London Während sich das Land auf Charles‘ Krönung vorbereitet, schaut sich der „Guardian“ die Finanzen der Royals an. Das Ergebnis überrascht.
Der britische Boulevard ist in diesen Wochen ziemlich aufgedreht. In knapp einem Monat wird Charles III. in einer opulenten Zeremonie zum König gekrönt, und die glühenden Monarchisten in der Regenbogenpresse können gar nicht warten.
Jeden Tag publizieren sie neue Details oder zumindest Spekulationen zum Ablauf des Festakts: Wer genau wo stehen wird auf dem Balkon. Wer wohl die Robe des Königs tragen wird. Was für eine Symbolik die verschiedenen Verzierungen auf der offiziellen Einladung haben.
Sie schreiben vom neuen Selbstbewusstsein von Camilla, die von nun an „Königin Camilla“ heißt, und von lauernden Gefahren – manche befürchten, dass Charles‘ Finger zu stark anschwellen könnten, sodass der Krönungsring nicht passt.
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Vor Charles‘ Krönung: „Guardian“ deckt versteckte Finanzen des Königshaus auf
Der linksliberale „Guardian“ hingegen macht nicht mit. Er hat stattdessen ein Projekt namens „Cost of the Crown“ lanciert – die Kosten der Krone. Es ist eine Serie von investigativen Recherchen, die die Finanzen der Monarchie unter die Lupe nehmen.
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Im Interesse der Öffentlichkeit werde die Zeitung „offenlegen, was für ein Vermögen die Royals dank ihrer öffentlichen Funktion im Stillen angesammelt haben.“ Und die Berichterstattung werde auch zeigen, „was für eine Herausforderung es ist, Antworten auf die einfachsten Fragen zu erhalten.“
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So viele Steuergelder gibt das britische Königshaus für Sicherheitskosten aus
Zum Beispiel die Sicherheitskosten für führende Mitglieder der Königsfamilie. Schätzungen reichen von einigen Millionen bis zu 100 Millionen Pfund an Steuergeldern pro Jahr, schreibt der Thinktank Institute for Government. Genaue Zahlen werden aber weder von der Polizei noch vom Buckingham Palace bekannt gegeben – im Gegensatz etwa zu Frankreich oder den USA, wo öffentlich bekannt ist, wie viel die Sicherheit ihrer Staatsoberhäupter kostet.
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Als der „Guardian“ einen entsprechenden Informationsantrag stellte, wurde er zuerst vom Innenministerium, dann vom Büro des Informationsbeauftragten zurückgewiesen. Die Publikation hat daraufhin beim Informationstribunal Berufung eingelegt, es kann Monate dauern, bis ein Urteil kommt.
Damit nahmen Queen Elizabeth und Charles fast 2 Millionen Pfund ein
In einigen anderen Fragen hingegen sind die Journalisten weitergekommen. Sie haben etwa festgestellt, dass Königin Elizabeth II und Charles durch den Verkauf von Pferden fast 2 Millionen Pfund eingenommen haben.
Die Tiere waren allerdings Geschenke: Insbesondere Monarchen aus arabischen Ländern brachten der Queen gern Vollblüter als Präsent mit – sie wussten, dass Elizabeth eine Schwäche für Pferde hatte. Im vergangenen Jahrzehnt versteigerten die Royals über zwei Dutzend dieser Tiere in öffentlichen Auktionen und nahmen so eine ordentliche Summe ein.
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So viel Geld verdienten Queen Elizabeth und Charles mit Immobilien
Lukrativ sind auch die Herzogtümer von Lancaster und Cornwall. Es handelt sich trotz des Namens nicht um eigentliche Grundstücke, sondern um Portfolien – „riesige Immobilienimperien“, wie der „Guardian“ schreibt, die landwirtschaftliche Ländereien, Hotels, mittelalterliche Schlösser und einige Luxusliegenschaften verwalten.
Alle Einnahmen gehen an den Monarchen und den ältesten Sohn. Im Lauf von Elizabeths langer Regentschaft, so hat der „Guardian“ ausgerechnet, nahmen sie und Charles insgesamt rund 1.2 Milliarden Pfund ein. Wofür sie das Geld ausgegeben haben, ist nicht bekannt, das sei Privatsache. Immer wieder haben Politiker gefordert, dass die Einnahmen aus den zwei Herzogtümern stattdessen ans Schatzamt gehen sollen.
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Britisches Königshaus: Geheime Dokumente zeigen Verbindung zum Sklavenhandel
Der „Guardian“ hat zudem ein uraltes Dokument veröffentlicht, das die Verstrickungen der britischen Monarchie in den Sklavenhandel aufzeigt. Es ist eine neu entdeckte Urkunde aus dem Jahr 1689, in der festgehalten ist, dass König William III. Aktien der Royal African Company im Wert von 1000 Pfund erhält – die berüchtigte Handelsfirma transportierte jedes Jahr Tausende Sklaven von Afrika in die Karibik. Etwa zur gleichen Zeit begann der Bau des Kensington Palace in London, der heutigen Residenz von Prinz William und Kate.
Dass die britische Monarchie in den Sklavenhandel verwickelt waren und davon profitierten, ist bereits bekannt. Im Oktober begann die Universität Manchester ein Forschungsprojekt, das Licht werfen soll auf dieses dunkle Kapitel der britischen Royals.
Nach er Veröffentlichung der Aktienurkunde signalisierte König Charles am Donnerstag, dass er – im Gegensatz zur Verschwiegenheit über die königlichen Finanzen – durchaus offen ist für diese Vergangenheitsbewältigung. Der Monarch nehme dieses Thema „sehr wichtig“, ließ der Palast verlauten.