Berlin. Viele Wochen waren die Friseure in Deutschland dicht. Mit der Wiedereröffnung gelten beim Haareschneiden nun strenge Hygienemaßnahmen.

  • Friseure dürfen seit dem 1. März nach einer mehr als zweimonatigen Zwangspause wieder Kundschaft empfangen
  • Die Wiedereröffnung erfolgt wegen der Corona-Pandemie unter strengen Auflagen
  • Welche Hygieneregeln gelten fortan in den Salons, was muss man beachten?
  • Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum Haareschneiden

Jetzt geht es der wuchernden Lockdown-Mähne endlich an den Kragen: Erstmals seit mehr als zwei Monaten öffnen die Friseure in Deutschland ihre Türen. Seit dem 1. März dürfen die Salons wieder Kundschaft empfangen.

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Der Andrang ist groß, denn Spitzen schneiden, Bart trimmen und neue Frisuren waren in den vergangenen Wochen höchstens vor dem heimischen Spiegel möglich. Vielerorts öffneten die Friseure bereits um Mitternacht. Laut Friseur-Innung Berlin waren in den meisten Läden in der Hauptstadt die Termine zu Wochenbeginn komplett ausgebucht.

Beim Corona-Gipfel am 10. Februar war beschlossen worden, dass es für die Branche frühere Lockerungen geben wird. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum Thema.

Corona: Friseure dürfen wieder öffnen

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Regierungschefs und -chefinnen der Länder einigten sich auf eine Verlängerung des Lockdowns bis zum 7. März. Friseurbetriebe können allerdings seit 1. März "unter Auflagen" wieder Kundschaft empfangen, heißt es in der Vereinbarung.

Anders als das Kanzleramt wollten die Länder Friseuren die Öffnung noch im Februar ermöglichen. Auf Druck Merkels einigte man sich dann jedoch auf den Termin rund eine Woche später. Zur Begründung hieß nach Angaben der Deutschen Presse-Agentur, dass man glaube, dann bei den Neuansteckungen pro 100.000 Einwohner unter der kritischen Marke von 50 zu liegen.

Warum öffnen Friseure?

Vor dem Hintergrund der Bedeutung von Friseuren für die Körperhygiene und der jetzt bereits seit längerem bestehenden Schließung erscheine es erforderlich, die Inanspruchnahme zu ermöglichen, da erhebliche Teile der Bevölkerung, insbesondere ältere Menschen, auf diese angewiesen seien, heißt es in dem Beschluss des letzten Corona-Gipfels.

Ministerpräsident Markus Söder sagte, dass Friseure "unabhängig davon, dass es für manche einen ästhetischen Mehrwert definieren könnte", auch etwas "mit Hygiene und mit Würde" zu tun hätten. "Sind Friseure wichtig? Ja, ich finde das schon, denn es spielt in dieser Pandemie auch eine Rolle für viele Menschen dabei, sich selbst wiederzufinden", begründete Söder die Entscheidung in der Pressekonferenz nach den Beratungen.

Vor allem die Schwarzarbeit sei unter dem Gesichtspunkt der Pandemiebekämpfung zu einem echten Problem geworden, so Jörg Müller, der Chef des Zentralverbands des Deutschen Friseurhandwerks im Vorfeld der Beratungen.

Welche Hygieneauflagen gelten für Friseure seit 1. März?

Um das Infektionsrisiko im Friseuersalon möglichst gering zu halten, gelten fortan strenge Hygienemaßnahmen. Zu den obligatorischen Auflagen zur Öffnung von Friseuren seit 1. März 2021 zählen:

  • Der Mindestabstand von 1,5 Metern ist um jeden Arbeitsplatz einzuhalten - auch in Sanitär- und Pausenräumen. Nur Kunde und Mitarbeiter dürfen sich zum Haareschneiden nähern
  • Sind mehrere Menschen in einem Raum, darf eine Mindestfläche von zehn Quadratmetern pro Person nicht unterschritten werden. Bei weniger als 20 Quadratmetern darf nur ein Kunde bedient werden
  • Der Arbeitsbereich, Sanitär- und Pausenräume müssen ausreichend belüftet werden
  • Friseurinnen und Friseure ebenso wie Kundinnen und Kunden müssen einen medizinischen Mund-Nasen-Schutz tragen
  • Mitarbeiter wie Kunden müssen sich beim Betreten des Salons gründlich die Hände waschen oder desinfizieren
  • Der Salon soll nur nach Terminvereinbarung betreten werden
  • Mitarbeiter sollen den Kunden zuerst die Haare waschen und hierbei Handschuhe tragen

Warum dürfen Friseure öffnen, Kosmetiker und Nagelstudios aber nicht?

Bund und Länder sind bisher nicht explizit auf diese Frage eingegangen. Experten der Technischen Universität (TU) Berlin, die die Teilnehmer der Bund-Länder-Konferenz beriet, sind zu dem Schluss gekommen, dass das Infektionsrisiko bei Friseuren gering ist.

Bei der Priorisierung von Friseuren könnte es sich um eine pragmatische Entscheidung handeln: Der Anteil der Bevölkerung, der regelmäßig Nagelstudios oder Kosmetiker und Kosmetikerinnen aufsucht, dürfte geringer sein als der Anteil, der zum Friseur geht - sind hier alle Altersklassen sowie alle Geschlechter gleichermaßen eingeschlossen.

Sollte man sich während eines Lockdown selbst die Haare schneiden?

Angesichts geschlossener Friseursalons, wuchernder Mähnen und zahlreicher YouTube-Anleitungen war die Versuchung im Lockdown groß, selbst zur Schere zu greifen. Davon raten Profis - nicht ganz überraschend - grundsätzlich ab. Wer es trotzdem versuchen will, sollte eine sehr gute Schere verwenden, wie Jens Dagné von der Friseurvereinigung Intercoiffure Mondial empfiehlt. Auf keinen Fall sollte eine Haushalts- oder Bastelschere verwendet werden, denn Scheren minderer Qualität quetschen die Haare und erzeugen nach ein bis zwei Wochen Spliss, so der Fachmann.

Der Schnitt sollte so simpel wie möglich sein. Experten raten deshalb, höchstens ein paar Zentimeter zu schneiden – denn was ab ist, ist ab. Die Haare sollten dabei trocken sein, weil sie im nassen Zustand länger erscheinen, wodurch der neue Schnitt schnell zu kurz wird. Eine detaillierte Anleitung finden Sie hier: Haare schneiden zu Hause – Diese Tipps helfen dabei

Darf ein Friseur in einem Lockdown nach Hause kommen und Haare schneiden?

Vielen ist der Do-It-Yourself-Haarschnitt zu riskant – doch ist es eigentlich rechtlich möglich, sich den Friseur einfach nach Hause zu holen? Die Antwort ist ganz klar: nein. Die Corona-Verordnungen der Länder sehen vor, dass die Friseurdienstleistung an sich untersagt ist. Bei Missachtung drohen Bußgelder.

Friseure in der Corona-Krise: Wie geht es mit der Branche weiter?

Viele Menschen sorgen sich, ob der Friseursalon ihres Vertrauens nach der Corona-Krise noch existieren wird. Die Sorge ist wohl berechtigt: Laut einer Befragung des Zentralverbandes des Deutschen Friseurhandwerks zu den Folgen der Corona-Krise zu Beginn des laufenden Jahres befürchteten 70 Prozent der Friseure für das Jahr 2020 Umsatzverluste von mindestens 30 Prozent. Mehr als die Hälfte litt schon zu dem Zeitpunkt unter starken oder sehr starken Existenznöten.

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Nach Angaben des Zentralverbandes des Deutschen Friseurhandwerks gibt es in Deutschland mehr als 80.000 Friseursalons mit über 240.000 Beschäftigten und rund 20.000 Auszubildenden.

(raer/mit dpa)