Berlin. Döpfner hat nach der öffentlichen Empörung über seine geleakten Äußerungen eine Entschuldigung vorgelegt. Vielen reicht das nicht.

Springer-Verleger Mathias Döpfner hat auf die harsche öffentliche Kritik an seinen geleakten Äußerungen reagiert und eine Entschuldigung verbreiten lassen. Unter anderem hatte sein Weltbild von Menschen aus Ostdeutschland für Entsetzen gesorgt. Auch abwertende Äußerungen über Muslime und der Mangel an Respekt für die journalistische Unabhängigkeit von Redaktionen sorgten für Empörung.

Am Samstagabend erschien nun auf der Seite der "Bild"-Zeitung ein Text unter dem Titel "Stimmt!", mit einem großen Porträtfoto des 60-Jährigen. "Ich bitte um Entschuldigung dafür, dass ich mit meinen Worten viele gekränkt, verunsichert oder verletzt habe", schrieb er. Er reagierte damit auch auf einen Meinungsbeitrag der "Bild"-Chefredakteurin Marion Horn, die ebenfalls am Samstag auf der "Bild"-Website geschrieben hatte: "Eigentlich ist eine Entschuldigung fällig, Chef!" Die Zeitung gehört zum Medienhaus Axel Springer.

Springer-Chef Mathias Döpfner: "Wörtlich genommen Quatsch"

Döpfner nannte in seinem Entschuldigungsschreiben vor allem seine von der Wochenzeitung "Die Zeit" zitierten Worte "Die Ossis sind entweder Kommunisten oder Faschisten". Das sei "verletzend", kommentierte Döpfner nun. "Und wörtlich genommen natürlich Quatsch." Er stellte klar: "Die ' Ossis' gibt es nicht. Und selbstverständlich sind sie nicht entweder rechts- oder linksradikal", hieß es weiter.

Mit dem Beitrag bestätigte Döpfner indirekt, dass einige Formulierungen - darunter auch welche, die sich gegen Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel gerichtet hatten - tatsächlich von ihm stammten. Zuvor hatte er sich nach dem Bekanntwerden der internen Chat- und SMS-Verläufe tagelang nicht zu den Vorwürfen geäußert. Lesen Sie auch: „Wir fordern die Freilassung von Evan Gershkovich“

In seinem persönlichen Schreiben bat er zugleich ein Stückweit um Verständnis: "Der Ärger darüber, dass in Thüringen und anderswo so viele Linke oder AfD wählen, verleitete mich zur polemischen Übertreibung." Es habe sich um private Nachrichten gehandelt. "Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht - mir gelingt es nicht immer, private Nachrichten im korrekten Ton zu schreiben. Wenn ich wütend oder sehr froh bin, wird mein Handy zum Blitzableiter." Er schicke dann "Menschen, denen ich sehr vertraue, Worte, die 'ins Unreine' gesagt oder getippt sind." Er gehe in solchen Fällen davon aus, dass so etwas dann nicht an Dritte weitergegeben werde - eine Spitze gegen die bisher unbekannte Person, die die Chatverläufe an die "Zeit"-Redaktion geleakt hat. Eine Lehre, die man daraus ziehen könne, sei die Idee der "Gedankenfreiheit", schließt Döpfner. Auch interessant: Constantin Schreiber: „Wir leben einen Panik-Zeitgeist“

Döpfner-Äußerungen: Häme im Netz über die Entschuldigung des Springer-Chefs

Im Netz kursiert nach dem Bekanntwerden der öffentlichen Entschuldigung Häme. Es handele sich um keine echte Abbitte, kritisieren zahlreiche Nutzerinnen und Nutzer auf Twitter. Döpfner verweise darauf, dass jeder mal im privaten Rahmen den Ton verfehle. Und er entschuldige sich dafür, dass er Menschen "gekränkt, verunsichert oder verletzt" hat - für die eigentlichen Aussagen entschuldige er sich nicht, kritisiert etwa der Journalist und Digitalexperte Martin Hoffmann.

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Für die Verunglimpfung von Menschen in Ostdeutschland finde er zwar Worte - dass er die FDP durch die Redaktionen seines Verlages hochschreiben lassen und damit die journalistische Unabhängigkeit ignorieren wollte, erwähne er jedoch in seinem Text nicht. Der Kommunikationsexperte Mathias Richel kritisiert, Döpfner habe nicht nur eine beleidigende SMS geschrieben: "Das war kein Versehen im Rausch. Seine Verachtung für Ostdeutsche hat System."

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(fmg/mit Material von dpa)