Berlin. Bei Personen, die einen bestimmten Genotyp haben, ist das Risiko, an einem schweren Corona-Verlauf zu sterben, um 35 Prozent reduziert.

Ein bestimmter Genotyp verringert das Risiko eines schweren Corona-Verlaufs ganz erheblich: Zu diesem Schluss kommt ein Forschungsteam der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen, deren Ergebnisse am Montag veröffentlicht wurden.

Die Studie zeigt, dass Infizierte mit dem Genotyp "GNB3 TT" eine stärkere Immunantwort aufweisen als Menschen ohne diesen Genotyp. Dadurch sinke das Risiko, an einem schweren Verlauf zu sterben, um 35 Prozent. Von März 2020 bis Juni 2021 hatten die Forscher die Covid19-Krankheitsverläufe von insgesamt 1570 positiv-getesteten Patientinnen und Patienten untersucht.

Rund 10 Prozent der europäischen Bevölkerung tragen den Genotyp "GNB3 TT" in sich. Die Forschenden stellten "eine signifikant erhöhte SARS-Cov2-spezifische T-Zell-Antwort bei Trägern" dieses Genotyps fest, heißt es in der Studie. T-Zellen erkennen also körperfremde Strukturen und sind an der Immunantwort des Körpers beteiligt.

Omikron-Variante: Forschende vermuten ähnlichen Effekt

Die Forschung wusste bereits, "dass ein jüngeres Lebensalter und das Fehlen von Herz-Kreislauferkrankungen oder Diabetes das Risiko um die Hälfte reduziert, nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 zu sterben", sagte die Studienleiterin Birte Möhlendick. Doch völlig neu sei die Erkenntnis, dass eine Genvariante das Corona-Sterberisiko um ein Drittel verringere.

Der Studienzeitraum liegt vor dem erstmaligen Nachweis der Omikron-Variante, doch laut der Fachleute bestehe Hoffnung, "dass die Ergebnisse für Omikron ähnlich ausfallen" werden.

Zu der Frage, wann mit neuen Studienergebnissen zu rechnen sei, kann Möhlendick noch nichts Konkretes sagen. Hinzu kämen weitere Parameter wie der abweichende "Krankheitsverlauf bei Omikron (meist mildere Verläufe bei Geboosteten, zwar viele Infektionen, im Verhältnis dazu aber weniger Hospitalisierungen)", erklärte sie. Derzeit untersuchen die Forschenden, "ob die Genvariante auch einen Einfluss auf Immunantwort nach der Impfung hat", so Möhlendick.

Corona: Immunzellen reagieren abhängig vom Verlauf

Die Ergebnisse der Studie wurden in dem Fachjournal "Frontiers in Genetics" publiziert. Die Forschenden beobachteten bei 13 Prozent der Teilnehmenden einen milden Verlauf. 48 Prozent mussten stationär und 19 Prozent intensivmedizinisch behandelt werden. 20 Prozent verstarben.

Die Klinik für Infektiologie und das Institut für Transfusionsmedizin fanden zudem heraus, dass die Immunzellen von Infizierten mit einem milden Verlauf stärker auf das Coronavirus reagierten als die Zellen von Patienten und Patientinnen mit einem schweren Verlauf.

Genvarianten und Krankheitsverlauf: Zusammenhang ist bekannt

Die Rolle von Genen im Zusammenhang mit dem Infektionsverlauf wurde bereits in früheren Studien untersucht. So fanden Forscher vom Max-Planck-Institut 2020 heraus, dass Infizierte mit der sogenannten Neandertaler-Genvariante ein dreimal höheres Risiko haben, künstlich beatmet werden zu müssen. Neben der Variante spiele jedoch auch die körperliche Gesundheit der Patientinnen und Patienten sowie deren Blutgruppe eine wichtige Rolle.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.