Berlin. Ohne Handy läuft im Alltag fast nichts mehr. Wie Emporia und andere Hersteller älteren Menschen die Smartphone-Nutzung erleichtern.

Ein großer berührungsempfindlicher Bildschirm, ein glänzend polierter Aluminiumrahmen, das Kameramodul auf der griffig-matten Rückseite: Auf den ersten Blick sieht das Smart 5 aus wie ein herkömmliches, durchaus zeitgemäßes Smartphone. Nach dem Einschalten tauchen auf dem Display allerdings statt der gewohnt kleinen App-Symbole ein paar wenige, dafür umso größere Schaltflächen zum Antippen auf.

Darüber lassen sich die wichtigsten Handyfunktionen wie Telefonieren, mit WhatsApp und Co. Nachrichten versenden oder das Aufrufen der Fotosammlung mit einem Fingertipp starten – auch dann, wenn man als Besitzer oder Besitzerin nicht mehr die stärkste Sehkraft hat oder die Fingerbeweglichkeit etwas eingeschränkt ist.

Das Smart 5 ist das aktuelle Vorzeigemodell von Hersteller Emporia und ein gutes Beispiel dafür, dass die manchmal abschätzig betrachteten „Seniorenhandys“ keineswegs zum „alten Eisen“ gehören. Einige Modelle können auch im Jahr 2023 durchaus eine sinnvolle Alternative für Menschen der Generation 65 Plus darstellen.

Senioren-Smartphones: Handyhersteller aus Österreich macht es vor

Emporia aus dem österreichischen Linz ist in Deutschland und Europa neben dem schwedisch-französischen Konkurrenten Doro der bestimmende Hersteller im Bereich der Smartphones, Tastenhandys und Tablets für Senioren. Mit langer Erfahrung: Vor 20 Jahren war es Emporia, das auf einer damals wichtigen Mobilfunkmesse im französischen Cannes das erste Handy mit größeren Tasten speziell für die ältere Zielgruppe vorgestellt hat.

Mittlerweile stehen die Seniorenmodelle in Elektronikmärkten wie selbstverständlich in eigenen Regalen neben den hochpreisigen Smartphones von Samsung, Apple und Co. Zwar mit Abstrichen bei der Ausstattung, dafür wesentlich erschwinglicher: Das Smart 5, Ende 2021 erschienen, kostet 250 Euro.

Dafür sind die Mobilfunkgeräte stark auf die reifere Nutzerschaft zugeschnitten. „Wir setzen uns mit älteren Menschen zusammen und fragen sie, was genau sie brauchen“, sagt Eveline Pupeter im Gespräch mit unserer Redaktion. Die Österreicherin hat es sich als Eigentümerin und Geschäftsführerin von Emporia zum Ziel gesetzt, „die Generation 60 plus zu digitalisieren“, sagt Pupeter. Also ihnen den Zugang zum Internet zuhause und unterwegs zu erleichtern.

Senioren-Smartphones können meist genauso viel wie herkömmliche Modelle, sind aber leichter zu bedienen und oft günstiger.
Senioren-Smartphones können meist genauso viel wie herkömmliche Modelle, sind aber leichter zu bedienen und oft günstiger. © Shutterstock / goodluz | Goodluz

Seniorenhandy-Hersteller: Wissen aus Unis und Altenheimen nutzen

Sie spricht von zehn Millionen Menschen in Deutschland, die noch nicht Teil der digitalen Gesellschaft seien, in Europa seien es sogar 50 Millionen – ein wichtiger Markt. Denn ob Behördengänge, Bahntickets oder Bankgeschäfte: Ohne Handy sind ältere Menschen im Alltag zunehmend aufgeschmissen.

Emporia, erklärt Pupeter, lasse zwar wie viele Handykonzerne im chinesischen Shenzhen produzieren, die gesamte Entwicklung finde aber in Österreich statt. Damit neue Geräte die speziellen Bedürfnisse von Senioren möglichst gut erfüllen, greift der Hersteller auf Erkenntnisse aus Wissenschaft und Praxis zurück:

Mit den Universitäten in Linz und im britischen Cambridge bestehen Forschungskooperationen. Aus dem Seniorenkolleg der TU Chemnitz fließen jährlich Erfahrungen in die Entwicklung ein. Um die Kernzielgruppe 65 Plus vor Ort zu schulen, sagt Pupeter, biete man Kurse in Volkshochschulen an und trainiere Angestellte im Handel, in Banken und Seniorenheimen.

Smartphones für Senioren: Das erleichtert die Bedienung

So ist die Bedienoberfläche etwa beim Smart 5 (auf Basis von Android 10) von großen Kacheln geprägt, die sich leicht antippen lassen. Die Hauptbildschirme sind aufgeräumt und zeigen die wichtigsten Apps wie Kamera, Wetter, Nachrichten oder die Internetsuche groß als Favoriten an. Wichtige Kontakte wie die Kinder oder Enkel lassen sich ohne langes Suchen anrufen. Der Notruf ist gut sichtbar platziert. Senioren mit fortgeschrittenen Kenntnissen können mit zwei Fingertipps mehr aber fast alle gängigen Anwendungen finden oder herunterladen, die herkömmliche Smartphones auch bieten.

Wie Modelle anderer Hersteller hat das Emporia etwa einen QR-Code-Scanner sowie NFC für kontakt- und bargeldloses Bezahlen im Supermarkt an Bord. Texte lassen sich per Spracheingabe diktieren. Dem Handy liegt zudem ein 124 Seiten dickes Handbuch mit viel Grundwissen und Tipps im Umgang mit dem Smartphone bei.

Das Emporia Smart 5 Senioren-Smartphone erleichtert Älteren die Nutzung.
Das Emporia Smart 5 Senioren-Smartphone erleichtert Älteren die Nutzung. © PR | emporia Telecom

Praktisch für Ältere ohne technikbewanderte Angehörige: Emporia kooperiert mit Fachhändlern wie Expert, die das Gerät fertig einrichten. Zudem gibt es eine kostenlose Telefon-Hotline. Wie Doro und andere Hersteller bieten die Österreicher auf Wunsch zusätzlich noch Tastenhandys mit oder ohne Klappfunktion, da nicht alle mit Tipp- und Wischgesten zurechtkommen.

Dem Preis entsprechend müssen Käuferinnen und Käufer von Senioren-Smartphones jedoch Abstriche bei der Leistung, der Bildschirm- und Kameraqualität und dem Funktionsumfang hinnehmen.

Barrierefreiheit: Auch Apple, Samsung und Co. haben versteckte Bedienhilfen

Wer auch im Alter mehr von seinem Mobiltelefon verlangt, kann alternativ zu einem herkömmlichen Smartphone bekannter Marken greifen. Denn sowohl Apple mit seinen iPhones als auch Android-Hersteller wie Samsung greifen älteren Nutzern und generell Menschen mit körperlichen Einschränkungen auf Wunsch unter die Arme.

Im iPhone-Betriebssystem iOS sowie in Android finden sich jeweils im Einstellungspunkt „Bedienungshilfen“ zahlreiche Anpassungsmöglichkeiten für Nutzer, die beim Sehen, Hören oder beim Nutzen der Finger eingeschränkt sind. Einen Überblick über alle Möglichkeiten zur Barrierefreiheit bieten online sowohl Apple als auch Android-Entwickler Google.

Auch rund um die Notruf-Funktionen gibt es bei iPhones und Android-Handys je einen eigenen Menüpunkt. Praktisch: Die meisten Smartphones beider Systeme lassen sich auch mit einem kompatiblen Hörgeräte verbinden.