Berlin. Bringen Verhandlungen mit dem russischen Präsidenten etwas? Bei „Maybrit Illner“ war sich die Runde in dieser Frage durchaus einig.

Russland und die Ukraine verhandeln, immerhin. Doch konkrete Ergebnisse sind nicht in Sicht. Wie geht es also mit dem Krieg weiter? Diese Frage beschäftigte am Donnerstagabend auch die Runde bei „Maybrit Illner“.

Interessant war zunächst, wie Carlo Masala die besagten Verhandlungen einschätzte. Grundsätzlich seien die Gespräche erst einmal gut, stellte der Militärexperte klar. Schließlich könne daraus tatsächlich Annäherung folgen.

„Maybrit Illner“ – Das waren die Gäste:

  • Lars Klingbeil (SPD): Parteivorsitzender
  • Friedrich Merz (CDU): Partei- und Fraktionsvorsitzender
  • Katja Kipping (Die Linke): Berliner Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales, ehemalige Parteivorsitzende
  • Daniel Andrä: Kommandeur der Einsatzgruppe der NATO in Litauen
  • Klaus von Dohnanyi: Autor, früherer SPD-Politiker
  • Carlo Masala: Militärexperte, Professor für Internationale Politik, Universität der Bundeswehr München
  • Katja Gloger: Journalistin, Buchautorin (u.a. "Putins Welt"), Russland-Expertin

Allerdings sei auch möglich, dass Wladimir Putin nur auf Zeit spiele. „Die Russen regruppieren sich“, warnte Masala. Derzeit müssten sie sich logistisch neu versorgen. Da könnten ein paar Verhandlungen hilfreich sein. Am Ende dürfe man auch nicht vergessen, dass der russische Präsident lange Diplomatie vorgab, aber wohl schon im Dezember den Entschluss gefasst hatte, die Ukraine anzugreifen.

Die Runde bei
Die Runde bei "Maybrit Illner" vom 10. März. © ZDF/Svea Pietschmann

Ukraine-Krieg: Neutralität für Sicherheitsgarantien

Für Verhandlungen sprach sich auch Klaus von Dohnanyi aus. „Natürlich müssen wir mit Putin verhandeln“, befand der frühere SPD-Politiker. Und schloss einen kontroversen Punkt an: „Die Nato-Expansion in den Osten war ein Fehler, eine Provokation.“

Katja Gloger hatte die passende Lösung parat. Theoretisch sei eine Neutralität der Ukraine möglich, wenn es echte Sicherheitsgarantien durch Russland gebe, sagte die frühere Russland-Korrespondentin. Doch von letzterem sei man weiter entfernt denn je. Hinzu komme, dass Putin sich in den vergangenen Jahren ideologisiert habe. „Der Westen ist der Feind“, sei die zentrale Haltung des russischen Präsidenten. Die Ukraine habe in seinen Augen kein Existenzrecht als Staat.

Eine Bundeswehr, die ihre Aufgaben erfüllen kann

Doch was soll Deutschland mit dieser Situation anfangen? Ist Aufrüstung der einzige Weg? Lars Klingbeil sprach sich durchaus dafür aus. Die 100 Milliarden für die Bundeswehr, die sein Kanzler Olaf Scholz angekündigt hat, verteidigte der SPD-Chef. „Eigene Stärke ist die Voraussetzung dafür, mit Menschen wie Putin verhandeln zu können.“

Lars Klingbeil bei
Lars Klingbeil bei "Maybrit Illner". © ZDF/Svea Pietschmann

Das klang plausibel, und doch sollte man sich wohl keine allzu großen Vorstellungen von der neuen Bundeswehr machen. „Es geht nicht um Aufrüsten, sondern um Ausrüsten“, erklärte der Militärexperte Masala. Am Ende werde eine Armee stehen, die das Land weiterhin nicht alleine gegen Russland würde verteidigen können; im Idealfall werde die Bundeswehr aber in der Lage sein, ihre Aufgaben im Nato-Bündnis wahrzunehmen.

Ukraine-Krieg – Hintergründe und Erklärungen zum Konflikt

Das Fazit

Es nähert sich der Punkt, an dem zu diesem Krieg das Meiste bereits gesagt sein wird. Ein bisschen wirkte es bei „Maybrit Illner“ so, als ob es bald soweit sein könnte. Jedenfalls kam dem geneigten Zuschauer mancher Aspekt bereits bestens bekannt vor.

Das muss allerdings nicht per se etwas Schlechtes sein. Vielleicht ist es sogar notwendig, sich die neue Realität immer wieder aufs Neue vor Augen zu führen. Denn wir erleben ja tatsächlich genau das: eine Zeitenwende. „Die Zeiten, in denen man nicht mehr über Krieg nachdenken musste, sind vorbei“, fasste die Journalistin Gloger treffend zusammen.

Zur Ausgabe von „Maybrit Illner“ in der ZDF-Mediathek.

„Maybrit Illner“: Vergangene Sendungen

Dieser Artikel ist zuerst auf waz.de erschienen.