Berlin. Experten raten angesichts steigender Corona-Zahlen zur dritten Impfung. Doch die Stiko empfiehlt sie aktuell nur bestimmten Gruppen.

Angesichts hoher Corona-Infektionszahlen betonen Fachleute, wie wichtig die sogenannte Booster-Impfung ist: Mit der Auffrischungsimpfung verbessert sich die Immunität gegen das Coronavirus enorm. Bislang wird sie aber noch nicht für alle empfohlen.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat die Länder aufgrund der dritten Impfung aufgefordert, die Impfzentren wieder zu öffnen. "Um möglichst vielen möglichst schnell eine Auffrischungsimpfung zu ermöglichen, sollten die Länder die Impfzentren, die sie seit Ende September in Stand-by bereit halten, nun wieder startbereit machen", sagte Spahn der "Rheinischen Post" vom Montag.

Die beim Robert-Koch-Institut (RKI) angesiedelte Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt die Impfung derzeit nur bestimmten Gruppen - etwa älteren Menschen, Vorerkrankten oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Pflegeeinrichtungen. Daran schließt sich die Frage an: Dürfen auch Jüngere schon den Booster bekommen?

Corona: Zu welchem Zeitpunkt wird die Booster-Impfung empfohlen?

Die Auffrischungsimpfung zum Schutz vor Corona wird sechs Monate nach der Grundimmunisierung empfohlen, wie das Bundesgesundheitsministerium erklärt. Dazu wird ein mRNA-Impfstoff eingesetzt, also Moderna oder Biontech/Pfizer. Personen, die als erste Impfung die Einmaldosis von Johnson & Johnson erhalten haben, können bereits vier Wochen nach der Grundimmunisierung den Booster bekommen.

Können auch Jüngere die Auffrischungsimpfung bekommen?

Ja. "Grundsätzlich können sich alle Bürgerinnen und Bürger eine Auffrischungsimpfung geben lassen und haben Anspruch auf eine Übernahme der anfallenden Kosten", schreibt das Bundesgesundheitsministerium dazu auf dem Portal "Zusammen gegen Corona". Dies beruht auf der Impfverordnung des Bundesgesundheitsministeriums, denn darin heißt es: "Der Anspruch auf Schutzimpfung gegen das Coronavirus [...] umfasst Folge- und Auffrischungsimpfungen."

Für einige Personengruppen sei der Booster allerdings besonders sinnvoll. Die Stiko empfiehlt die Impfung ab einem Alter von 70 Jahren oder bei gesundheitlicher oder beruflicher Indikation. Die Empfehlung der Stiko ist nicht rechtlich bindend, die Impfverordnung des Bundesgesundheitsministeriums hingegen schon.

Booster-Impfungen: Reicht der Impfstoff auch für Jüngere?

Ja. Laut Bundesgesundheitsministerium ist genügend Impfstoff für die Auffrischungen vorhanden.

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Bundesgesundheitsminister Spahn hat selbst bereits die Auffrischung verabreicht bekommen und via Twitter eine Bitte "an alle" ausgesprochen: "Jetzt informieren & Impfschutz boostern!", schrieb der 41-Jährige in einem Tweet neben Fotos von seiner Impfung.

Wo kriegen Jüngere jetzt die Auffrischungsimpfung?

Die Drittimpfung wird nicht nur in Haus- und Facharztpraxen vorgenommen, sondern auch in Impfzentren oder durch mobile Impfteams. Auch Betriebsärztinnen und -ärzte sollen wieder eingebunden werden, um das Impftempo zu erhöhen.

Verbände kritisieren Spahns Aufruf zu Booster für alle

Einige Verbände kritisieren den Aufruf zum Booster scharf: "Wir sind verärgert, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn Erwartungen schürt, Booster-Impfungen seien für alle möglich", sagte Armin Beck, Bundesvorstandsmitglied im Deutschen Hausärzteverband, gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). "Die Hausärzte folgen der Empfehlung der Ständigen Impfkommission und diese empfiehlt aktuell Drittimpfungen nur für über 70-Jährige und wenige andere Gruppen."

Der Vorsitzende des Bayerischen Hausärzteverbands, Markus Beier, sprach im Deutschlandfunk mit Bezug auf Spahn von einer "nicht gerade günstigen Kommunikation". Der Impfkampagne sei nicht geholfen, wenn vor jeder Praxis nun täglich hundert junge Menschen ohne Risikofaktoren stünden. Der Fokus müsse bei den Älteren liegen.

Ärztepräsident Klaus Reinhardt sieht die Booster-Impfung für Jüngere insgesamt skeptisch: "Für die Notwendigkeit von Auffrischimpfungen für Menschen jeglichen Alters gibt es bisher keine ausreichende wissenschaftliche Evidenz", sagte er den Zeitungen des RND vom Samstag.

(raer/mit dpa)