Berlin. Eine frivole Party sorgt in Russland für Aufregung. Die Gäste werden nun öffentlich diskreditiert – und teils strafrechtlich verfolgt.

Seit Tagen berichten russische Staatsmedien über eine Party reicher Prominenter, die bei russischen Politikern und Strafverfolgungsbehörden Empörung ausgelöst hat. Die Reaktion des Kremls zeigt den konservativen und antiliberalen Kurs, den Russland unter Wladimir Putin eingeschlagen hat.

Kreml verurteilt „Fast-Nackt-Party“ scharf

Russischen Medienberichten zufolge lud die bekannte Instagram-Influencerin und TV-Moderatorin Anastasia Iwlejewa am 20. Dezember zu einer Party in den Moskauer Club Mutabor. Das Motto: „Fast nackt“. Zahlreiche Gäste folgten der Einladung, darunter viele bekannte Gesichter der Moskauer Prominenz.

Nach der Skandalparty in Moskau stehen auch die international bekannten Musikstars Filip Kirkorow und Dima Bilan unter Druck.
Nach der Skandalparty in Moskau stehen auch die international bekannten Musikstars Filip Kirkorow und Dima Bilan unter Druck. © imago stock&people | imago stock

Nachdem Fotos und Videos der spärlich bekleideten Schauspieler und Künstler in den sozialen Medien auftauchten, regte sich Unmut unter Kreml-freundlichen Bloggern, Abgeordneten und Aktivisten, die den Krieg in der Ukraine unterstützen. Wie könnten Prominente feiern, während russische Soldaten bei der „militärischen Spezialoperation“ ihr Leben riskierten, lautete der Tenor. Der bekannte Fernsehmoderator Wladimir Solowjow bezeichnete die Partygäste gar als „Bestien“ und „Abschaum“.

Lesen Sie auch:Ukraine-Krieg: Fünf Gründe, warum Putin jetzt im Vorteil ist

Wegen „LGBT-Propaganda“: Russischer Rapper verhaftet – weitere Musikstars unter Druck

Aufgrund der wachsenden öffentlichen Empörung schalteten sich schließlich auch die russischen Behörden ein. So leitete die Medienaufsicht Ermittlungen wegen des Verdachts auf „LGBT-Propaganda“ ein. Die russischen Behörden haben die LGBT-Bewegung als extremistisch eingestuft und verfolgen Aktivisten der Szene strafrechtlich.

Der Rapper Vacio wurde verhaftet und umgehend zu 15 Tagen Haft verurteilt. Der Musiker, der auf Fotos von der Party nur mit einer Socke über seinen Genitalien zu sehen war, wurde laut der Nachrichtenagentur „Tass“ wegen „homosexueller Propaganda“ und „Rowdytums“ angeklagt und zu einer Geldstrafe von 200.000 Rubel (umgerechnet rund 2.000 Euro) verurteilt. Auch Filip Kirkorow, dem „König der russischen Popszene“, droht nach Angaben der Boulevardzeitung „Moskowski Komsomolez“ die Aberkennung des Titels „Volkskünstler“ durch das Kulturministerium.

Nach der Skandal-Party: Emotionale Reaktionen der Beteiligten

Die Teilnehmer der Party haben sich inzwischen öffentlich für ihren halbnackten Auftritt entschuldigt – zum Teil in Videos. Gegen die Organisatorin der Party, die Bloggerin Iwlejewa, läuft ein Strafverfahren, das sie hinter Gitter bringen könnte. In einem tränenreichen Video bat auch sie um Vergebung: „Es heißt, Russland könne vergeben. Wenn das stimmt, bitte ich um eine zweite Chance. (...) Wenn die Antwort Nein lautet, bin ich bereit für meine öffentliche Hinrichtung“, sagt sie darin.

Doch damit ist es offenbar nicht getan. Wie russische Medien berichten, wurde der für die Skandalparty verantwortliche Club geschlossen. Mehrere Schlagerstars wie die Sängerin Lolita Miljawskaja beklagen ein Quasi-Auftrittsverbot. Nach ihren Angaben wurden seither mehrere Veranstaltungen abgesagt.

(afp/ew)