Brisbane. Der Klimawandel richtet in Australien viel Schaden an. Doch drei regenreiche Jahre haben der Riesenmotte zum Comeback verholfen.

Für die australischen Ureinwohner waren die Motten, die jedes Jahr im Frühling vor den steigenden Temperaturen im Bundesstaat Queensland in die kühlen Höhlensysteme der Gebirgslandschaften der Snowy Mountains fliehen, schon immer eine willkommene Ergänzung ihres Speiseplanes.

Die Aboriginal People gruben sie einst in heißen Sand ein und bedeckten sie mit glühenden Kohlen, verarbeiteten sie zu Paste oder Kuchen. Die Insekten haben einen nussigen Geschmack und durch ihren hohen Fett- und Proteingehalt sind sie eine nahrhafte Mahlzeit. 100 Gramm der Motten-Leiber enthalten rund 430 Kilokalorien an Energie.

Noch vor einigen Jahren galten die Insekten eigentlich eher als Plage: Lokale Medien berichteten, wie die bis zu vier Zentimeter großen Motten jedes Jahr wieder die australische Hauptstadt Canberra „überfielen“. Die massiven Insekten verstopften Abzugsschächte und Klimaanlagen und färbten ganze Häuser braun. Vor allem das am Abend hell erleuchtete Parlament der Hauptstadt wurde in der Vergangenheit immer wieder mal zur „Lebend-Falle“.

Riesenmotten galten bereits als fast ausgerottet

Doch so lästig die Motten für viele Menschen waren, so wichtig waren sie als Bestandteil der Nahrungskette für Säugetiere wie die kleinen Pygmy Possums und mehrere Vogelarten. In den letzten Jahren ist ihre Zahl jedoch stark zurückgegangen.

Die jahrelange Dürre, die im Osten Australiens auch den Nährboden für die verheerenden Buschfeuer um die Jahreswende 2019/20 schaffte, ließ die Population um schätzungsweise 99,5 Prozent einbrechen. Vor allem 2017/18 erhielten die Insekten einen so heftigen Schlag, dass sie als fast ausgerottet galten. Im vergangenen Jahr wurden sie deswegen auch auf die gefährdete Liste der International Union for Conservation of Nature (IUCN) gesetzt.

Eric Warrant, ein Forscher der schwedischen Lund Universität, der sich auf die Motten spezialisiert hat, sagte dem australischen Sender ABC, dass die Dürre eine der schlimmsten in der Geschichte gewesen sei. Die Brutgebiete der Motte in den ansonsten halbariden Regionen trockneten vollkommen aus. Die Vegetation, von der sich die Raupen ernähren sollten, verdörrte, der Nachwuchs verhungerte.

„Vorsichtig optimistisch“

Doch nun scheinen die Motten ein Comeback zu erleben: Nachdem die australische Ostküste zum dritten Mal in Folge eine La Niña-Saison verzeichnet, die deutlich mehr Regen in die Region bringt, erholen sich laut Warrant auch die Mottenzahlen wieder.

So konnten die Forscher an Orten wie dem Kosciuszko-Nationalpark im Bundesstaat New South Wales, den Brindabella Ranges in der Nähe von Canberra und in Mount Buffalo in Victoria wieder deutlich mehr der eindrucksvollen Insekten zählen.

In einem Bericht für die Umweltschutzorganisation Australian Conservation Foundation schrieb Warrant, dass er „vorsichtig optimistisch” sei. Die Zahlen seien seit Langem wieder besser und an zwei Nächten im November hätten sie große Schwärme fliegen sehen und Hunderte seien auf den beleuchteten Tüchern gelandet, die sie ausgelegt hätten. Auch Marissa Parrott, eine Biologin von Zoos Victoria, bestätigte in dem Bericht, dass sie eine Erholung der Mottenpopulation beobachtet habe.

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Ein goldener Käfer in Not

Doch während sich die ikonischen Motten wieder erholen, haben viele Australierinnen und Australier die um die Weihnachtszeit aktiven Christmas Beetles vermisst. Die golden schimmernden Käfer, die normalerweise im Dezember und Januar regelmäßig umherschwirrten, sind inzwischen eine rare Erscheinung geworden. Die Wissenschaft vermutet, dass der Rückgang einiger Eukalyptusarten dafür der Grund sein dürfte.

Zwei ihrer Lieblingsfutterbäume gelten inzwischen als „bedroht“. Außerdem hat die zunehmende Urbanisierung und die damit einhergehende Rodung von Waldgebieten den Käfern Lebensräume weggenommen.

Wie ernst die Lage für die „Weihnachts-Käfer“ ist, ist jedoch noch etwas unklar. Genaueres will nun ein Projekt herausfinden, das mit sogenannten Bürgerwissenschaftlern und -wissenschaftlerinnen arbeitet. Sie sollen online vermerken, wann und wo sie einen Christmas Beetle gesehen haben. Daraus wollen die Forschenden dann Rückschlüsse auf die Käferpopulation ziehen.