Berlin. Eine Affäre ist verführerisch. Aber steht ein Mann zwischen zwei Frauen gewinnt selten die Geliebte. Warum tun sich Frauen das an?

Während Britta (34)* mit ihren Freundinnen am Wannsee sitzt, schielt sie auf das Handy in der Seitentasche ihres roten Rucksacks. Fast alle fünf Minuten. Ihre Freundinnen kennen das Spiel schon. Ruft er an oder meldet er sich per SMS, wird Britta eine Ausrede finden, ihre Sachen zu packen und sofort los zu müssen. Die Nachbarin braucht den Ersatzschlüssel, sie fühlt sich nicht gut oder habe einfach eine Abgabe bei der Arbeit vergessen, wird sie dann sagen. Er will sie dann treffen.

Aber darüber redet sie mit niemandem. Er – das ist die große Unbekannte in Brittas Leben – seit zwei Jahren. Er wohnt mit seiner Frau und seiner Tochter zusammen – aus Pflichtgefühl, nicht aus Liebe, wie er sagt. Und Britta glaubt ihm. Eigentlich alles. Dass seine Frau leicht depressiv ist und auf ihn angewiesen. Dass die beiden nicht mehr miteinander schlafen und dass er nur sie, Britta, liebt.

Seit einem Sommerfest bei der Arbeit ist sie nun schon – obwohl keiner von beiden das Wort mag – seine Geliebte. Wochenendkurztrips, schnelle Treffen nach Feierabend und Abendessen in drittklassigem Restaurant, in denen keiner der beiden jemanden treffen könnte, hat sie viele mit ihm erlebt. Weihnachtsfeste, Alltag, Besuche bei der Familie nie. Wie auch – er hat eine Familie und Britta hat ihn. „Wir nutzen die Zeit, die wir haben, um zusammen zu sein. Das ist nicht oft, dafür bin seit zwei Jahren wie frisch verliebt“, sagt sie.

Für Geliebte sind Feiertage und Familienurlaube die einsamen Tage