Erfurt. Obwohl ein Besuch deutlich teurer geworden ist, haben die Praxen alle Hände voll zu tun.

Personalmangel bringt die Thüringer Tierarztpraxen an ihre Grenzen. „Wir haben erhebliche Probleme bei der Nachbesetzung von Stellen“, sagte der Präsident der Landestierärztekammer Thüringen, Lothar Hoffmann, der Deutschen Presse-Agentur vor dem Thüringer Tierärztetag am Freitag in Erfurt. Das betreffe sowohl die Tierärzte als auch deren Fachangestellte sowie Laboranten und Tiergesundheitskontrolleure. Grund für die Personalschwierigkeiten sei aber nicht mangelndes Interesse an dem Beruf.

Vielmehr liege es daran, dass mehr Personal als noch vor Jahren gebraucht werde, um die gewachsenen Aufgaben abzudecken. Zudem sei die Zahl der Tierhalter weiter gestiegen, sagte Hoffmann. Außerdem würden viele Kollegen in den Ruhestand gehen – und auch Teilzeitmodelle verschärften die Personalnot. Die hohe Arbeitsbelastung führe nicht nur zu längeren Wartezeiten auf eine Behandlung oder OP, sondern ebenso zu Konflikten mit dem Arbeitszeitgesetz. Demnach dürfen Angestellte acht, maximal zehn Stunden am Tag arbeiten.

Keine klassischen Tarifverträge in der Tiermedizin

Anders als in der Humanmedizin gebe es für die Tiermedizin aber keine klassischen Tarifverträge, in denen Ausnahmen für eine vorübergehend längere Arbeitszeit vereinbart seien, erläuterte Hoffmann. Das führe dazu, dass tierärztliche Kliniken, die an sieben Tagen 24 Stunden zur Verfügung stünden, ihren Status abmeldeten und sich in tierärztliche Fachzentren mit begrenzten Öffnungszeiten umwandelten.

Laut dem Präsidenten ist die Zahl der Tierkliniken im Freistaat von fünf in den vergangenen beiden Jahren auf jetzt nur noch zwei in Jena und in Bad Langensalza geschrumpft. Der Gesetzgeber müsse bei der Arbeitszeit nachbessern. „Es wäre gut, wenn wir im tierärztlichen Bereich eine Arbeitszeitangleichung hätten wie in der Humanmedizin, wie in den Krankenhäusern“, sagte Hoffmann.

Deutlich höhere Gebühren verteidigt

Die seit Ende November vergangenen Jahres geltende Gebührenordnung bei Tierärzten mit deutlichen Preissteigerungen für einen Praxisbesuch verteidigte die Landestierärztekammer. Es sei die erste umfassende Überarbeitung seit 23 Jahren gewesen. Obwohl es für Tierhalter erheblich teurer geworden sei, habe das nicht zu einem Rückgang des Patientenaufkommens geführt.

Das zeige sich auch bei den Notfällen für Klein- und Nutztiere. Im vergangenen Jahr hätten den tierärztlichen Notdienst in Thüringen rund 22.000 Fälle erreicht. Mit den neuen Gebühren für Tierärzte habe jedoch die Zahl der Versicherungen für Tiergesundheit erheblich zugenommen, sagte Hoffmann. Laut der Landestierärztekammer praktizieren in den rund 250 Praxen und zwei Tierkliniken mehr als 440 Tierärzte im Freistaat.

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