Berlin. Kinder mit Asperger-Syndrom wie Greta Thunberg brauchen oftmals feste Tagesabläufe. Wie schwer wird es für sie zwei Wochen auf See?

Am Anfang wurde viel spekuliert über das Mädchen, das so ernst guckt und für eine bessere Welt kämpft. Aber anstatt irgendetwas zu verheimlichen, sich auf den Protest zu konzentrieren, wählte Greta Thunberg einen anderer Weg. Den der Offensive. Aus ihrer Betroffenheit vom Asperger-Syndrom machte sie kein Geheimnis. Im Gegenteil.

In gewisser Hinsicht betrachtet Thunberg ihr Autismus sogar als hilfreich für ihre Arbeit gegen die Klimakrise. Durch das Asperger-Syndrom habe sie einen realistischeren Blick auf die Welt, der sie zum Handeln zwinge, sagt sie.

Am Mittwoch startete die 16 Jahre alte Klimaaktivistin ihre Reise von Plymouth nach New York. Zwei Wochen lange dauert die Atlantiküberfahrt mit der achtzehn Meter langen Hochseejacht „Malizia II“. Für eine ungelernte Seglerin eine sehr lange Reisezeit.

Greta Thunberg und Asperger – das ist das Syndrom

  • Asperger ist eine Autismus-Form
  • Betroffene Kinder halten oft zwanghaft an Gewohnheiten fest
  • Empathie fällt ihnen schwerer
  • Vor der Abfahrt scherzte Greta, sie lege ja ohnehin nicht viel Wert auf Gesellschaft – deshalb sei der Bootstrip kein Problem
  • Reisen stellen oft eine große Herausforderung da, da Routinen schwerer einzuhalten sind

Lange Reisen sind für Greta Thunberg nichts Ungewöhnliches

Ist es für ein Mädchen wie Greta mit Asperger-Syndrom noch einmal schwieriger zwei Wochen auf einem Boot zu sein? Immerhin ist es auf dem Schiff so gut wie unmöglich, sich zurückzuziehen oder einem geregelten Tagesablauf nachzugehen.

Greta Thunberg steht jedenfalls die gesamte Zeit unter Beobachtung. Sie selbst postet in sozialen Medien, aber auch ihre Route wird weltweit live verfolgt werden können – ihr größtes Abenteuer hat begonnen. Eine Karte zeigt stets den aktuellen Aufenthaltsort des Schiffes „Malizia II“:

Apserger-Syndrom wird häufig im Vorschulalter festgestellt

Das Asperger-Syndrom ist eine Form des Autismus’ die häufig erst im Vorschul- oder Schulalter diagnostiziert wird. Kinder die davon betroffen sind, haben laut dem Portal „Neurologen und Psychiater im Netz“ häufig Probleme sich in andere Menschen hineinzuversetzen und halten zwanghaft an Gewohnheiten und Ritualen fest. In einigen Fällen entwickelt Betroffene aber auch so genannte Inselbegabungen – also besondere Fähigkeiten auf einzelnen Gebieten.

Ferndiagnosen möchte Jugendpsychiater Michael Schulte-Markwort vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf nicht abgeben, weil er die Schwedin als Patientin nicht gut genug kennt. Auf den Professor macht Greta Thunberg jedoch einen sehr reflektierten Eindruck.

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„Wenn sich Greta für so eine Reise entschieden hat, gehe ich davon aus, dass sie sich einen zweiwöchigen Segeltrip selbst zutraut“, sagt Schulte-Markwort unserer Redaktion. „Sie ist ja auch in den letzten Monaten schon in viele verschiedene Länder gereist, was für gewöhnlich eine große Herausforderung für Menschen mit diesem Krankheitsbild darstellt.“

Sollte sie gesundheitliche Probleme bekommen, ist es laut dem Jugendpsychiater auf See auch immer möglich, ein anderes Schiff um Hilfe zu bitten.

Eingeschränkter Platz kann auf See zum Problem werden

Für ungelernte Segler sieht Schulte-Markwort neben der Seekrankheit ein generelles Problem in dem eingeschränkten Platz unter Deck. Jedoch sei auch da jeder Mensch selbst verantwortlich dafür, was er sich zutraut.

„Wenn ich von vorneherein mit Angst an die Zeit an Bord denke, ist eine Panik-Attacke wahrscheinlicher“, erklärt Schulte Markwort unserer Redaktion. Bei diesen generellen gesundheitlichen Problemen an Bord spiele es am Ende keine Rolle, ob eine Vorgeschichte wie das Asperger-Syndrom vorliegt oder nicht.

Der Blick auf Thunberg und auch auf das Thema Apserger hat sich innerhalb des vergangenen Jahres deutlich verändert. Ein Jahr Klimastreik: Wie sich Greta Thunberg gewandelt hat.

Podcast „Entscheider treffen Haider“: Greta Thunbergs Skipper, Boris Herrmann, im Gespräch mit Lars Haider, Chefredakteur des Hamburger Abendblatts: