Berlin. Nach dem Juwelendiebstahl aus dem Grünen Gewölbe gestehen drei von sechs Angeklagten ihre Tatbeteiligung. Einer will ein Alibi haben.

Im Prozess um den Juwelendiebstahl aus dem Grünen Gewölbe vor dem Landgericht Dresden haben drei der sechs Angeklagten am Dienstag umfassende Geständnisse abgelegt. Der Angeklagte Rabieh R. räumte ein, dass er mit einem Mittäter am Tattag im November 2019 in die Räume des Grünen Gewölbes eingedrungen sei, „mit einer Axt“ das Glas der Vitrinen zerschlagen und den Schmuck in einen mitgebrachten Sack geworfen habe.

Der Mittäter habe dann einen Feuerlöscher entleert, um DNA-Spuren zu zerstören. Anschließend seien die insgesamt sechs Täter in einem Auto in eine Tiefgarage geflüchtet, hätten dort den Wagen angezündet un seien zurück nach Berlin gefahren, sagte der 29-Jährige in seiner Aussage vor Gericht.

Sein Auftrag sei gewesen, mit einer nichtangeklagten Person durch das zuvor präparierte Fenster zu klettern, die Vitrine im Juwelenzimmer zu zerschlagen und Schmuckstücke zu stehlen, „weil ich kräftig bin und dazu bereit war“, erzählte der älteste Angeklagte. In die ursprüngliche Tatplanung war er nach eigenen Angaben nicht involviert. Er sei zwei bis drei Monate zuvor angesprochen worden, ob er mitmachen wolle. „Die Idee war nicht von mir.“

Einbruchsidee soll auf Klassenfahrt entstanden sein

Nach seinen und Angaben eines 23-Jährigen Mitangeklagten entstand sie aus der Begeisterung „einer anderen Person“ von einer Klassenfahrt ins Grüne Gewölbe und dem dort ausgestellten Grünen Diamanten. Der Plan sei über ein Jahr entwickelt worden. „Ich bin derjenige mit der Taschenlampe, der andere hat mir gesagt, wo es langging“, sagte der 29-Jährige.

Mit der Erklärung revidierte er seine Einlassung vom März 2022. Sein Tatbeitrag sei „deutlich gewichtiger“ als damals angegeben. So sei er auch bei zwei der Erkundungstouren nach Dresden zur Vorbereitung dabei gewesen. „Ich wunderte mich, dass man sich so frei und unbemerkt dort bewegen konnte und das nicht bemerkt wurde“.

Die beiden Angeklagten Wissam R. und Mohamed R. gestanden ebenfalls eine Tatbeteiligung ein. Sie drangen nach den von ihren Anwälten verlesenen Erklärungen nicht selbst in das Grüne Gewölbe ein, sondern sicherten den Einbruch und nahmen die Beute und die Einbruchswerkzeuge entgegen.

Clanmitglieder erhalten milde Strafen nach Deal mit der Staatsanwaltschaft

Ein vierter Angeklagte kündigte für den nächsten Verhandlungstag am Freitag ebenfalls eine Erklärung an. Den Geständnissen vorausgegangen waren Gespräche zwischen Verteidigung und Staatsanwaltschaft.

Das Landgericht stimmte dem sogenannten Deal zu. Im Gegenzug für die bereits erfolgte Rückgabe eines Großteils der Beute aus dem Grünen Gewölbe und glaubhaften Geständnissen wurden den Angeklagten aus dem Berliner Clanmilieu mildere Strafen in Aussicht gestellt.

Einige Schmuckstücke aus dem Grünen Gewölbe fehlen noch

Ein fünfter Angeklagter ließ am Dienstag über seine Verteidigung erklären, dass er die Verständigung zwischen den Prozessbeteiligten nicht akzeptiere. Ein sechster Angeklagter will ein Alibi für den Tattag haben.

Mehr als drei Jahre nach dem Einbruch in das Grüne Gewölbe beschlagnahmte die Polizei Mitte Dezember in Berlin einen erheblichen Teil der Beute. Teilweise sind die Schmuckstücke beschädigt oder unvollständig, zudem fehlen einige wertvolle Teile nach wie vor. Der gestohlene Schmuck aus dem frühen 18. Jahrhundert hat einen geschätzten Versicherungswert von insgesamt mindestens 113,8 Millionen Euro. (lro/AFP/dpa)