Essen. „Der Feuerteufel von Wien“, der neue Fall des blinden Ex-Kommissars Alexander Haller, ist nicht nur dank starker Darsteller sehenswert.

Schon der Prolog zeigt, was Kamera (Tobias von dem Borne) und Schnitt (Robert Stuprich) vermögen, wenn es darum geht, eine relativ unspektakuläre Szene in großes Kino zu verwandeln: Da schleicht nachts ein Mann mit Taschenlampe durch die Gänge eines Gebäudes. Ein Einbrecher?

Ein Nachwächter, in einem Museum? In einem Kloster? Es könnte alles sein – so unheimlich, ja gespenstisch die ersten Minuten von „Blind ermittelt – Der Feuerteufel von Wien“ verlaufen. Und auch wenn die Kameraeinstellungen bei Tageslicht wechseln, spannend bleiben die Bilder auch die nächsten 85 Minuten lang.

Wenn es nicht so elend didaktisch klingen würde, könnte man sagen, dass dieser österreichisch-deutsche Krimi, den das Erste heute Abend um 20.15 Uhr zeigt, die hohe „Schule des Sehens“ ist. Geht es doch um einen Blinden als Ermittler, schon das ist ein provozierendes Paradoxon. Was aber an Herrlichkeit der Welt muss ihm entgehen, weil er nicht sehen kann wie wir, die Zuschauer?

50 Schüler aus wohlhabenden Familien

In jedem Fall ist der dritte Fall des blinden Ex-Kommissars Alexander Haller ein hoch interessanter, durchgehend meisterlich bebilderter Krimi in der Regie von David Nawrath. Ein Krimi, der Spaß macht, weil alles an ihm stimmt: Das Erzähltempo, die Dialoge, der Einsatz von Musik …

Aber zurück auf Anfang. Der Tatort, an dem am nächsten Morgen die verbrannte Leiche des Schuldirektors aufgefunden wird, der eben noch auf seinem üblichen Abendkontrollgang durch die Gänge schlich, ist das Vorzeige-Internat von Wien. Die mehr als 50 Schüler kommen allesamt aus wohlhabenden Familien, sind Kinder von Politikern, Diplomaten und Wirtschaftsbossen.

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    Außer Max, der immer nur in Jeans und Polyester herumläuft, statt in Leinen und Kaschmir. Der schlaksige Junge mit der Gitarre ist der Sohn des Hausmeisters und begabter Stipendiat. Wie sein Vater benutzt auch er ein Sturmfeuerzeug, wie es bei dem Anschlag verwendet wurde. Hat einer von beiden den allseits geachteten Direktor angesteckt? Und wenn ja, warum?

    Lange Zeit sieht es so aus, als sei das die Lösung. Die Polizei kommt jedenfalls nicht weiter, da Laura Jander (Jaschka Lämmert) die Schüler gar nicht befragen darf. So wird der blinde Ex-Kommissar Alexander Haller, quasi undercover, als Musiklehrer in das Eliteinternat eingeschleust.

    Philipp Hochmair spielt in „Blind ermittelt – Der Feuerteufel von Wien“ ausgezeichnet

    Philipp Hochmair wurde für diese Rolle schon mit dem österreichischen Film- und Fernsehpreis „Romy“ ausgezeichnet. Im dritten Teil gibt er ihn so selbstverständlich und glaubhaft, als würde er gar nicht schauspielern. Hellsichtig und hellhörig, dazu hochsensibel bewegt er sich durch die fremde Umgebung. Und macht mit Selbstironie und Charme das „kleine Handicap“ der Blindheit mehr als wett. Lotta Behrbach (Aenne Schwarz), eine Lehrerin, verliebt sich gar in ihn.

    Ganz ohne sehende Augen kann aber auch er den Fall nicht lösen. Andreas Guenther als sein Assistent Niko Falk ist ihm da eine große Stütze, nicht bloß als Chauffeur. Er ist das schnoddrige Pendant zu dem integren, freundlichen Kommissar: Ein Spieler mit Suchtproblem und dennoch mit einem klaren Blick fürs Wesentliche. „Die Superkorrekten haben immer Dreck am Stecken“, vermutet er bald und völlig zu Recht.