Berlin. Verschiedene Corona-Mutationen befinden sich auf dem Vormarsch. Sind die Impfstoffe gegen die neuen Virusvarianten weniger wirksam?

Als die ersten Pharmakonzerne im vergangenen Jahr bekanntgaben, wirksame Impfstoffe gegen das Coronavirus entwickelt zu haben, war die Freude groß. Doch nun wird die Hoffnung durch das Auftauchen neuer Virusvarianten gedämpft: Neben der britischen breitet sich auch die südafrikanische sowie die brasilianische Mutation aus.

Die Sars-Cov-2-Mutationen sind ersten Untersuchungen zufolge ansteckender als das ursprüngliche Virus. Darüber hinaus besteht laut Robert Koch-Institut (RKI) das Risiko, dass die aktuell verwendeten Impfstoffe gegenüber den veränderten Varianten weniger wirksam sein könnten. Lesen Sie hier: Corona-Mutationen: Diese verschiedenen Varianten gibt es

Wir erklären, was über die Mutationen und ihre Auswirkung auf die Impfstoffe bekannt ist.

Britische Mutation: Zunächst keine Hinweise für geringere Wirksamkeit der Impfungen

Die britische Mutation B.1.1.7 befindet sich auch in Deutschland auf dem Vormarsch. Sie weist eine höhere Übertragbarkeit auf. Ersten Hinweisen zufolge könnte sie zudem mit einer erhöhten Fallsterblichkeit einhergehen, wie das RKI mitteilt. Allerdings gab es zunächst keine Hinweise auf eine schlechtere Wirksamkeit der Impfstoffe gegen die Variante. Auch interessant: So gefährlich ist die britische Corona-Mutation für Kinder

Ein britisch-niederländisches Forscherteam hat nach einer vorläufigen Studie erklärt, dass sich die „meisten Impfungen“ auch gegen die Mutation B.1.1.7 als erfolgreich erwiesen hätten.

Ein Team von Biontech und Pfizer kam ebenfalls zu dem vorläufigen Ergebnis, es sei „unwahrscheinlich“, dass der Impfstoff gegen die englische Variante des Virus nicht wirke. Für die Untersuchung wurden klinische Tests an Blutplasmaproben von 16 Probanden mit dem Originalvirus aus Wuhan und der britischen Variante durchgeführt.

Corona-Mutation E484K: Impfungen unwirksam?

Nun haben britische Forscher allerdings mit Sorge entdeckt, dass einige Fälle in England die eigentlich für die Südafrika-Mutation typische E484K-Änderung aufwiesen, die eine schwächere Immunantwort bei Geimpften und Genesenen hervorrufen könnte.

Die Wissenschaft zeigt sich hinsichtlich der Mutation E484K beunruhigt, die bei den Virusvarianten B.1.351 in Südafrika, B.1.1.28 P.1 in Brasilien und nun auch bei B.1.1.7 in Großbritannien aufgetreten ist: Laboruntersuchungen haben laut der Nachrichtenagentur PA gezeigt, dass Antikörper weniger in der Lage seien, an Spike-Proteine mit E484K-Mutation zu binden.

Biontech und Pfizer rechnen mit Wirksamkeit

In einer noch nicht veröffentlichten Studie von Pfizer und der University of Texas wurde festgestellt, dass Geimpfte gegen die Variante aus Südafrika offenbar eine etwas schwächere Immunantwort aufbauen - aber wohl trotzdem geschützt sind. „Die bisher beobachteten kleinen Unterschiede in der Virusneutralisation zwischen den Virusvarianten führen vermutlich nicht zu einer signifikant verringerten Wirksamkeit des Impfstoffs“, erklärten Biontech und Pfizer.

Biontech und Pfizer rechnen mit der Wirksamkeit ihres Impfstoffs gegen die Corona-Mutanten.
Biontech und Pfizer rechnen mit der Wirksamkeit ihres Impfstoffs gegen die Corona-Mutanten. © dpa | Ariel Schalit

Jene Ergebnisse seien „sehr ermutigend“, hieß es. Die Hersteller wollen neu auftretende Stämme weiter beobachten und die Impfstoffwirksamkeit bei Geimpften weiterhin überprüfen. Falls es nötig sei, könne in Zukunft voraussichtlich eine Anpassung des Impfstoffs erfolgen, so Biontech und Pfizer.

Moderna: Ausreichend Schutz auch bei südafrikanischer Mutation

Der US-Pharmakonzern Moderna geht ebenfalls davon aus, dass sein Impfstoff auch bei der südafrikanischen Corona-Mutation Schutz vor dem Virus bietet - obwohl zu beobachten sei, dass das Vakzin deutlich weniger Antikörper bildet.

Als Vorsichtsmaßnahme will der Konzern nun eine zusätzliche Auffrischungsimpfung testen - also eine dritte Impfdosis. Eigenen Angaben zufolge forscht Moderna an einer Auffrischung speziell für die südafrikanische Mutation.

Wie wirkt der Astrazeneca-Impfstoff bei Mutationen?

Ob und wie das Astrazeneca-Vakzin bei den mutierten Coronavirus-Varianten hilft, ist nach Angaben des MDR unklar. Die Wirksamkeit des Vektorimpfstoffs bei den veränderten Sars-Cov-2-Typen sei noch nicht erforscht. Es sei aber nicht davon auszugehen, dass das Vakzin bei den Mutationen gar nicht mehr wirksam sei.

(raer/dpa)