Berlin. Zwei „Tatort“-Teams treffen zusammen, ein Ministerpräsident spielt mit – und es gab nicht mal ein Drehbuch: So war der Neujahrskrimi.

  • Der Improvisations-„Tatort“ war ein Experiment – mit Ermittlern aus vielen Städten
  • Auch ein bekannter Politiker hatte einen Gastauftritt
  • Die Folge am Neujahrsabend verpasst? Wir verraten, wo Sie den „Tatort“ noch sehen können

Wer den „Tatort“ als gemütlichen, traditionellen Sonntagskrimi schätzt, der wurde am Neujahrsabend enttäuscht. Die ARD-Krimireihe wagt mit „Das Team“ mal wieder ein Experiment – und versetzte seine Darsteller vor dem Dreh in die Rolle, die die meisten Fernsehzuschauer kurz vor 20.15 Uhr haben: Sie hatten beinahe keine Ahnung, was da auf sie zukommen wird.

Wir erklären, was den ersten „Tatort“ im Jahr 2020 so besonders macht:

Die Ermittler – nur zum Teil bekannt aus dem „Tatort“

Der Fall spielt in NRW, es ermittelt jedoch keines der bekannten „Tatort“-Teams. Sondern gleich ein Großaufgebot von Ermittlern aus verschiedenen Städten, die von hochkarätigen Schauspielern gespielt werden. Aus der Krimireihe bekannte Gesichter sind nur drei dabei:

Sie treffen auf

  • Marcus Rettenbach (Ben Becker) aus Oberhausen
  • Franz Mitschowski (Nicholas Ofczarek) aus Aachen
  • Nadine Möller aus Düsseldorf (Elena Uhlig)
  • Sascha Ziesing (Friedrich Mücke) aus Paderborn
  • Bjarne Mädel und „Polizeiruf“-Darsteller Charly Hübner spielen zwei externe Coaches, die die Ermittler auf ihre gemeinsame Aufgabe einschwören sollen – die Aufklärung einer Serie von Morden an Polizisten.

Eine Starbesetzung, die jedoch unter ungewohnten Bedingungen zu arbeiten hatte.

Kommissar Peter Faber (Jörg Hartmann) weiß nicht, was ihn hier erwartet. Hinter ihm grübeln die anderen Ermittler genauso wie er.
Kommissar Peter Faber (Jörg Hartmann) weiß nicht, was ihn hier erwartet. Hinter ihm grübeln die anderen Ermittler genauso wie er. © WDR/Tom Trambow | TOM TRAMBOW

Das Drehbuch – „Tatort“ als Impro-Theater

Drehbuch? Es gab keins. Der Krimi war ein Experiment, bei dem bis zur Mitte des Drehs unklar gewesen sein soll, ob es gelingen würde, wie Regisseur Jan Georg Schütte schildert. Er steht auch selbst als SEK-Einsatzleiter vor der Kamera.

Er habe die Schauspieler und deren Fantasie ganz nach vorne holen wollen, wird Schütte vom WDR zitiert. Am Set habe sich ein Riesendruck aufgebaut. „Diese Not und Verzweiflung, die teilweise herrschte, hat es dann glücklicherweise auch in den Film geschafft.“

Der Film wurde in zwei Tagen abgedreht, die Schauspieler wurden von 36 Kameras begleitet, fünfeinhalb Stunden Material mussten am Ende zu einem Film geschnitten werden. Bis auf wenige Außenaufnahmen vom Hotel in Siegburg bei Bonn – es steht tatsächlich leer und wird für SEK-Übungen genutzt – sind alle Szenen innerhalb des Komplexes entstanden.

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Der Ministerpräsident – Armin Laschet im „Tatort“

Der Ministerpräsident spielt den Ministerpräsidenten. NRW-Regierungschef Armin Laschet schildert den Ermittlern zu Beginn des Krimis den Ernst der Lage.

„Ich weiß, dass Sie das nicht toll finden werden“, sagt der CDU-Politiker – und schaut so ernst in die Kamera, wie es die Lage erfordert. Zwei Mal hat er einen Sekunden-Text. Es hat, denken wir etwa an Berti Vogts, schon peinlichere Gastauftritte gegeben.

Gelungener Gastauftritt: Ministerpräsident Armin Laschet (Mitte) begrüßt die Dortmunder Kommissarin Martina Bönisch (Anna Schudt).
Gelungener Gastauftritt: Ministerpräsident Armin Laschet (Mitte) begrüßt die Dortmunder Kommissarin Martina Bönisch (Anna Schudt). © WDR/Tom Trambow | TOM TRAMBOW

Die Schauspieler – ahnungslos an den „Tatort“

Hatten bei der Anreise an den Filmset keine Ahnung, was da gedreht werden soll. „Sie kannten ihre Rollenprofile. Mehr aber auch nicht“, sagte Regisseur Schütte.

„Das war manchmal echt hart auszuhalten, wenn sieben gestandene Kollegen dich angucken und fragen: Wie geht der Film denn jetzt weiter?“, sagte Bjarne Mädel über den Dreh. Ben Becker meinte: „Also ich tanze gerne auf dem Seil und da muss man halt aufpassen, dass man nicht runterfällt, und das war hier ein paar Mal ganz kurz davor, wie im wirklichen Leben.“

„Wir haben Dinge preisgegeben, die wir normalerweise nicht zeigen“, verrät Anna Schudt. Regisseur Schütte glaubt, es sei „ein ganz besonderes Stück Fernsehen“ gelungen. Und welche Zuschauer-Reaktion erwartet er? „Es wird natürlich einen Aufschrei geben.“

• Die Reaktionen auf den Impro-„Tatort“ waren gemischt. Ihre eigene Meinung können Sie sich noch in der ARD-Mediathek bilden..

(ba/dpa)