Langen Das Paul-Ehrlich-Institut hat Corona-Schnelltests überprüft. Einige der Selbsttests schnitten besonders gut ab – andere enttäuschten.
- Das Paul-Ehrlich-Institut hat Corona-Schnelltests für zu Hause untersucht
- Dabei schnitt jeder fünfte Test schlecht ab
- Doch viele im Supermarkt erhältliche Produkte konnten überzeugen
Antigen-Schnelltest sind ein wichtiger Baustein geworden, um die Corona-Pandemie zu bekämpfen. Lange Zeit haben Testzentren kostenlose Tests angeboten – inzwischen wird dafür jedoch Geld verlangt. Eine günstigere Alternative sind Selbsttests für zu Hause. Mit Ihnen kann durch einen Rachen- oder Nasenabstrich eine Infektion nachgewiesen werden.
Wie zuverlässig die Produkte verschiedener Hersteller sind, hat nun das Paul-Ehrlich Institut (PEI) überprüft. Dabei zeigte sich: Etwa ein Fünftel der Tests (21 Prozent) entspricht nicht den Qualitätsansprüchen des Bundesinstituts. Insgesamt hatte das PEI 122 Schnelltests untersucht.
Damit eine hoch ansteckende Person zuverlässig erkannt wird, ist die Sensitivität der Antigen-Schnelltests. Dieser Wert gibt an, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein Infizierter durch den Test erkannt wird.
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Schnelltests besitzen überwiegend hohe Sensitivität
Das PEI hat ein Produkt nur dann als „dem derzeitigen Stand der Technik entsprechend“ bewertet, wenn die Sensitivität mindestens bei 75 Prozent liegt. Das bedeutet: In drei von vier Fällen wird ein Infizierter durch einen positiven Test gefunden. Die erfolgreich geprüften Schnelltests hatten bei einer hohen Virenlast durchschnittlich eine Sensitivität von 95,6 Prozent.
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Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) bietet auf seiner Webseite eine Übersicht von Antigen-Schnelltests, die laut Herstellerangaben die Mindestkriterien erfüllen.
Dabei kommt es darauf an, ob die Tests professionell, etwa in Testzentren, angewandt werden sollen oder als Selbsttests für zu Hause gedacht sind. Denn für professionelle Tests ist eine unabhängige Überprüfung bisher nicht vorgeschrieben. Die Hersteller können ihre Produkte selbst zertifizieren.
Bessere Kontrolle von Schnelltests geplant
Erst ab Mai 2022 soll sich das ändern. Eine geplante Richtlinie der Europäischen Union sieht vor, dass jeder Corona-Test dann zusätzlich von einem unabhängigen Labor geprüft werden muss.
Selbsttests aus dem Supermarkt sind geeignet
Wer sich jetzt darum sorgt, dass die im Supermarkt oder Apotheken gekauften Selbsttests unzuverlässig sind, dem sei gesagt: Spätestens seit dem 15. Juli müssen alle Selbsttests ein Prüfverfahren durchlaufen, um die europäische CE-Kennzeichnung zu erhalten. Die Qualität muss dafür von einer unabhängigen Prüfstelle wie dem Tüv Süd bestätigt werden.
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Das PEI hat auch die Qualität vieler Laientests bestätigt, die in den Geschäften weitverbreitet sind. Besonders gut schnitten diese Produkte ab:
- Green Spring SARS-CoV-2 Antigen Rapid Test Kit, Shenzhen Lvshiyuan Biotechnology
- Toda Coronadiag Ag, Toda Pharma
- SARS-CoV-2 Ag Diagnostic Test Kit, Shenzhen Watmind Medical
- COVID-19 Antigen Speicheltest, ulti med Products
- QuickProfile Covid-19 Antigen Test Card, LumiQuick Diagnostics
- ScheBo SARS-CoV-2 Quick Antigen, ScheBo Biotech
Hundert Prozent Sensitivität bei einigen Produkten
Sehr gut schnitt etwa der Schnelltest von „Watmind“ ab, der beispielsweise bei Kaufland oder Aldi Süd verkauft wird. Bei einer hohen Viruslast liegt seine Sensitivität bei 100 Prozent. Aber auch bei einer mittleren Anzahl von Viren, erkennt der Tests 95,7 Prozent der infizierten Personen.
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Spezifität der Schnelltests laut Hersteller hoch
Übrigens: Die Spezifität der Tests, die das PEI nicht geprüft hat, sagt darüber etwas aus, ob gesunde Menschen auch ein negatives Testergebnis erhalten können. Den Herstellern zufolge haben die Selbsttests dort auch sehr gute Werte.
Bei den genannten, besonders sensitiven Tests liegt die Spezifität bei mindestens 99 Prozent. Das bedeutet, dass dann nur eine Person von 100 als falsch positiv erkannt wird – obwohl sie eigentlich nicht mit dem Coronavirus infiziert ist.
Trotz der hohen Nachweiswerte der Tests sollte beachtet werden, dass die Ergebnisse nur eine Momentaufnahme darstellen. Denn diese Werte beziehen sich auf einen Testzeitpunkt, in dem besonders viele Viren sich in den Atemwegen befinden. Einige Stunden später können die Ergebnisse anders ausfallen. Der sogenannte Goldstandard für den sicheren Nachweis einer Coronavirus-Infektion bleibt dem PEI zufolge der PCR-Test.