Köln. Woelki hat eidesstattlich versichert, lange nichts von Vorwürfen gewusst zu haben. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft Köln.

Die Staatsanwaltschaft Köln hat heute ein Ermittlungsverfahren gegen Kardinal Rainer Maria Woelki eingeleitet. Untersucht werde der Vorwurf der falschen eidesstattlichen Versicherung, sagte Oberstaatsanwalt Ulf Willuhn. Der "Kölner Stadt-Anzeiger" hatte zuvor berichtet.

Woelki wird vorgeworfen, im Zusammenhang mit den Missbrauchsvorwürfen im Erzbistum Köln eine eidesstattliche Falschaussage vor Gericht gemacht zu haben. Wenn sich die Vorwürfe als wahr herausstellen, könnten ihm hohe Geldstrafen oder gar eine Freiheitsstrafe drohen.

Kardinal Reiner Woelki ist in eine Reihe von Missbrauch-Fällen im Erzbistum Köln involviert. Seit fast zwei Jahren steht die Frage im Raum, was der Kardinal über die Täter aus den Reihen des Erzbistums wusste. Strittig war zuletzt Woelkis Kenntnisstand zum Fall des Ex-„Sternsinger“-Präsidenten Winfried Pilz.

Ehemalige Mitarbeiterin: Woelki wusste schon 2015 vom Fall Pilz

Hildegard Dahm, ehemalige Mitarbeiterin der Personalabteilung des Erzbistums Köln, hatte die eidesstattliche Versicherung im Zusammenhang mit dem Missbrauchsvorwürfen gegen den Ex-„Sternsinger“-Präsidenten Pilz infrage gestellt. Dazu hat sie dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ belastende Dokumente vorgelegt.

Kardinal Woelki hatte in den vergangenen Monaten zweimal unter Eid zum Fall Pilz ausgesagt. Er gab an, erst in der vierten Juni-Woche diesen Jahres mit dem Fall befasst worden zu sein. In einem Interview mit der Zeitung widersprach Hildegard Dahm, die frühere Mitarbeiterin, dieser Darstellung und verwies auf einen deutlich früheren Zeitpunkt. Sie habe es „nicht mehr ausgehalten (...), Dinge aus erster Hand zu wissen, die den öffentlichen Aussagen von Kardinal Woelki widersprechen, speziell zum Fall des früheren Sternsinger-Präsidenten Winfried Pilz“, sagte die Katholikin im Interview mit der "Kölner Stadt-Anzeiger".

Nach eigenen Angaben soll die ehemalige Assistentin des Personalchefs im Erzbistum schon 2015 eine Liste mit Namen von 14 Missbrauchstätern aus dem Erzbistum Köln erstellt haben. Auf der Liste soll auch Pilz angeführt worden sein. Der Personalschef soll diese Liste später an Woelki übergeben haben.

Woelki hingegen hatte auch in einer presserechtlichen Auseinandersetzung mit der „Bild“-Zeitung eidesstattlich versichert, er sei mit dem Fall Pilz erst in der vierten Juni-Woche 2022 befasst worden. Nach Strafanzeigen wegen des Verdachts auf Falschaussage lehnte die Kölner Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen Woelki Ende Oktober wegen fehlenden Anfangsverdachts zunächst ab.

Der 2019 gestorbenen Pfarrer Winfried Pilz war lange Jahre Präsident des katholischen Kindermissionswerks „Die Sternsinger“ und galt als führende Figur in der Jugendseelsorge. Wegen mutmaßlichem Missbrauch wurde ihm 2014 im Ruhestand der Kontakt mit Minderjährigen verboten. Zudem wurde er zu Zahlungen an den Betroffenen verpflichtet.

Papst Franziskus hatte Woelki vor einiger Zeit aufgefordert, ein Rücktrittsgesuch bei ihm einzureichen. Das hat der Kardinal getan. Der Papst hat bisher aber noch nicht darüber entschieden, ob er es annimmt.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.