Berlin. Die Ausmaße der zahlreichen Brände in Kanada sind gigantisch. Warum die Löscharbeiten schwierig sind und warum kein Ende in Sicht ist.

Seit Wochen steht Kanada in Flammen: Hunderte Brände erstrecken sich über das Land. Die Flammen zerstören die Lebensgrundlagen von Mensch und Tier in erheblichem Ausmaß: Mittlerweile ist eine Fläche in der Größe von Österreich dem Feuer zum Opfer gefallen – Tendenz steigend.

Nach Angaben des landesweiten Waldbrand-Zentrums (CIFFC) lodern in ganz Kanada derzeit mehr als 450 aktive Brände. Allein in der französischsprachigen Provinz Québec sind es laut der örtlichen Brandschutzbehörde 80 Waldbrände. Etwa 240 davon sind außer Kontrolle geraten, wobei ein Ende der Feuer nicht absehbar ist.

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Kanada: Löscharbeiten gestalten sich als schwierig

Denn für die Feuerwehr sind die Löscharbeiten ein schwieriges Unterfangen, zumal schon die Anfahrt problematisch ist. Meist werden die Feuerwehrleute mit dem Hubschrauber in Reichweite der Feuer abgesetzt, die wegen der hohen Rauchentwicklung mit eingeschränkten Sichtverhältnissen kämpfen müsssen. Sind die Einsatzkräfte dann am Boden angekommen, müssen sie oft noch kilometerweit durch das Dickicht der kanadischen Wälder marschieren, bevor sie ihren eigentlichen Einsatzort erreichen. Dabei tragen sie ihre schwere Ausrüstung am Körper und müssen den den giftigen Rauch einatmen. Montréal etwa hat durch die Brände derzeit die schlechteste Luftqualität weltweit.

Unterstützt werden die lokalen Feuerwehrleute von hunderten Kräften aus dem Ausland. "Das ist kein Vergleich zu dem, was wir aus Frankreich kennen“, sagte etwa Feuerwehrmann Eric Florès der Nachrichtenagentur AFP. „Die Flammenwände sind manchmal hundert Meter breit und doppelt so hoch wie die Bäume.“ Doch selbst mit der Unterstützung aus dem Ausland können die zahlreichen Brände nicht gleichzeitig gelöscht werden. Vor allem in dünn besiedelten Gebieten beschränken sich die Einsatzkräfte allein darauf, die Ausbreitung zu verhindern.

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Waldbrände früher als gewöhnlich

Es ist ein ungewöhnlicher Zeitpunkt für Flammen dieser Dimension. Denn normalerweise erreicht die Waldbrandsaison zwischen Juli und August ihren Höhepunkt. Nach einem sehr trockenen Frühling schlagen die Flammen jedoch einen Monat früher und heftiger zu denn je zu.

Waldbrände in Kanada haben mittlerweile eine Fläche der Größe Österreichs verbrannt.
Waldbrände in Kanada haben mittlerweile eine Fläche der Größe Österreichs verbrannt. © AFP PHOTO / Nova Scotia Government

Kanadas Vegetation bietet dabei einen guten Nährboden für Waldbrände: „Hier gibt es eine 20 bis 30 Zentimeter dicke Schicht leicht brennbaren Materials auf dem Boden und das macht es schwieriger, das Feuer zu kontrollieren“, sagt David Urueña, Feuerwehrmann aus Spanien. „Es fängt in dieser Schicht an und kann sich über mehrere Kilometer ausbreiten.“

Zudem müssen die Einsatzkräfte unterirdische Schwelbrände bekämpfen, die wohl den Rauch verursachen, der sogar bis nach Europa zieht. Dieser entsteht in der unterirdischen Humusschicht, die den Boden in kalten und nördlichen Regionen durchzieht. Die guten Bedingungen auf dem Boden hindern die Flammen jedoch nicht daran, auch auf die Baumwipfel überzugreifen. Grund dafür sind die Nadelbäume, die viel brennbares Harz enthalten.

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Klimawandel und Waldbrände bedingen sich gegenseitig

Experten zufolge sind die Waldbrände eine direkte Folge des Klimawandels, bedingen ihn jedoch glechzeitig. Denn pro verbranntem Hektar setzt der boreale Wald zehn bis 20 Mal mehr CO2 frei als andere Ökosysteme und trägt so zur globalen Erwärmung bei. Gleichzeitig gehen Experten davon aus, dass Waldbrände auf der nördlichen Halbkugel zunehmen werden. Der Umgang mit Bränden dieses Ausmaßes wird Kanada also noch auf unbestimmte Zeit beschäftigen. (fmg/AFP)