Berlin. Andie MacDowell ist Schauspielerin und Model – auch mit 60 Jahren. Nun kehrt sie mit einer Horror-Komödie auf die Leinwand zurück.

Wer hätte gedacht, dass man mit Andie MacDowell (61) – ihres Zeichens L’Oréal-Model und Hollywood-Schauspielerin – so angeregt über das Leben philosophieren kann? Anfang der 90er Jahre war sie der aufgehende Stern am Himmel von Hollywood.

Sie spielte sich mit Filmen wie „Sex, Lügen und Video“, „Shortcuts“, „Und täglich grüßt das Murmeltier“ und „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“ in die Herzen der Zuschauer. Danach folgten viele weitere Filme und TV-Auftritte. In ihrem neuen Film, der Horror-Komödie „Ready or Not – Auf die Plätze, fertig, tot“ (ab 26. September im Kino) spielt sie eine extravagante Mischung aus Schwiegermutter und Todesengel.

Mrs. MacDowell, erschrecken Sie gerne Leute?

Andie MacDowell: Im wirklichen Leben? Oh, Gott, nein! Überhaupt nicht! Nicht einmal zu Halloween. Meine beiden Mädchen Rainey und Sarah lieben es, an Halloween mit mir durch die Nachbarschaft zu ziehen. Aber da erschrecken wir die Leute nicht, sondern bringen sie eher zum lachen.

Wie sieht es bei Dreharbeiten aus? Spielen Sie da Ihren Kollegen gerne Streiche? Zum Beispiel Hugh Grant, Gérard Depardieu oder Bill Murray?

MacDowell: Auch das nicht. Dazu bin ich viel zu nett. Und ich will ja auch nicht, dass sie sich dann vielleicht dafür rächen… Denn mich kann man ziemlich leicht erschrecken.

Was hat Sie dann gereizt, in der Horror-Komödie mitzumachen?

MacDowell: Mir hat vor allem der schwarze Humor des Films sehr gefallen. Er ist ja bei all dem Horror auch sehr witzig.

Sie haben lange als sehr erfolgreiches Model gearbeitet. Warum sind Sie zur Schauspielerei gewechselt?

MacDowell: Ich wollte mich weiterentwickeln. Mich hat die Schauspielerei schon immer sehr angesprochen. Deshalb habe ich mich ja auch gründlich als Schauspielerin ausbilden lassen und sogar Method Acting studiert. Die Schauspielerei ist viel komplexer als das Modeln. Als Schauspielerin habe ich im Laufe der Zeit auch viel fürs richtige Leben gelernt. Wenn man andere Charaktere spielt, dann färbt das mitunter schon auch auf einen selbst ab. Aber der Job hat mir vor allem Disziplin beigebracht. Und ich habe gelernt, mich auch selbst zu behaupten, wenn es mal nicht so gut lief. Ich hatte viele Aufs and Abs in meiner Karriere.

Woher nahmen Sie die Kraft, wenn es mal schlecht lief?

MacDowell: Ich habe einfach nie aufgegeben. Natürlich war ich aber auch immer sehr dankbar für die guten Dinge, die mir widerfahren sind. Doch wenn es hart auf hart ging, habe ich immer gekämpft wie eine Löwin.

Erinnern Sie sich noch, wann Sie zum ersten Mal das Gefühl hatten: „Jetzt bin ich bei mir angekommen?“

MacDowell: Dieses Gefühl habe ich in meinem Leben immer wieder gehabt. Ich war – und bin es auch heute noch – eine große Sucherin. Ich mache mir immer noch viele Gedanken über mich, meine Seele, über die Menschen, die mir im Leben wichtig sind und über die Welt im allgemeinen. Das erste Mal, als ich etwas absolut Wichtiges über mich herausgefunden hatte, war, als ich genau wusste, dass ich sehr gerne Kinder kriegen wollte. Ich war damals noch ein junges Mädchen und habe mit meiner Mutter darüber gesprochen, die mich darin bestätigt hat. Als Teenager habe ich mir sehr gerne stundenlang den Sternenhimmel angesehen und hatte dabei das Gefühl, dass es da etwas gibt, das viel größer ist als ich selbst. Diese Spiritualität habe ich mir auch bis heute erhalten.

Können Sie das noch etwas näher beschreiben?

MacDowell: Es ist das universelle Gefühl, dass es kein Zufall ist, dass es uns gibt, dass wir hier sind. Hier auf der Erde. Diese Perioden der Erkenntnis – oder wenn Sie wollen sogar Offenbarung – gab es immer wieder in meinem Leben. Für mich ist mein Hiersein auch ein Auftrag: dass ich einmal der Mensch werde, der ich sein soll. Deshalb analysiere ich auch sehr bewusst die Vergangenheit, damit ich daraus lerne, die Gegenwart besser zu machen.

Samara Weaving, Andie MacDowell and Elyse Levesque bei der Premiere von „Ready Or Not“.
Samara Weaving, Andie MacDowell and Elyse Levesque bei der Premiere von „Ready Or Not“. © Getty Images, | Jon Kopaloff

Das ist ein großes Konzept. Wie gut gelingt Ihnen das?

MacDowell: (Lacht) Mal besser, mal schlechter. Ich versuche einfach, die Erfahrungen, die ich gemacht habe – und die mich vielleicht gerade dadurch, dass sie mich in meinen Grundfesten erschüttert haben, weiterbrachten – in mein tägliches Leben zu integrieren. Ich versuche, sehr bewusst zu leben. Allerdings habe ich auch oft das Gefühl, dass ich meiner eigentlichen Bestimmung hinterherhinke und daran arbeiten muss, wieder auf Augenhöhe mit meinem Leben zu kommen. Das Schicksal rüttelt einen meistens durch schlechte Ereignisse auf. Die Kunst ist, diese anzunehmen und daraus gestärkt hervorzugehen. Für mich ist Selbsterkenntnis sehr wichtig. Nur so kann ich authentisch mit meinen Mitmenschen umgehen. Nur so kann ich meinen Kindern ein Vorbild sein.

Stimmt es, dass Sie schnell depressiv werden, wenn Sie keinen Sport machen oder zu wenig Sonne bekommen?

MacDowell: Ja, ich stehe dazu. Und dagegen kann ich immer etwas machen. Nämlich mich mehr bewegen – und Sonne tanken. Ich reagiere sehr sensibel auf Sonnenschein. Das ist eine chemische Reaktion. Es muss auch nicht Sport im engeren Sinne sein. Es genügt schon, wenn ich lange spazieren gehe, durch die Gegend reite oder im lichtdurchfluteten Zimmer Yoga mache. Dann fühle ich mich wieder im Gleichgewicht mit mir. Sonne und Bewegung in freier Natur haben eine heilende Wirkung auf mich. Es lindert meine körperlichen und auch die seelischen Schmerzen. Im Grunde genommen ist es wichtig, dass jeder selbst herausfindet, was ihm guttut und was nicht. Manche betäuben ihre Schmerzen mit Drogen oder Alkohol. Diesbezüglich bin ich ja ein gebranntes Kind. Meine Mutter war lange Zeit Alkoholikerin und ist schließlich – viel zu früh – daran gestorben. Ich versuche es lieber mit positiven Dingen in meinem Leben.

Sie sind eine sehr schöne Frau. Und seit über 25 Jahren ein L’Oréal-Model. Lassen Sie uns über „wahre Schönheit“ reden.

MacDowell: Die „wahre Schönheit“ kommt von innen. Und nur von innen. Das überrascht Sie jetzt hoffentlich nicht, dass ausgerechnet ich das sage (lacht). Denn es stimmt. Die meisten von uns sehen wirklich am schönsten aus, wenn wir mit uns in Einklang sind. Doch wenn wir uns Sorgen machen, Probleme wälzen und negative Gedanken haben – auch das spiegelt sich immer im Gesicht. Ein schönes Gesicht, eine sinnliche Ausstrahlung bekommt man nur durch Seelenfrieden. Seelenfrieden macht nicht nur schön – sondern ist auch das absolute Glück. Zumindest empfinde ich das so.