Berlin. Corona ist ein Brennglas für die Krise der stationären Pflege in Deutschland, sagt Adelheid Kuhlmey. Die Gerontologin fordert Reformen.

Beim Schutz der über 800.000 Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohner während der ersten Corona-Welle haben die Institutionen versagt. Das ist eine der zentralen Schlussfolgerungen der Studie "Covid-Heim", an der Professorin Adelheid Kuhlmey (65) federführend beteiligt ist. "Vieles von dem, was dort passiert ist, darf sich so nicht wiederholen", sagt die Wissenschaftlerin der Berliner Charité. Sie fordert von der Politik mutige Reformen.

Gerontologin Adelheid Kuhlmey, wissenschaftliche Leiterin des Centrums für Human- und Gesundheitswissenschaften an der Berliner Charité.
Gerontologin Adelheid Kuhlmey, wissenschaftliche Leiterin des Centrums für Human- und Gesundheitswissenschaften an der Berliner Charité. © Peitz/Charité | Peitz/Charité

Frau Kuhlmey, wie sind Sie und ihre Kolleginnen und Kollegen vom Wissenschaftlichen Institut der Krankenkasse AOK, kurz Wido, und der Charité für die Analyse der Situation in den Heimen vorgegangen?

Kuhlmey: Uns war bewusst, dass allein die Routinedaten aus den Krankenkassen nicht all die Informationen enthalten, die wir haben wollten. Wir haben darum Fragebögen an über 14.000 Heimleitungen verschickt und weit mehr als 1000 ausgefüllte Fragebögen zurückbekommen. Darüber hinaus haben wir uns über die sozialen Medien in Diskussionsgruppen beteiligt und unsere Fragebögen an Altenpflegekräfte gesandt. Auch da haben wir mit 800 Beteiligten eine profunde Rücklaufquote gehabt.