Berlin. . Eine Löwin, die sich als Wildschwein herausstellt – Polizei, Behörden und Politik stehen arg blamiert da. Über den Spaß der Anderen.

Ist schon klar, was sie jetzt alle sagen werden, in München, in Hamburg, in Düsseldorf oder anderswo: "Dit is Berlin." 37 Stunden lang haben sie auf die Hauptstadt geschaut: auf eine Phantomjagd, die Großwild versprach, aber sich doch nur als ein Schweine-Halali in Kleinmachnow entpuppte. Immerhin, die Gemeinde kam bundesweit ganz groß raus. Und die Ironie ist: Ist nicht mal Berlin, sondern Brandenburg. Es werden also noch die Falschen verprügelt.

Es war ein einziger Zirkus, ganz großer Zirkus. Jeden Cent war sie wert, die "teuerste Safari aller Zeiten“, wie die Deutsche Polizeigewerkschaft unkt. 100.000 Euro Steuergeld könnten es gewesen sein, eine volle Thomas-Gottschalk-Gage, einerseits.

Im Schweinsgalopp durch Kleinmachnow

Andererseits hatten wir unseren Spaß am Schweinsgalopp von Polizei, Feuerwehr, Zoologen, Jägern, Veterinären. Hunderte von Helfern, selbst Hubschrauber waren im Einsatz. Wohin man schaute: Alarm. Und die Medien? Sie hatten diesmal nicht den Löwenanteil daran, wirklich nicht. Sie taten, auch sie im Großaufgebot, worin sie Übung haben: eine Sau durchs Dorf treiben. Es war lehrreich und vor allem war es: unterhaltsam.

Von Zeit zu Zeit bringt der Sommer so ein Ungeheuer als Nachricht hervor, nicht immer aus dem schottischen Loch Ness. Wer erinnert sich zum Beispiel noch an Kaiman "Sammy", der 2010 in einem Baggersee im Hessischen auftauchte und ähnlich aufwendig gejagt wurde? Immerhin war es damals kein reines Sommerloch-Thema, sondern tatsächlich ein echter Kaiman, wohingegen die Löwin von Kleinmachnow – Schwein gehabt – sich als gewöhnliches Wildschwein herausstellte. Mehr als einen Tag haben die Experten zwischen Brandenburg und Berlin für diese Erkenntnis gebraucht, obwohl die Verwechslungsgefahr doch eigentlich so groß nicht sein kann, oder?

Löwenjagd in Brandenburg: Die Behörden hatten nur schlechte Alternativen

Was werden sie sich jetzt alle die Mäuler zerreißen und Sprüche klopfen über Berlin: "Versuche nicht wie ein Löwe zu brüllen, wenn deine Taten dem eines Esels gleichen." Nach dem falschen Alarm stehen die Behörden in beiden Bundesländern, am meisten wohl in Brandenburg, ziemlich belämmert da. Zur Wahrheit gehört aber auch: Sie hatten in der konkreten Situation eigentlich nur schlechte Alternativen. Nichts tun wäre nämlich auch keine Option gewesen. Was kümmert es die deutsche Eiche, wenn sich die Wildsau an ihr reibt? – bei einer Löwin wäre es denn doch eine unangemessene Gelassenheit gewesen.

Der Hype um die falsche Löwin lässt Berlin und Brandenburg schlecht aussehen. "Shit happens", sagt der Amerikaner. Die wilde Geschichte war aber zugleich auch ein grandioser Lacherfolg, ein Heiden-Spaß – je nachdem, von welchem Hochsitz aus man diese 37-stündige Phantomjagd von Kleinmachnow verfolgt hat. Die Safari, die denn doch keine war, gehört natürlich politisch aufgearbeitet, ganz klar. Aber zu einer Selbstzerfleischung gibt es wiederum keinen Grund.

Die halbe Republik lacht, und das betretene Schweigen der Belämmerten wäre als Reaktion jetzt völlig fehl am Platz. Die Vorwärtsverteidigung empfiehlt sich da schon eher: Hier ist Berlin, hier steppt der Bär, in einem guten Sommer auch schon mal eine Löwin.

Und das ist gut so.