Wie ein Junge seine Mutter nach 25 Jahren bei Google Earth wiederfand – und neun weitere inspirierende Geschichten über die Software.

Google Earth feiert dieses Jahr bereits sein 15-jähriges Bestehen und ist nach wie vor die weltweit größte öffentlich zugängliche Quelle für geografische Bilder. Mit Google Earth können Menschen die Erde aus dem Weltraum betrachten und mit nur einem Klick jeden Ort der Welt besichtigen.

Doch Google Earth ist noch viel mehr als ein digitaler 3D-Globus. Die Technologie ermöglicht den Nutzern, die Welt zu verbessern. Milliarden von Menschen haben Google Earth in den letzten 15 Jahren für den guten Zweck benutzt. Das sind die zehn bewegendsten Geschichten:

Naturkatastrophen: So hilft Google Earth

• Geschichte Nummer 1: Bereits zwei Monate nach dem Start von Google Earth im Jahr 2005, half die Plattform bei einer verheerenden Naturkatastrophe: Hurrikan Katrina traf die Golfküste der USA und das Google Earth-Team schloss sich umgehend mit der Wetterbehörde der Vereinigten Staaten zusammen, um aktualisierte Bilder für die Ersthelfer zur Verfügung zu stellen. Auf diese Weise konnten Hilfsmaßnahmen unterstützt und ein besseres Verständnis zu den Auswirkungen des Hurrikans entwickelt werden.

Krieg: Mit Google Earth Explosionen verhindern

• Geschichte Nummer 2: Google Earth kann Leben retten. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel dafür ist die weltweit älteste, größte und erfolgreichste humanitäre Organisation zur Landminenräumung „HALO Trust.“ Sie verwendet Google Earth, um verminte Gebiete zu identifizieren und zu kartieren.

So hat die Organisation bereits 1,8 Millionen Landminen, 11,9 Millionen andere explosive Kriegsgegenstände und 57,2 Millionen Munitionen von Kleinwaffen in 26 Ländern und Gebieten auf der ganzen Welt geräumt.

Familie: So fand ein Junge seine Mutter wieder

• Geschichte Nummer 3: Diese Story wurde sogar verfilmt: Der fünfjährige Saroo Brierley schlief in den Achtzigerjahren versehentlich in einem Zug ein und erwachte etwa 14 Stunden später in der ihm fremden Stadt Kalkutta. Weil er weder den Namen seiner Heimatstadt wusste, noch einen Familiennamen nennen konnte, wurde der Junge zur Adoption freigegeben und schließlich von einer australischen Familie adoptiert.

Als Erwachsener wollte Brierley mehr über seine Herkunft erfahren. Also verfolgte er mithilfe von Satellitenbildern bei Google Earth mühsam seinen Weg zurück nach Indien: Brierley berechnete, wie weit er gefahren sein könnte, als er in dem Zug eingeschlafen war und zog einen entsprechend weiten Kreis um Kalkutta.

Nach sechs Jahren der Suche fand der junge Mann den Ort Khandwa in Zentralindien. Als er in die Karte hinein zoomte, erkannte er vieles wieder: die drei Bahnsteige des Bahnhofs, einen Staudamm und einen Springbrunnen, an dem er als Kind gespielt hatte. Im Jahr 2012 sah Brierley schließlich nach 25 Jahren seine Mutter wieder. Der Film über diese unglaubliche Geschichte war für einen Oscar nominiert.

Schauspieler Dev Patel war für seine Rolle in „Lion - Der lange Weg nach Hause“ sogar oscarnominiert. Der Film erzählt die Geschichte eines Jungen, der seine Mutter über Google Earth wiederfand. Zur Oscar-Verleihung brachte Patel seine eigene Mutter mit.
Schauspieler Dev Patel war für seine Rolle in „Lion - Der lange Weg nach Hause“ sogar oscarnominiert. Der Film erzählt die Geschichte eines Jungen, der seine Mutter über Google Earth wiederfand. Zur Oscar-Verleihung brachte Patel seine eigene Mutter mit. © imago/ZUMA Press | imago stock&people

Google Earth hilft, Kulturen zu bewahren

• Geschichte Nummer 4: Der Amazonas-Regenwald und seine einheimischen Völker schwinden seit Jahren. Als Amir, der Häuptling des Suruí-Volkes, bei einem Besuch in einem Internetcafé zum ersten Mal Google Earth entdeckte, erkannte er sofort das Potenzial des Tools, um die Traditionen seines Volkes zu bewahren.

Also reiste der Häuptling im Jahr 2007 Tausende von Kilometern zum Google-Hauptquartier in Mountain View, um Google zu bitten, seinen Kameraden beizubringen, wie man Google Earth benutzt. Gesagt, getan: Die Suruí erstellten eine Karte mit Hunderten von Kulturstätten ihres Volkes auf Google Earth, die für ihren Regenwald von Bedeutung sind und machten so darauf aufmerksam, wie schützenswert der Amazonas ist.

Corona: Google Earth hilft bei Heimweh

• Geschichte Nummer 5: Während der „Goldenen Woche“ die in Japan alljährlich im April und Mai stattfindet, besuchen die meisten Japaner traditionell ihre Heimatstädte. Doch in diesem Jahr mussten sie aufgrund von Covid-19 schweren Herzens darauf verzichten.

Um das Heimweh ein wenig zu stillen, haben Nutzer aus der Stadt Morioka eine Google Earth-Tour entwickelt, mit der die Menschen virtuell mit dem Hochgeschwindigkeitszug zum Bahnhof Morioka fahren und beliebte Orte in der Stadt besuchen können.

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Schule: Virtuelle Exkursionen für Lehrer und Schüler

• Geschichte Nummer 6: Im Jahr 2006 nutzte der ehemalige Englischlehrer Jerome Burg erstmals Google Earth, um „Lit Trips“ zu erstellen. Dabei handelt es sich um Touren, die auf den Spuren bekannter Persönlichkeiten der Literatur wandern.

Jede Tour umfasst Inhalte, die zur Diskussion anregen, Material für den Unterricht liefern und Funktionen, mit denen Schüler und Lehrer mit dem Inhalt interagieren können. Heute umfasst das Projekt mehr als 80 „Lit Trips“ für Lehrer und Schüler aller Klassenstufen.

• Geschichte Nummer 7: 2008 haben deutsche und tschechische Forscher mit Google Earth 8.510 Rinder auf 308 Weiden auf sechs Kontinenten untersucht. Dabei machten sie eine erstaunliche Entdeckung: bestimmte Arten von Rindern und Hirschen richten sich beim Weiden oder Ausruhen an den Magnetpolen aus. Eine Tatsache, die zuvor noch kein Wissenschaftler beweisen konnte.

Natur: Elefanten schützen und unbekannte Wälder entdecken

• Geschichte Nummer 8: Um zu verhindern, dass Elefanten Wilderern zum Opfer fallen, die es auf ihre Stoßzähne abgesehen haben, hat die Organisation „Save the Elephants“ ein innovatives Elefanten-Tracking-System entwickelt. Seit 2009 stattet sie Hunderte von Elefanten mit Satelliten-Halsbändern aus, um ihre Bewegungen auf Google Earth in Echtzeit nachzuverfolgen und sie so schützen zu können.

• Geschichte Nummer 9: Fast so lange wie Google Earth existiert, so lange nutzt der Forscher Julian Bayliss die Technologie bereits, um sich ein systematisches Bild von Nord-Mosambik zu machen und die Satellitenbilder des dortigen Regenwalds zu scannen.

Eines Tages stieß er so auf einen Regenwald auf einem Berggipfel, der ihm zuvor nicht bekannt war. Es war das bis dato unberührte Regenwald-Ökosystem auf dem Mount Lico. Im Mai 2018 leitete Bayliss daraufhin eine Expedition, um die steilen Mauern des Berges zu erklimmen und mit der Untersuchung des einzigartigen Lebensraums zu beginnen.

Mehr zum Thema:

Tierschutz: NGO nutzt Google Earth für Affen, Tiger und Co.

• Geschichte Nummer 10: Der Nationalpark Gunung Leuser ist mit rund 9.000 km² Fläche eines der größten Naturreservate Indonesiens. Es ist der letzte Ort der Erde, an dem Orang-Utans, Nashörner, Elefanten und Tiger in freier Wildbahn nebeneinander existieren.

Die NGO „HAkA“ setzt Google Earth ein, um Bedrohungen für dieses einzigartige Ökosystem aufzuzeigen. Mit einer eindrucksvollen virtuellen Tour schärft die NGO das Bewusstsein der wichtigsten Interessengruppen für die Region und stößt positive Projekte für den Nationalpark an.

Google Earth feiert 15-jähriges Jubiläum

Seit dem 28. Juni 2005 gibt es Google Earth nun schon. All diese Geschichten zeigen, was die Plattform möglich machen kann, wenn man sie nicht nur dafür nutzt, das eigene Haus von oben zu betrachten. Doch – zugegeben – auch das macht einfach immer wieder Spaß. Wir sind gespannt auf die Geschichten der nächsten 15 Jahre und sagen: Happy Birthday, Google Earth!