Berlin. Nach dem Horror-Crash schlägt die Polizeigewerkschaft Alarm und fordert hartes Vorgehen: Es fehlt an Personal für Verkehrskontrollen.

Der Schock sitzt tief nach dem schweren Verkehrsunfall mit sieben Toten – auch bei der Polizei. Wie konnte das passieren? Der mutmaßliche Verursacher war ohne Führerschein unterwegs. Das Fahren ohne Führerschein weise auf ein großes Defizit hin, so Michael Mertens von der Gewerkschaft der Polizei (GdP), der sagt: „Wir haben ein Kontroll- und Personalproblem.“

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Dass viel zu wenig kontrolliert wird durch die Polizei, merke doch jeder selbst. Kaum einer werde noch angehalten und nach seinem Führerschein gefragt, so Michael Mertens (59), GdP-Vorsitzender in NRW und stellvertretender Bundesvorsitzende, zuständig für den Verkehrsbereich. Die Wahrscheinlichkeit, kontrolliert zu werden, „ist relativ gering“. Diese Sicherheit sei gefährlich.

Autofahrer werden kaum noch kontrolliert – zu wenig Polizisten

Nach dem schlimmen Unfall auf einer Bundesstraße im thüringischen Bad Lagensalza am Samstag müsste sich einiges ändern: So müsste „mehr Druck“ auf die Autofahrer aufgebaut werden, damit sie Angst hätten, erwischt zu werden. Doch dafür sei zu wenig Personal vorhanden, weil die Polizei „kaputt gespart“ worden sei und weil andere Aufgaben verstärkt hinzugekommen sind: Kinderpornografie, Internetkriminalität oder die Großeinsätze bei Fußballspielen, so Mertens.

Der Horror-Crash bei Bad Langensalza in Thüringen forderte sieben Tote.
Der Horror-Crash bei Bad Langensalza in Thüringen forderte sieben Tote. © dpa | Silvio Dietzel

Nicht nur Sparmaßnahmen und neue Aufgaben seien das Problem – auch das Ausscheiden vieler Polizisten aus dem Dienst. Mertens spricht von der Generation der „Baby-Boomer“, die jetzt in Rente gehen. Neu-Einstellungen würden das Defizit nicht wirklich ausgleichen können.

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Auf 3000 Neu-Einstellungen kommen 2000 Polizisten, die in Rente gehen

Beispiel NRW: Da wurden 3000 Polizeianwärter eingestellt. Aber 2000 Abgänge seien etwa durch Pensionierungen zu erwarten. „Und zudem gibt es ja auch noch Abbrecher.“

Mertens fordert dringlich, dass die Führerschein-Entzüge endlich besser überprüft werden. Es müsse mehr „Druck“ auf die Autofahrer ausgeübt werden. Es müsse kontrolliert werden, ob sie ihr Auto tatsächlich nicht bewegen.