Erfurt. Seit Mai kann auf Regionalstrecken das Deutschlandticket genutzt werden. Das hat die Abozahlen für die Thüringer Verkehrsunternehmen in die Höhe schnellen lassen. Für Fahrgäste wird es oft billiger - aber teils auch ungemütlicher.

Das Deutschlandticket hat dem Verkehrsverbund Mittelthüringen (VMT) eine Rekordzahl an Abonnenten beschert. Vor Einführung des Tickets hätten die angeschlossenen Verkehrsunternehmen 60.000 Abos und Schülertickets gezählt, sagte VMT-Geschäftsführer Christoph Heuing. Mit dem Deutschlandticket sei diese Zahl auf 70.000 angestiegen. Die Zahlen stammen von Juni - es sei aber davon auszugehen, dass sie seither weitestgehend stabil sind. Vor allem im Vorverkauf im April sowie im Mai und frühen Juni habe es die meisten Verkäufe gegeben.

Im VMT sind 15 Verkehrsunternehmen in Mittel-, Ost- und Südthüringen zusammengeschlossen. Rund 45.000 Menschen seien aus alten Aboverträgen umgestiegen, sagte Heuing. 10.000 seien aus Schüler-Monatskarten gewechselt. Dazu kämen 5000 Studierende, die ihr Semesterticket gegen Aufpreis zum Deutschlandticket aufwerteten. Noch lasse sich nicht klar erkennen, ob durch die 10.000 Neuabonnenten der Absatz mit Einzeltickets oder Tageskarten merklich zurückgehe.

Die Auslastung der Busse und Bahnen im Tarifgebiet habe aber deutlich zugelegt. "Das ist nicht ganz so heftig, wie beim 9-Euro-Ticket. Aber qualitativ sind das die gleichen Effekte." Im Ausflugsverkehr und im Eisenbahn-Regionalverkehr sei es deutlich voller geworden. "So deutlich, dass Leute teils auch nicht mehr in die Züge kommen." Züge zwischen Erfurt und Jena seien schon vor Einführung des Tickets stark frequentiert gewesen - das habe sich nochmal verschärft. Auch in den Städten seien die Bahnen zu Hauptverkehrszeiten komplett voll.

Auch bei der Deutschen Bahn führt das Deutschlandticket zu volleren Zügen

Das Deutschlandticket für 49 Euro im Monat kann seit 1. Mai verwendet werden - als digital buchbares, monatlich kündbares Abonnement, das im Nahverkehr in ganz Deutschland gilt. Auch bei der Deutschen Bahn führt das zu volleren Zügen: In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen seien 20 bis 25 Prozent mehr Fahrgäste verzeichnet worden, hieß es.

Einfach so einen zweiten Zug anzuhängen und so mehr Platz zu schaffen sei nicht drin, sagte Heuing. "Es ist nicht so, dass irgendwo eine Halle ist mit Fahrzeugen, die man aktivieren kann – sondern alles, was an Fahrzeugen da ist, ist im Einsatz." Die Kapazitäten auszubauen dauere eher Jahre als Monate. Daher sei es auch nicht möglich gewesen, nach ähnlichen Erfahrungen mit dem 9-Euro-Ticket jetzt schon Veränderungen zu sehen.

In ländlichen Regionen hingegen seien die Busse nach wie vor nicht komplett ausgelastet. Hier sei das Angebot einfach so gering, dass es kaum Umstiegseffekte durch das Deutschlandticket gegeben habe.