Das sagt Homer Simpsons Synchronsprecher zur Fan-Kritik
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Lesezeit: 5 Minuten
Von Aaron Clamann
Berlin. Seit zwölf Wochen hat Homer Simpson eine neue Stimme. Wenn es nach Sprecher Christoph Jablonka geht, behält er die Stimme noch lange.
Gespräche mit Homer Simpson sind nicht einfach zu führen. Mit seiner neuen Synchronstimme ist das zum Glück anders. Im Interview mit unserer Redaktion spricht Christoph Jablonka über die Kritik nach den ersten Folgen mit seiner Stimme. Jablonka erzählt zudem, wie er als Zuschauer von einem Sprecherwechsel bei einer Lieblingsfigur überrascht wurde.
Herr Jablonka, seit der ersten Simpsons-Folge mit Ihnen als Stimme von Homer Simpson sind zwölf Wochen vergangen. Wie fällt ihre Bilanz aus?
Christoph Jablonka: Es sind mittlerweile sogar schon zwei Staffeln mit meiner Stimme fertig. Und ich muss sagen: je mehr aufgenommen wurde, desto mehr Spaß hat es gemacht. Am Anfang musste ich mich etwas eingrooven, aber ich hatte mich gut vorbereitet.
Nehmen Sie eher die Kritik von Zuschauern oder von Kollegen an?
Jablonka: Am stärksten orientiere ich mich an der Kritik von Matthias von Stegmann, dem Regisseur. Ich habe aber auch kritische Stimmen im Internet gelesen. Und die stimmten größtenteils. So hatten Zuschauer zum Beispiel bemängelt, dass die Figur am Anfang zu erwachsen klang. Ich habe dann daran gearbeitet die Naivität und Lockerheit von Homer besser herauszustellen.
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Wie schwer war es, die Stimme einer so bekannten Figur zu übernehmen, nachdem Ihr Vorgänger Norbert Gastell im vergangenen Jahr gestorben ist?
Jablonka: Die Stimme von Homer Simpson zu übernehmen war gar nicht so schwer. Ich habe versucht, mich so nah wie möglich an Norbert Gastell als Vorbild zu orientieren. Da wollte ich gar nicht viel Eigenes einbringen. Ich habe die Stimme von Homer Simpson also nicht so sehr von dem Bild, sondern von Norbert Gastell abgeleitet. Deshalb ist auch die angenehmste Kritik von Zuschauern: „Es ist mir gar nicht aufgefallen, dass es eine neue Stimme gibt“.
ProSieben hat an die 100 Stimmen und Sprecher gecastet. Macht es Sie stolz bei so einer Konkurrenz den Zuschlag bekommen zu haben?
Jablonka: Es ist einer große Ehre, den Stich gemacht zu haben. Viele andere Kollegen hatten wohl versucht, eigene Facetten in die Stimme einzubringen. Ich habe mich von Anfang an darauf vorbereitet, das Bewährte fortzuführen. Genau das hat wohl den Ausschlag gegeben.
Waren Sie schon einmal von einem Sprecherwechsel bei einer Figur enttäuscht?
Jablonka: Ich erinnere mich noch gut an die Stimme von Jean Luc Picard in der Serie Raumschiff Enterprise. Eigentlich hat der englische Schauspieler Patrick Stewart eine geradlinige, männliche Stimme. Der deutsche Sprecher Rolf Schult brachte aber ein Timbre mit ein, das eine gewisse Nachdenklichkeit vermittelte. Schon an der Stimme wurde klar: das ist kein dahergelaufener Kapitän, sondern jemand, an dessen Entscheidungen Hunderte Menschenleben hängen. Als es dann eine andere Stimme gab, brach für mich eine Welt zusammen.
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Ist es einfach einer Comic-Figur oder einem Schauspieler die Stimme zu leihen?
Jablonka: Die Talente bei Sprechern sind generell verschieden verteilt. Mir persönlich fällt es leichter, eine Comic-Figur zu synchronisieren, weil ich sie besser ausgestalten kann. Bei Filmen mit Schauspielern ist die Range geringer, die man als Synchronsprecher gestalten kann. Es liegt bereits das beste Bildmaterial eines Schauspielers inklusive Gestik und Mimik vor. Bei Comic-Figuren bleibt das aber eher offen, so dass der Sprecher besser Emotionen gestalten kann.
Gibt es bestimmte Eigenschaften von Homer Simpson, die sich auch in der Sprache vermitteln lassen?
Jablonka: Ich habe an die 30 Eigenschaften von Homer Simpson ausmachen können, die sich immer wieder zeigen. Da sind die Kindlichkeit, die Naivität und eine Grundlockerheit. Er schaut einen mit den Augen eines Kindes an, ist aber gleichzeitig auch Familienvater.
Das heißt, Homer Simpson ist vielschichtiger als er in manchen Momenten wirkt?
Jablonka: Ja. Die Serie ist geschickt geschrieben. Es gibt immer wieder subtile Kritik am „American Way of Life“. Was Homer teilweise nebenbei sagt, ist ein Spiegel dessen, was die Autoren in den USA beobachten und kritisieren.
Schauspieler erzählen oft, dass nach dem Spielen einer Rolle etwas zurückbleiben kann – zum Beispiel ein bestimmter Charakterzug. Gilt das auch für Synchronsprecher?
Jablonka: Die Lockerheit von Homer Simpson ist nach der Vorbereitung auf jeden Fall zurückgeblieben. Das habe ich mir behalten, weil es auch in anderen Situationen hilft.
Gibt es neben Homer Simpson eine andere Lieblingsfigur bei den Simpsons?
Jablonka: Ich finde es faszinierend, wie Marge mit neuer Stimme klingt. Wie Anke Engelke das macht, davor habe ich großen Respekt. Aber auch Sandra Schwittau (Bart) macht einen unglaublichen Job. Insgesamt ist das ein ganz tolles Team.
Norbert Gastell hat Homer Simpson über 26 Staffeln gesprochen. Würden Sie es auch gerne so lange machen?
Jablonka: Von meiner Seite aus würde ich es so lange machen, wie die Stimmbänder halten. Und bei dem Team scheint es so zu sein, wie es Keith Richards über die Rolling Stones gesagt hat: die Gruppe „verlässt man nur im Sarg – oder man wird rausgeworfen.“