Berlin. Seit einer Woche wird Rebecca Reusch vermisst. Die 15-Jährige wurde zuletzt in Berlin-Neukölln gesehen. Eine Mordkommission ermittelt.

Grell leuchten die weißen Hochhäuser der Gropiusstadt, wenn die Sonne auf sie scheint. An ihren Füßen liegt eine ruhige, beschauliche Eigenheimsiedlung. Hier tragen die Straßen schöne Namen wie Orchideen- oder Glockenblumenweg. Es ist das Blumenviertel in Berlin-Rudow.

Hier lebt die 15-jährige Rebecca Reusch mit ihren Eltern. Berlin erinnert hier eher an ein Dorf als an eine Weltstadt. Doch nun erschüttert das Verschwinden des jungen Mädchens das Viertel.

An den Bushaltestellen wurden in den vergangenen Tagen Vermisstenanzeigen von Rebecca aufgehängt. Darauf sind drei Bilder der 15-Jährigen zu sehen. Zudem sind die Adressen der Facebook- und Instagram-Seiten von Rebecca und eine Telefonnummer für Hinweise genannt. Ein kurzer Text steht darunter. Er endet mit der verzweifelten Bitte: „Wenn ihr sie gesehen habt oder Näheres wisst, meldet euch bitte sofort!“.

Rebecca Reusch (15) vermisst: Das Wichtigste in Kürze

• Die 15 Jahre alte Rebecca Reusch aus Berlin-Rudow ist am Morgen des 19. Februar spurlos verschwunden

• Eine Mordkommission der Berliner Polizei ermittelt

• Zuletzt hielt sie sich in der Wohnung ihrer älteren Schwester am Maurerweg auf

• Das Handy der Schülerin ist ausgeschaltet

• Rebecca wird als sehr zuverlässig beschrieben

• Angehörige halten es für unwahrscheinlich, dass sie weggelaufen ist

• Bis Dienstagvormittag sind 48 Hinweise bei der Berliner Polizei eingegangen

Auch auf Instagram und Facebook bittet die Familie seit Tagen um Hilfe. Eine Schwester von Rebecca wollte am Dienstagnachmittag zudem Flugblätter am U-Bahnhof Rudow im Stadtteil Neukölln verteilen und forderte zur Unterstützung auf. Unter dem Hashtag #findbecci sind auch bei Instagram Flugblätter zu sehen.

Mutter: „Ich denke jeden Tag, ich müsste aus diesem Alptraum erwachen“

Die Mutter von Rebecca sagte einem Team des Boulevardmagazins „Brisant“: „Ich denke jeden Tag, ich müsste aus diesem Alptraum aufwachen. Das ist für uns sehr hart“. Die Eltern haben Nachbarn gebeten, Ausschau zu halten – auch in entlegenen Winkeln. Die Familie habe sogar ein Feld in der Nähe abgesucht.

Rebecca lebt mit ihren Eltern im beschaulichen Blumenviertel im Berliner Stadtteil Rudow.
Rebecca lebt mit ihren Eltern im beschaulichen Blumenviertel im Berliner Stadtteil Rudow. © Maurizio Gambarini | Maurizio Gambarini

Auch Frau Strobel ist besorgt. Sie lebt in der gleichen Straße wie Rebecca, kennt das Mädchen aus dem Bus. „Wir sind jetzt alle ängstlich im Flurweg“, erzählt die Rentnerin. Solange man nicht wisse, was mit dem Mädchen passiert sei, müsse man nun besonders vorsichtig sein, meint Strobel. Auch ihre Enkeltochter lebt hier. „Ich habe ihr nochmal gesagt, dass sie sich ja von niemandem ansprechen lassen soll“, sagt Strobel.

Man kennt sich im Blumenviertel, hilft den Nachbarn mal aus mit Salz oder Mehl, wenn was fehlt. „Wir hoffen alle hier, dass Rebecca gesund wieder zurückkommt“, sagt Strobel noch, bevor sie in den Bus steigt.

Handy war kurz eingeschaltet

In Rudow ist das Verschwinden der 15-Jährigen Gesprächsthema. So auch in der Paracelsus-Apotheke an der Neuköllner Straße. Auch hier hängt eine Vermisstenanzeige von Rebecca an der Tür. Persönlich gekannt hat sie hier zwar niemand, Sorgen macht man sich dennoch. „Das beschäftigt die Anwohner natürlich“, sagt die Apothekerin.

Sie verschwand wahrscheinlich am Morgen des 18. Februar. Sie hatte eine Nacht bei ihrer Schwester verbracht und war nicht zum Unterricht an der Walter-Gropius-Schule erschienen. Laut einem Bericht der Zeitung „B.Z.“ soll Rebecca das Haus der Schwester am Maurerweg sehr früh verlassen haben. Kurz zuvor soll sie von ihrem Handy noch eine Nachricht verschickt haben. Seitdem ist das Gerät aus.

Rebecca wird als zuverlässig beschrieben. Angehörige halten es für unwahrscheinlich, dass sie weggelaufen ist. Unklar ist, warum Rebecca kurz vor ihrem Verschwinden zahlreiche Fotos von ihrem Instagram-Profil löschte. Dass ein Streit mit Mitschülern der Auslöser gewesen sein könnte, wie es in manchen Medien hieß, konnte bislang nicht bestätigt werden.

Mordkommission ermittelt

Mittlerweile ermittelt in diesem Fall die Mordkommission (Moko). Fälle werden von der Vermisstenstelle immer dann an die Moko abgegeben, wenn die Polizei ein Verbrechen nicht mehr ausschließen kann. „Das ist hier der Fall“, sagte ein mit dem Fall betrauter Beamter der „Berliner Morgenpost“. „In diesem Fall sind wir nicht weitergekommen. Und als Polizist hat man auch ein Bauchgefühl“, so der Beamte weiter. Bereits seit Freitag ermittelt die Moko.

So ein Bauchgefühl entwickelt sich etwa, wenn ein verschwundener Teenager aus einem sicheren sozialen Umfeld kommt, wenige Probleme hat und nicht als Dauerausreißer bekannt ist. Im Fall Rebecca, sagen Ermittler, gibt es keinen offensichtlichen Grund, warum sie von zu Hause weglaufen sollte.

22 Hinweise bis Montag eingegangen

Bis Dienstagvormittag gingen 48 Hinweise bei der Polizei ein, wie eine Sprecherin sagte. Ob sich daraus etwas Konkretes ergeben hat, wurde nicht mitgeteilt. Die Kripo befragt weiterhin Zeugen und sucht Spuren. Spürhunde wurden bereits in der vergangenen Woche eingesetzt. Bekannt ist auch, dass die Handydaten ausgewertet wurden.

Die Vermisstenstelle ist beim Landeskriminalamt (LKA) angesiedelt. In der Regel befragen die Beamten zuerst das Umfeld des vermissten Menschen. Ein Problem, das die Ermittler dabei haben, sind die begrenzten Möglichkeiten. Erst die Moko kann etwa die Telekommunikation überwachen. Auch aus diesem Grund entschied man sich, dass die Mordkommission die Ermittlungen führen soll.

So beschreibt die Berliner Polizei Rebecca Reusch

• 15 -18 Jahre
• 170 -180 cm groß
• schlanke Gestalt
• braunes, schulterlanges Haar
• rosafarbene Plüschjacke
• weißer Kapuzenpullover mit Aufschrift „Rapmonster“
• blaue Jeans mit zerrissenen Knien
• schwarz/weiße Sportschuhe

Wer die Schülerin am Vormittag des 18. Februar und danach gesehen hat oder sonstige Auskünfte zu ihrem Aufenthaltsort machen kann, wird gebeten, sich unter der Telefon-Nummer 4664-911 333 oder per E-Mail (lka113-hinweis@polizei.berlin.de) an die 3. Mordkommission zu wenden. Hinweise nimmt auch jede andere Polizeidienststelle entgegen. (mit dpa)

Der Fall Rebecca: Was bekannt ist und was nicht

Dieser Text ist zuerst auf morgenpost.de erschienen.