Kleinmachnow. Zunächst kursierte nur eine unscharfe Handy-Aufnahme. Immer mehr Experten äußerten Zweifel. Handelt es sich überhaupt um eine Löwin?

Eine vermeintliche Raubkatze hiellt Kleinmachnow und den Berliner Süden in Atem. Eine großangelegte Suche nach dem Tier lief. Doch handelte es sich überhaupt um eine Löwin? Der Veterinärmediziner Achim Gruber von der Freien Universität Berlin hegte früh Zweifel. „Ich halte es für möglich, dass das eine Löwin ist, bin aber nicht davon überzeugt“, sagte Gruber am Donnerstagabend im RBB-Spezial. Als Wissenschaftler sei er vorsichtig. Es gebe viele Argumente dafür, dass es eine Löwin sei. „Aber der letzte Beweis steht für mich noch aus“, so Gruber.

Die Handy-Aufnahme sei unscharf und durch das Licht könnten Täuschungen entstehen. Er setze auf die Jagdhunde, die nach dem Tier suchten. Die Hunde, die im Einsatz seien, seien sehr gut. Wenn diese keine Spuren fänden, sei dies „ein starkes Puzzlestück“ gegen die Hypothese, dass man es mit einer Löwin zu tun habe. Letztlich sollte der Experte mit seinen Zweifeln recht behalten. Am Freitagnachmittag gab die Polizei Entwarnung: Statt um einen Löwen, soll es sich bei dem gesichteten Tier doch um ein Wildschwein handeln.

Berlins Wildtierexperte sieht Wildschweine, aber keine Löwin

Auch Berlins Wildtierexperte Derk Ehlert war skeptisch, ob tatsächlich eine Raubkatze frei durch Berlin und Brandenburg läuft. Er könne auf dem bekannten Video nur zwei Wildschweine erkennen, die von links nach rechts laufen, sagte er am Freitagmorgen im RBB-Inforadio. „Ich glaube aber natürlich den Zeugen, den Kollegen von der Polizei in Berlin, die ein derartiges Tier auch real gesehen haben“, ergänzte Ehlert. Dennoch machte es ihn stutzig, dass bis dahin keine Spuren gefunden werden konnten.

„Grundsätzlich kann ein Löwe nicht einfach weg sein, auch so eine Löwin nicht. Sie hinterlässt Spuren“, sagte der Wildtierexperte. „Es ist schon sehr auffällig, dass an der Stelle, wo das Tier gesehen und gefilmt wurde, nicht mal ein Trittsiegel zu sehen ist.“

Der britische Paläontologe und Raubtier-Experte Darren Naish war sich sogar früh sicher, dass das gefilmte Tier keine Löwin ist. „In diesem Fall ist der Löwe auf jeden Fall kein Löwe“, schrieb der Forscher in seinem Blog „Tetrapod Zoology“. Der Schwanz des Tieres in dem Video sei zu kurz für einen Löwen. Bei einem Löwen würde dieser fast bis auf den Boden reichen. Das sei bei dem gefilmten Tier nicht der Fall.

Zirkuschef: „Wenn das ein Löwe ist, fresse ich einen Besen“

Auch ein anderer Löwen-Experte hatte Bedenken gegen die Löwen-Hypothese geäußert. Zirkuschef Michel Rogall aus Teltow hat sich das Handy-Video angesehen. laut „Tagesspiegel“ sagte Rogall: „Wenn das ein Löwe ist, fresse ich einen Besen.“ Das Tier sei viel zu schmächtig und zu klein. Seiner Meinung nach könne es sich eher um einen Kaukasischen Schäferhund handeln. Diese Hunderasse weise deutliche Ähnlichkeiten mit einem Löwen auf.

Bei der Polizei in Brandenburg war in der Nacht zum Donnerstag ein Notruf eingegangen, wonach eine vermeintlich freilaufende Raubkatze in der Gemeinde Kleinmachnow gesichtet worden sein soll. Ein nur wenige Sekunden langes Handyvideo eines Zeugen zeigt das Tier dort zwischen Büschen und Bäumen umherschleichen. Das Video schätzen die Ermittlungsbehörden als echt ein. In der Nacht hätten auch Polizeibeamte die Raubkatze - mutmaßlich eine Löwin - „gesichert“ gesehen, sagte eine Behördensprecherin am Donnerstag. Am Freitagnachmittag jedoch gab die Polizei Entwarnung: Es handelt sich wohl doch nur um ein großes Wildschwein. (fmg/dpa)