime Weltverschwörung, sondern die Superreichen unserer Gesellschaft, erläuterte Böhmermann.

Jan Böhmermann deckt auf: Superreiche nehmen die Rolle der „geheimen Elite“ ein

Da seien zum Beispiel die Familien Klatten und Quandt, die BMW-Erbinnen und Erben. Böhmermann erklärte anhand von Zeitungsüberschriften, dass die beiden Familien während der Corona-Pandemie immer reicher geworden seien, während sie ihre Angestellten in Kurzarbeit schickten.

Ein weiterer Punkt in Böhmermanns Beweisführung gegen die Superreichen: Sieben der elf reichsten Familien Deutschlands seien nur so reich, weil sie während des Nationalsozialismus mit den Nazis kollaboriert hätten und ihre monetäre Macht bis heute nutzen würden, um die Erinnerung an ihre Nazi-freundlichen Vorfahren möglichst positiv zu gestalten.

So führte Böhmermann etwa Michael Stoschek an, den Erben der Brose Fahrzeugteile GmbH. Dieser finanziert in Coburg eine Reihe von öffentlichen Einrichtungen – und forderte im Gegenzug, dass die Stadt eine Straße nach seine Großvater Max Brose benennt. Pikant: Brose war nicht nur der Gründer der Brose Fahrzeugteile, sondern auch leidenschaftlicher Nazi und ab 1938 sogar Wehrwirtschaftsführer.

Fans haben seiner Rückkehr entgegengefiebert: Jan Böhmermanns neue Satiresendung „ZDF Magazin Royale
Fans haben seiner Rückkehr entgegengefiebert: Jan Böhmermanns neue Satiresendung „ZDF Magazin Royale" läuft seit Freitag im ZDF. © dpa | Jens Koch

Jan Böhmermann kämpft gegen die Ungleichheit – und schießt auch gegen die Medien

Böhmermann bezeichnete die „ungleiche Verteilung von Geld und Gütern“ als eines der größten Probleme unserer Zeit. Superreiche nutzten ihr Geld und ihren Einfluss gezielt dazu, ihre Machenschaften aus der Presse herauszuhalten.

Die meisten Medien stürzten sich deshalb lieber auf Verschwörungstheoretiker und „Querdenker“ und seien dadurch zu abgelenkt, um über die Nazi-Vergangenheit der Quandts, Klattens und Stoscheks zu berichten.

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Eine der größten Stärken Böhmermanns ist auch im „ZDF Magazin Royale“, dass er den Finger gnadenlos in die Wunden der Gesellschaft legt und blinde Punkte aufzeigt, obwohl die Informationen dazu eigentlich frei zugänglich sind. Weiterhin kündigte Böhmermann an, über seinen Telegram-Kanal weitere Informationen über die Reichsten der Gesellschaft verbreiten zu wollen.

Das erste „ZDF Magazin Royale“ macht Lust auf mehr

Die auf eine halbe Stunde bemessene Sendezeit tat dem „ZDF Magazin Royale“ gut. Es gab in der ersten Folge wenig Längen.

Begleitet wurde der Showmaster vom kongenialen „Rundfunk Distanz Orchester Ehrenfeld“, das die Sendung über Zoom begleitete und das „ZDF Magazin Royale“ zusammen mit der Hardstyle-Band Scooter und ihrem Hit „Fuck 2020“ beschloss. Alles in allem war die erste Folge im Hauptprogramm ein gelungener Einsteig, der die Messlatte für alle weiteren Folgen hoch legt.

Die Sendung finden Sie auch in der ZDF-Mediathek.