Berlin. Bei Markus Lanz bekamen sich Klimaaktivistin Luise Neubauer und Kevin Kühnert in die Haare. Dem SPD-Vize stieg das schmerzhaft zu Kopf.

Vier Tage vor der Bundestagswahl geht es noch einmal richtig zur Sache. Nicht nur die möglichen Koalitionen stehen zur Debatte, auch die künftige Klimapolitik sorgt für reichlich Argumentations-Chaos. Durch dieses kämpfte sich Moderator Markus Lanz gemeinsam mit seinen Gästen am Dienstagabend.

„Markus Lanz“ – Das waren die Gäste:

  • Kevin Kühnert, SPD-Politiker
  • Volker Wissing, FDP-Politiker
  • Luisa Neubauer, Umweltaktivistin

Ampel, Deutschland, Jamaika oder Kenia – wer kann mit wem überhaupt gemeinsam regieren? Beantworten konnte der stellvertretende SPD-Vorsitzende Kevin Kühnert die Frage nicht. Mit wem er nicht regieren möchte, allerdings schon. Auf der Internetplattform Reddit sprach sich der SPD-Politiker gegen eine Koalition zwischen SPD und Union aus.

„Das war jetzt keine Neuigkeit“, sagte Kühnert anschließend. So ganz passte die Argumentation allerdings nicht, als Moderator Markus Lanz nochmal nachhakte: „Das Kernargument der SPD ist doch immer: Mit Demokraten schließen wir erstmal gar nichts aus“.

Kühnert versuchte zwischen seiner persönlichen und der parteilichen Situation zu differenzieren. „Ich versichere ganz persönlich, dass ich das nicht mitmachen werde“, betonte der SPD-Vize.

„Es ist wichtig unter demokratischen Parteien, nicht auszuschließen, dass man Gespräche miteinander führt“, sagte er weiter. Der FDP-Generalsekretär Volker Wissing zeigte sich da sichtlich unparteiischer. „Ich finde es wichtig, dass wir einen Beitrag leisten, dass am Ende immer eine Regierung aus der demokratischen Mitte heraus möglich ist“, sagte Wissing.

Neubauer liefert sich Schlagabtausch mit Kühnert

Die Klimaaktivistin Luisa Neubauer kritisierte den diesjährigen Wahlkampf scharf. Die Union habe nach ihrer Regierungszeit einen „ökologischen Scherbenhaufen“ hinterlassen. „Es ist eine Jahrhundertwahl, vor der wir stehen“, sagte Neubauer. Doch keine der Parteien hätte Informationen rund um die Klimakrise besonders transparent präsentiert. „Das ist nicht eine Geschmacksfrage, das ist eine moralische Frage“, sagte die Aktivistin weiter. Es fehle an konkreten Plänen und Eingriffen, um das 1,5 Grad Ziel des Pariser Klimaabkommens zu erreichen.

"Redet die Politik das alles nur schön?", hakte Lanz daraufhin bei der Gegenseite nach. „Wir haben in der deutschen Öffentlichkeit keine Sprache für die Klimakrise“, antwortete Kühnert. Neubauer ließ das nicht unkommentiert. Kopfschüttelnd wiederholte sie den Plan der SPD-Kohlekraftwerke bis 2038 laufen zu lassen. „Ist das logisch?“, fragte Lanz erneut nach und löste damit eine hitzige Debatte aus.

„Zunächst mal ist der Plan der SPD nicht, dass wir eine Punktlandung beim Kohleausstieg 2038 machen“, so Kühnert. Immer wieder versuchte der SPD-Politiker auch die soziale Frage mit in die Diskussion einzubeziehen, was für Unverständnis bei Moderator Lanz sorgte: „Herr Kühnert, Sie machen hier ganz platten Wahlkampf“.

Auch Neubauer warf dem Politiker vor, nicht genügend Konsequenzen zu ziehen. „Willkommen in der Politik“, entgegnete Kühnert. „Willkommen in der Klimakrise“, kam von der Aktivistin prompt zurück.

Neubauer zu Kühnert: "Boah! Es ist wirklich deprimierend."

„Boah! Es ist wirklich deprimierend“, rief Neubauer dazwischen während Kühnert vergeblich mit Markus Lanz über die CO2-Bepreisung diskutierte. Ein wirkliches Zwischenergebnis gab es nicht. Lediglich viele Satzunterbrechungen, Seufzer und Missverständnisse.

FDP-Generealsekretär Wissing versuchte sich zwischenzeitlich auch an dem hitzigen Schlagabtausch zu beteiligen, indem er ebenfalls die Vorgehensweisen der Politik kritisiert. Die Politik, die „überall ein bisschen rumfummelt“, müsse die Mengensteuer stärker in den Fokus rücken.

Wissing nannte seinen Vorschlag das „Effizienteste und Erfolgversprechendste“. Doch auch hier ging die Umweltaktivistin auf Angriff. „Tatsächlich ist es wirklich so, dass jedes Konzept von demokratischen Parteien in Sachen Klimaschutz besser ist als ihres“, so Neubauer. „Ich bin mit Kopfschmerzen in die Sendung gegangen und mir platzt gleich der Kopf“, kommentierte Kühnert die Diskussion.

Rente, Mindestlohn und noch mehr Kopfshcmerzen für Kühnert

Nicht nur Klimapolitik sorgte für Kopfschmerzen, auch die Rentenpolitik der Parteien zeigte auf, wie schwierig die Koalitionsverhandlungen werden könnten. Während die FDP für die gesetzliche Aktienrente wirbt, setzt sich die SPD für eine Erwerbstätigenversicherung ein.

Auch beim Mindestlohn kamen Kühnert und Wissing auf keinen gemeinsamen Nenner. „Wir halten nichts davon, dass man den Mindestlohn zum Wahlkampfthema macht“, betonte Wissing. Die Lohnfindung sei eine Sache der zuständigen Kommissionen.

Zum Ende der Sendung hin, wurde es dann ein wildes Durcheinander an Argumenten. Für die Zuschauer jedoch nicht zu verstehen, weil sich Kühnert und Wissing konsequent ins Wort fielen. Den Kopfschmerzen des SPD-Vize dürfte das sicherlich nicht gut getan haben.

„Markus Lanz“ – So liefen die vergangenen Sendungen