Berlin. Die neu entdeckte Corona-Variante Omikron alarmiert die Wissenschaft. Biontech und Moderna haben begonnen, die Mutante zu untersuchen.

  • Die neu entdeckte Omrikon-Variante macht Wissenschaftlern große Sorgen
  • Es wird eine geringere Wirksamkeit der derzeit verfügbaren Impfstoffe befürchtet
  • Hoffnungsvoller äußert sich dagegen der Biontech-Chef

Erst vor wenigen Tagen wurde die Omikron-Variante des Coronavirus in Südafrika erstmals entdeckt – und schon überschlagen sich die Nachrichten. Forscherinnen und Forscher zeigen sich angesichts einer möglichen höheren Ansteckungsgefahr alarmiert. Ob die bisherigen Impfungen gegen Omikron wirken, ist noch unklar. Nun hat der Impfstoffhersteller Moderna mit der Arbeit an einem möglichen angepassten Impfstoff gegen die Mutante begonnen. Und auch der Mainzer Hersteller Biontech hat erste Untersuchungen aufgenommen.

Hunderte Moderna-Mitarbeiter hätten nach ersten Veröffentlichungen zur Virusvariante direkt an dem in den USA üblicherweise groß gefeierten Festtag Thanksgiving angefangen, an einer entsprechenden Anpassung des Corona-Impfstoffs zu arbeiten, sagte der medizinische Chef des Pharmakonzerns, Paul Burton, am Sonntag in einem BBC-Interview. Thanksgiving wurde in diesem Jahr am 25. November begangen – also am vergangenen Donnerstag.

Moderna-Chef: Impfschutz bei Omikron geringer als bei Delta

Der Chef des US-Pharmakonzerns Moderna, Stephane Bancel, rechnet damit, dass der Impfschutz der bisherigen Corona-Vakzine gegen die neue Omikron-Variante nicht so hoch sein dürfte wie gegen die bislang dominierende Virusvariante Delta. Von einer Wirksamkeit wie bei der Delta-Variante gehe er derzeit nicht aus, sagt Bancel der "Financial Times". Er spricht von einem "erheblichen Rückgang". Allerdings müssten zunächst Daten abgewartet werden. "Aber alle Wissenschaftler, mit denen ich gesprochen habe, sind der Meinung: 'Das wird nicht gut sein'."

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    Zudem warnte Bancel davor, dass es Monate dauern würde, bis Pharmaunternehmen neue variantenspezifische Impfungen in großem Maßstab herstellen könnten. Die meisten Experten hätten gedacht, dass eine so stark mutierte Variante erst in ein oder zwei Jahren auftauchen würde, fügte der Pharma-Chef hinzu. Wie Moderna am Mittwoch mitteilte, könnte ein neuer, an Omrikon angepasster Impfstoff im März zur Verfügung stehen.

    Omikron: Wirken die Corona-Impfungen gegen die Variante?

    Optimistischer sieht es der medizinische Leiter von Moderna, Paul Burton. Bis man gesicherte Erkenntnisse habe, werde es zwar noch einige Wochen dauern. Dann könne man sagen, wie sehr sich die neue Variante der Wirkung der aktuellen Impfstoffe entziehe und ob ein neues Vakzin produziert werden müsse.

    Sollte dies der Fall sein, rechne er damit, dass der Impfstoff Anfang 2022 in großem Maßstab hergestellt werden könnte. "Das ist ein gefährlich erscheinendes Virus", erklärte Burton. "Aber ich denke, wir haben jetzt viele Werkzeuge in unserem Arsenal, um es zu bekämpfen, also bin ich optimistisch." Lesen Sie hier: So gut schützen Moderna und Biontech vor Omikron.

    Biontech-Chef Şahin: Impfstoffe schützen auch gegen Omikron-Variante

    Optimistischer als der Moderna-Chef sieht es Uğur Şahin, der Vorstandsvorsitzende von Biontech. Die Corona-Impfstoffe würden auch wirksam gegen die neue Variante sein, erklärte er am Dienstagabend im Rahmen einer Preisverleihung.

    Dem "Wall Street Journal" sagte Şahin, wegen Omikron solle man jetzt nicht die Nerven verlieren. Viel wichtiger sei es, den Menschen schnell ihre Booster-Impfung zu verabreichen. Zwar könne die neue Variante zu mehr Infektionen führen, der Impfstoff von Biontech und Pfizer habe bisher aber auch gegen die anderen Mutationen seinen Dienst getan und gegen schwere Verläufe geschützt.

    Auch Biontech untersucht die neue Variante

    Biontech arbeitet neben laufenden Labortests zur Untersuchung der neuen Corona-Variante Omikron ebenfalls an der Entwicklung eines angepassten Impfstoffs - und zwar bereits vorbeugend für den Fall, dass dieser notwendig werden könnte. "Um keine Zeit zu verlieren, gehen wir diese beiden Aufgaben parallel an, bis die Daten vorliegen und wir mehr Informationen darüber haben, ob der Impfstoff angepasst werden sollte oder nicht", teilte eine Biontech-Sprecherin am Montag der Deutschen Presse-Agentur mit. Lesen Sie auch: Drosten über Omikron: So schätzt der Virologe die Lage ein

    Bereits vor Monaten habe man in Kooperation mit dem US-Partner Pfizer Vorbereitungen getroffen, um im Fall einer sogenannten Escape-Variante des Virus den Impfstoff innerhalb von sechs Wochen anzupassen und erste Chargen innerhalb von 100 Tagen auszuliefern, erklärte Biontech. Dafür seien klinische Studien mit variantenspezifischen Impfstoffen gestartet worden, um Daten zur Sicherheit und Verträglichkeit zu erheben. Diese könnten im Fall einer Anpassung bei den Behörden als Musterdaten vorgelegt werden. Escape-Varianten sind Mutanten, die sich der Wirkung der verfügbaren Impfstoffe ganz oder teilweise entziehen können.

    Israel: Erste Anzeichen für hohen Impfschutz bei Biontech

    Der israelische Gesundheitsminister Nitzan Horowitz erklärte am Dienstag, es gäbe "erste Hinweise" darauf, dass vollständig Geimpfte und Menschen mit einer Booster-Impfung "gegen Omikron geschütz" seien. Genauere Informationen erwarte Horowitz demnach in "den nächsten Tagen."

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    Die zuerst im südlichen Afrika nachgewiesene Omikron-Variante (B.1.1.529) wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als "besorgniserregend" eingestuft. Wie auch das Mittel von Moderna gehört das Vakzin von Biontech zu den mRNA-Impfstoffen, deren Anpassung an neue Varianten als relativ gut machbar gilt.

    (raer/te/dpa/afp)