Berlin. Die Corona-Varianten BQ.1 und BQ.1.1 breiten sich auch in Deutschland aus. Experten erwarten ab Ende November hohe Infektionszahlen.

Das Corona-Virus Sars-CoV-2 verändert sich in rasender Geschwindigkeit. Variante folgt auf Variante. Zwei von ihnen bekommen in Europa gerade besondere Aufmerksamkeit: BQ.1 und BQ.1.1. Die Zahl der Fälle steigt und Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass sie die Herbst- und Winterwelle befeuern könnten.

In Deutschland sind die beiden Varianten zwar noch selten, doch ihr Anteil steigt. So machten laut dem aktuellen Wochenbericht des Robert-Koch-Instituts (RKI) zur Corona-Lage Infektionen mit BQ.1 und BQ.1.1 in der Woche vom 10. bis 16. Oktober 2,3 Prozent und 2,7 Prozent der an das RKI übermittelten Genomsequenzen aus. Eine Woche zuvor waren es noch 1,4 und 1,8 Prozent.

Corona-Variante: BQ.1 und BQ.1.1 könnten Fallzahlen steigen lassen

Bei BQ.1 und BQ.1.1 handelt es sich um Sublinien der seit Mitte Juni in Deutschland dominierenden Omikron-Variante BA.5. Wegen der weltweit berichteten Ausbreitung dieser Sublinien stuft die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sie als "Omicron subvariants under monitoring“ ein, als Omikron-Subvarianten unter Beobachtung.

Die europäische Seuchenschutzbehörde ECDC warnte kürzlich vor BQ.1 und BQ.1.1: Diese Erreger ließen wahrscheinlich in der nächsten Zeit die Fallzahlen weiter steigen. Bereits bis Mitte November/Anfang Dezember könnten sie laut ECDC vorherrschend werden. Für die Woche ab 3. Oktober zählten Frankreich, Belgien, Irland, die Niederlande und Italien zu den Ländern mit den bisher höchsten Anteilen dieser Erreger.

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Auch Ulrich Elling vom Institut für Molekulare Biotechnologie an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) rechnet mit einem Anstieg der Fallzahlen. "Zwar gibt es keinen Hinweis darauf, dass die Menschen bei einer Infektion mit BQ.1 oder BQ.1.1 schwerer erkranken“, sagte Elling dieser Redaktion, "sie sind aber deswegen von Bedeutung, weil sie die Infektionsdynamik anheizen werden. Das hat Konsequenzen für die Gesellschaft.“

BQ.1.1: Starke Welle Ende November nicht mehr zu verhindern

Was Experten besorgt: Die neuen Varianten könnten den Impfschutz unterlaufen. "Die Daten, die uns vorliegen, sprechen dafür, dass vorherige Infektionen mit BA.5 und Impfungen nicht lange vor einer Infektion mit einer der neuen Varianten schützen“, sagt Ulrich Elling, "auch nicht die angepassten Impfstoffe.“

Wer mit den ursprünglichen Corona-Impfstoffen geimpft sei oder eine Infektion mit Varianten vor Omikron durchgemacht habe, sei vor einer Ansteckung mit BQ.1.1 noch schlechter geschützt als vor einer Infektion mit BA.5, sagt Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie. Bei Menschen mit einem der neuen angepassten Booster oder Omikron-Durchbruchinfektion – idealerweise BA.5 – erwartet der Immunologe aber einen "gewissen Schutz“.

Überraschen sollte die Entwicklung in den Augen Watzls nicht. Es bleibe auch nur, neue Varianten zu beobachten. Ihre Ausbreitung zu verhindern, werde nicht gelingen. „Daher müssen aktuell auch keine Maßnahmen ergriffen werden.“

Auch Ulrich Elling sagt: „Es ist ab Ende November von einer starken Welle auszugehen. Die Welle wird kommen, das ist nicht zu verhindern.“ Maßnahmen zur Eindämmung würden sie nicht stoppen, sondern lediglich etwas abflachen. Lesen Sie auch: Corona: Neue Variante gefährlicher als bisher erwartet?

Variante BQ.1.1: Der Höllenhund?

Unter anderem bei Twitter und in Medienberichten kursiert auch ein inoffizieller Variantenname: Cerberus, der Höllenhund in der griechischen Mythologie. Andere der zahlreichen Omikron-Sublinien haben ebenfalls derartige Spitznamen: wie Gryphon oder Mimas.

Einfach ist es nicht, den Überblick in dem Schwarm der Sublinien zu behalten. Watzl schlug vor, für die Varianten, die vorherrschend werden, offizielle und einfachere Namen als BA.1, BA.2, BA.5 oder BQ.1.1 zu finden: „Höllenhund ist sicherlich kein geeigneter Name.“ (lary/dpa)

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de