Berlin. Über 670 Waldbrände wüten in Kanada, mehr als 380 sind davon außer Kontrolle. Lesen Sie hier, warum noch lange kein Ende in Sicht ist.

Kanada steht vor einer der größten Herausforderungen seiner Geschichte: Verheerende Waldbrände erfassen weite Teile des Landes. Die Ausmaße der Brände bedrohen nicht nur die Tier- und Pflanzenwelt, sondern auch Menschen. Seit Anfang Mai mussten rund 155.000 Menschen aufgrund der Feuer ihre Häuser verlassen – etwa so viele Menschen wie in Heidelberg leben.

Waldbrände in Kanada: Waldbrandsaison noch lange nicht vorbei

"Von Evakuierungen über schlechte Luftqualität bis hin zu extremen Hitzewarnungen erleben wir die Realität der Auswirkungen des Klimawandels", erklärte Gesundheitsminister Jean-Yves Duclos. In keinem der vergangenen 40 Jahre mussten in Kanada so viele Menschen wegen Waldbränden evakuiert werden. Und: Eine Besserung ist derzeit nicht in Sicht.

Laut offiziellen Angaben wüteten am Freitag mehr als 670 Brände im ganzen Land. Von ihnen waren mehr als 380 außer Kontrolle. Die Waldbrandsaison dauere noch mindestens drei Monate, erklärte Michael Norton vom Ressourcenministerium Natural Resources Canada (NRC). Die Wettervorhersage unterstreichen seine Aussage: Sie prognostizieren für die kommenden Wochen überdurchschnittlich hohe Temperaturen.

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Kanada: So schlimm ist das Ausmaß der Waldbrände

Die Regierung kündigte inzwischen weitere Schritte im Kampf gegen die Feuer an. "In Verbindung mit langfristigen Investitionen in die Bekämpfung von Waldbränden sowie in den Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel wird Kanada weiterhin Häuser, Lebensgrundlagen und Gemeinschaften schützen und gleichzeitig die Grundursache dieser verstärkten Brände bekämpfen: den Klimawandel", stellte Jonathan Wilkinson, Minister für natürliche Ressourcen, in Aussicht.

Natur in der kanadischen Region Donnie Creek in Flammen: Das Feuer hat bereits eine Fläche von 571.512 Hektar Wald in Asche gelegt.
Natur in der kanadischen Region Donnie Creek in Flammen: Das Feuer hat bereits eine Fläche von 571.512 Hektar Wald in Asche gelegt. © Noah Berger/AP/dpa

In Kanada wurden bereits neun Millionen Hektar Landfläche durch die Waldbrände verwüstet – das entspricht dem Elffachen des Durchschnitts der vergangenen zehn Jahre. Das Ausmaß übertrifft bereits jetzt den absoluten Jahresrekord von 1989. Besonders betroffen sind der Westen und das nördliche Québec. Kanadas größte Provinz bat schon im Juni um internationale Unterstützung bei der Bekämpfung der Feuer.

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Im März 2023 brachen die ersten Waldbrände in Kanada aus. Ab Mai verbreiteten sie sich dann mit alarmierender Geschwindigkeit – begünstigt durch eine extreme Dürre und Hitzewellen als Folgen des Klimawandels. Die Auswirkungen der Waldbrände sind bereits weltweit spürbar. Der Rauch zog über Chicago und New York nach Spanien, Portugal und sogar Deutschland. (soj/AFP)

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