Berlin. Beim Einkauf im Supermarkt ist die Inflation besonders spürbar. Eine Verbraucherschützerin erklärt jetzt, wie man trotzdem sparen kann.

Spätestens an der Kasse trauen viele ihren Augen nicht. Einkäufe in Supermärkten und Discountern – wie bei Aldi, Lidl, Edeka und Rewe – werden immer teurer. Deutliche Preisanstiege bei Energie und Lebensmitteln haben die Inflationsrate im April auf 7,4 Prozent getrieben. Die Inflation ist da, und sie wird länger bleiben. Ein guter Grund, sowohl das eigene Einkaufsverhalten als auch die Tricks der Supermärkte einmal unter die Lupe zu nehmen, um zu schauen, wo sich künftig etwas einsparen lässt.

Lesen Sie hier: Aldi, Lidl & Co: Wo welche Lebensmittel am günstigsten sind

Lena Mier ist bei der Verbraucher Zentrale Berlin im Bereich Ernährung und Lebensmittel tätig und kennt diverse Tricks der Supermärkte. Die Idee: Wer sich der verlockenden Tricks der Supermärkte bewusst ist, kann sie leichter umgehen oder sich bewusst dagegen entscheiden.

Beim Einkauf im Supermarkt lauern diese Fallen:

  1. Einkaufswagen sind so groß, dass sich die Waren schnell verlieren und beim Schieben aus dem Blickfeld rutschen. Außerdem lassen sich viele Einkaufswagen leichter schieben, wenn sie voller sind.
  2. Auf dem Weg zu Milch und Butter muss der halbe Laden durchquert werden. Dabei versperren Aktionsständer oft mit großen Preisschildern den Weg. Der Trick der Märkte: Die dort angebotene Ware wirkt wie ein Sonderangebot, ist aber oft gar nicht reduziert. Der Preisvergleich wird durch die Distanz zu Konkurrenzprodukten erschwert.
  3. Kein neuer Trick, aber weiterhin aktuell: Die teuren Markenprodukte sind stets auf Augenhöhe, daher lohnt sich Bücken oder Strecken zu den anderen Regalbereichen mitunter für den Geldbeutel. Weniger bekannt: Da sich die meisten Menschen eher nach rechts orientieren, findet man dort ebenfalls teurere Produkte – der Griff nach links kann also lohnen.
  4. Frisch aufgebackenes Brot und Brötchen riechen anregend und verleiten so zum Kauf. Backautomaten stehen daher oft am Anfang des Ladens.
  5. Durch passende Beleuchtung sollen Waren attraktiver wirken. So sieht Fleisch frischer aus, wenn es rötlich angestrahlt wird. Fischwaren wirken unter blauem Licht besser, Backwaren werden gelblich angestrahlt.
  6. Eine Masche der Unternehmen um Preissteigerungen zu vertuschen: Weniger Inhalt bei gleichbleibender Packungsgröße.
  7. Kundenkarten versprechen Prämien und Rabatte. Dabei sind die Vergünstigungen oft marginal im Vergleich zum Einkaufswert. Zudem hinterlässt jeder Einkauf nachvollziehbare Datenspuren.

Das rät Verbraucherschützerin Lena Mier

„Sowohl bei den besonders ärgerlichen "Mogelpackungen", also Verpackungen, die mehr Inhalt suggerieren, als sie tatsächlich enthalten, als auch den vermeintlichen Angeboten lohnt es sich, regelmäßig auf den Grundpreis am Regal zu achten.“ Immerhin lassen sich so wirkliche Sonderangebote entdecken.

Ein weiterer Ratschlag, Einkaufsliste erstellen und wichtig: danach einkaufen. „Eine vorher geschriebene Einkaufsliste und ein geplanter Einkauf verhindern Impulskäufe – und verhindern, dass Sie später etwas wegwerfen müssen.“ Auch die alte Weisheit, nie hungrig einkaufen zu gehen, stützt die Expertin: „Denn wer Appetit oder gar Hunger verspürt, kauft schneller ungesunde und teure Lebensmittel ein, die sonst vielleicht nicht ausgesucht würden.“

Lesen Sie dazu: So lässt sich beim Lebensmitteleinkauf Geld sparen

Auch der Umstieg auf die Eigenmarken des Discounters kann sich rechnen, denn nicht selten werden die Produkte in der gleichen Firma produziert. „Markenprodukte sind aber oft mehr als doppelt so teuer. Dahinter steckt eine Mischkalkulation des Produzenten: Die üppige Gewinnspanne des Markenproduktes finanziert die günstigen Produkte mit, bei denen die Marge oft sehr viel niedriger ausfällt.“ Für Verbraucherinnen und Verbraucher hat das den klaren Vorteil: „Es lässt sich viel Geld damit sparen.“

Auch außerhalb des Supermarkts kann man sparen

Doch hier hört das Sparpotential nicht auf. Auch das eigene Konsumverhalten bietet oft noch Raum für Optimierungen. Verbraucherschützerin Lena Mier nennt vier weitere Tricks, um sich der Inflation entgegen zu stellen.

  1. Saisonale Lebensmittel kaufen: Tomaten sind lecker und gesund, aber im Winter sehr teuer und müssen über viele tausend Kilometer zu uns transportiert werden. Deutlich günstiger ist die Ernährung mit heimischen Lebensmitteln, die gerade Saison haben. Einen guten Überblick bietet der Saisonkalender der Verbraucherzentralen.
  2. Strategische Zeiten nutzen: Ein Einkauf auf dem Markt kann günstiger sein als im Supermarkt, vor allem kurz vor Ende des Markttages. Auch Supermärkte bieten Lebensmittel günstiger an, wenn sie kurz vor Erreichen des Mindesthaltbarkeitsdatums stehen.
  3. Mit Wochenplan einkaufen gehen: Es lohnt sich, einen Essensplan für die komplette Woche aufzustellen und damit geplant einzukaufen. Ein solcher Plan mit Einkaufszettel reduziert die oft teuren Spontankäufe. Vorab sollte man die eigenen Vorräte und die Reste im Kühlschrank checken und von hinten nach vorne räumen. Auch hilfreich: Vorab ein Maximalbudget für den Einkauf festzulegen.
  4. Selber kochen – Brotzeit statt "To go": Es ist meist günstiger selbst zu kochen, in Portionen einzufrieren und dann zum Mitnehmen portionsgerecht aufzutauen als auf teure Fertigmahlzeiten zurückzugreifen. Ebenso gehen kleine Snacks unterwegs ins Geld. Wer sich eine Brotzeit schmiert und den Kaffee im eigenen Thermobecher mitnimmt, kann damit Geld und Verpackungsmüll sparen.

Lesen Sie auch: Inflation: Kommen wegen Ukraine-Krieg Zustände wie in den 70ern wieder?

Inflation: Trotzdem kein Grund für Hamsterkäufe

Doch trotz aller Anpassungen und Einsparmöglichkeiten, einen Grund für Hamsterkäufe sieht die Verbraucherschützerin nicht. Sie könne zwar verstehen, dass steigende Preise für Energie, Kraftstoffe und auch Lebensmittel vielen Verbraucherinnen und Verbrauchern Sorgen bereiteten und leere Supermarktregale zu Verunsicherung führten, doch: „Die Lebensmittelversorgung in Deutschland gilt als sicher.“

Zwar könne es bei einzelnen Produkten zu kurzfristigen Lieferengpässen kommen, diese könnten aber durch alternative Produkte ausgeglichen werden. „Hamsterkäufe sind daher unangebracht und nicht nötig. Zum einen gibt es gute Alternativen, zum anderen sind Vorratskäufe unsolidarisch. Sie verschärfen temporäre Engpässe und führen aufgrund der begrenzten Haltbarkeit oft zu unnötigen Lebensmittelabfällen.“

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.