Berlin. Zu Beginn der Pandemie hegte der Musiker noch die Hoffnung, dass die Menschen aufeinander Rücksicht nehmen würden. Inzwischen sieht er das aber anders.

Der Musiker Bela B zeigt sich enttäuscht über die Entwicklung vieler Menschen während der Corona-Pandemie.

"Am Anfang dachte ich noch, die Menschen würden anfangen, aufeinander Rücksicht zu nehmen", sagte der Drummer der Berliner Punk-Band Die Ärzte der "Süddeutschen Zeitung". "Aber mittlerweile bestimmt doch wieder Geld das Handeln."

Die Band, zu der noch der Gitarrist Farin Urlaub (57) und der Bassist Rodrigo Gonzalez (52) gehören, versuche etwa beim Merchandising auf Umweltaspekte und Fairness zu achten, sagte der 57-Jährige. "Dass wir auch Geld damit verdienen, ist klar. Aber die Shirts müssen ja nicht unbedingt von Minderjährigen in Sweatshops genäht werden."

Mit der Corona-Krise brechen der Musikbranche wegen gestrichener Konzerte gerade zentrale Einnahmequellen weg. "Die heutigen Generationen werden sich wohl damit abfinden müssen, dass mit Tonträgern kaum noch Geld zu machen ist. Eine Band wie die Beatsteaks verkauft ein Vielfaches mehr an Live-Tickets als an Tonträgereinheiten." Wegen Corona liege die bisher so selbstständige Industrie am Boden. "1,4 Millionen Menschen, die bisher so gut wie nie Unterstützung brauchten, sind jetzt quasi arbeitslos", sagte Bela B. "Und ich meine nicht primär die Musiker, ich meine all die Roadies, Tontechniker, den Schlagzeugstimmer, Partydeejays, Tänzer und so weiter."

Die Ärzte haben nach den Worten ihres Drummers gut gewirtschaftet. "Bei uns läuft der Plattenverkauf halbwegs." Bela B: "Aber das Glück haben zum Beispiel die Leute, die mit uns arbeiten, nicht."

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