Erfurt. Seit Mai wurden in Deutschland über 3000 Fälle von Affenpocken registriert. Doch die Impfungen kommen nur langsam voran, Thüringen ist dabei sogar Schlusslicht.

Thüringen hat bislang sieben Fälle von Infektionen mit Affenpocken an das RKI gemeldet. Betroffen sind die Stadt- bzw. Landkreise Jena (3), Erfurt (2) sowie Weimar und Nordhausen (je 1). Allerdings wurde von den 140 Impfdosen, die das Land vom Bund erhielt, noch keine einzige verimpft. Das geht aus der Datenbank des Robert-Koch-Institutes (RKI)zum Impfmonitoring hervor.

Auf Nachfrage bestätigt das Thüringer Gesundheitsministerium die Angaben. Sprecherin Silke Fließ verwies auf die Ständige Impfkommission des RKI. Die empfehle Impfungen nur bestimmten Risikogruppen und Menschen mit Kontakt zu Infizierten. Geimpft werden sollen demnach Männer ab 18 Jahren, die Sex mit Männern haben (MSM) und dabei häufig die Partner wechseln sowie Menschen wie medizinisches Personal oder Labor-Beschäftigten, die mit Affenpocken in Berührung kommen können.

Thüringen plane derzeit Indikationsimpfungen in den drei bestehenden HIV-Schwerpunktpraxen Erfurt, Jena und Weimar. Gelistet seien sie bei der Landesvereinigung für Gesundheitsförderung Agethur. „Zudem muss auch die öffentliche Impfempfehlung für Thüringen laut Infektionsschutzgesetz erweitert werden. Neben der Aufnahme der Impfung gegen Affenpocken als Nr. 24 der empfohlenen Indikationen wird eine Ergänzung in Ziffer 5 der Impfempfehlung zu den Impfstoffen vorgenommen“, so die Ministeriumssprecherin. Um Gültigkeit zu erlangen, müssten die Änderungen dann noch im Staatsanzeiger veröffentlicht werden.

In Deutschland traten im Mai 2022 erste Fälle von Affenpocken auf. Bis zum gestrigen Mittwoch wurden bundesweit 3350 Affenpockenfälle ans RKI übermittelt, mit leicht rückläufiger Tendenz seit Anfang August. Nach Fällen liegt Deutschland auf Platz 4 nach den USA, Spanien und England. Nach derzeitigem Wissen sei für eine Übertragung des Erregers ein enger Kontakt erforderlich, so das RKI. Bundesweit mehrt sich Kritik an zu späten Impfungen. Bislang wurden 7236 Impfdosen verabreicht, die meisten in Berlin (4162) und Nordrhein-Westfalen (1798). Beide Länder haben die meisten Infizierten.