Berlin. Virologin Sandra Ciesek feierte ihr Debüt beim „Drosten-Podcast“. Darum ging es in der Folge „Der weiße Fleck in der Pandemie“.

Die Virologin Sandra Ciesek hat an diesen Dienstag ihr Expertinnen-Debüt im mehrfach ausgezeichneten NDR-Podcast „Coronavirus-Update“ gegeben. In der Folge „Der weiße Fleck in der Pandemie“ sprach Ciesek zusammen mit der NDR Wissenschaftsredakteurin Korinna Hennig über die Rolle von asymptomatisch Infizierten in der Pandemie. Die Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt wechselt sich mit dem Berliner Virologen Christian Drosten künftig wochenweise ab.

Erst einmal ging es um Begriffe. „Es gibt asymptomatische, das heißt man hat keine Symptome, keine Einschränkungen und es gibt symptomatische Patienten. Das sind Patienten mit Symptomen“, sagte Ciesek. Die Unterscheidung sei sehr schwer, da viele Symptome nicht objektiv messbar wären, so könne etwa Geschmacksverlust nur subjektiv wahrgenommen werden. Auch die zeitliche Komponente der Symptome sei wichtig.

„Präsymptomatisch ist ein sehr wichtiger Begriff. Wenn man über präsymptomatisch spricht, hat man immer eine zeitliche Komponente dabei. Präsymptomatisch heißt, es gab eine Phase, in der Sie schon ansteckend waren, aber noch keine Symptome hatten und dann im Laufe der Erkrankung Symptome entwickelt haben und das wissen Sie immer erst im Nachhinein“, so Ciesek.

Drosten-Podcast: Studie aus Hongkong macht Hoffnung

Insgesamt betonte die Virologin, dass sie nur empfehlen kann, bei den ersten Anzeichen von einer Krankheit, noch vorsichtiger als zuvor zu sein. „Wenn ich selbst nicht sicher bin, ob ich eine Erkältung bekomme, versuche ich noch mehr auf Hygiene zu achten und den Menschen etwas mehr aus dem Weg zu gehen“. Der NDR-Podcast „Coronavirus-Update“

Mit Blick auf den Herbst, mache ihr besonders eine ältere Studie aus Hongkong Hoffnung. Die Hongkonger Wissenschaftler hatten im Jahr 2003, als Sars - ebenfalls ein Coronavirus - grassierte, die Zahl von Atemwegsinfektionen mit der in den Vorjahren verglichen. Lesen Sie hier: Drosten-Podcast: Das ist die neue Expertin Sandra Ciesek

Aus Angst, sich anzustecken, hätten in Asien damals die meisten Menschen die sogenannten AHA-Regeln befolgt, sagte Ciesek. Die Frage war: „Was hatte das für einen Einfluss auf andere Viren?“ Verglichen wurden die Daten für vier Erreger, darunter den der Grippe. „Man hat gesehen, dass das Verhalten dazu geführt hat, dass diese Infektionen alle deutlich zurückgingen in den Monaten“, sagte Ciesek.

Risikogruppen sollten sich gegen Grippe impfen lassen

Es habe sogar einen Kontrollvirus gegeben: Hepatitis B. Hier gingen die Zahlen nicht zurück - das Virus wird nicht über die Luft, sondern über Sexualkontakte übertragen. „Die Studie gibt mir ein bisschen Hoffnung für den Herbst/Winter“, sagte Ciesek. „Ich denke schon, dass man sicherlich durch die AHA-Regeln auch andere Virusinfektionen seltener sehen wird“.

Dennoch sei es sehr wichtig, dass sich die Risikogruppen impfen lassen. Welche Personengruppen geimpft werden sollten, sei abhängig von der Menge der verfügbaren Dosen, sagte Ciesek. Der Vorschlag, auch alle Kinder gegen Grippe zu impfen, sei „sicher eine gute Idee“, aber nur, wenn der Impfstoff dafür reicht. „Das ist ganz wichtig, dass man jetzt genaue Kriterien festlegt, damit die Dosen möglichst sinnvoll verteilt werden“, mahnte Ciesek an. Auch interessant: Podcast mit Drosten kommt zurück – das ist das neue Konzept

Verschiedene Infekte anhand ihrer Symptome zu unterscheiden sei „total schwer“, so Ciesek. Klarheit bringe nur eine Laboruntersuchung. Da gebe es im Herbst eine Neuerung: die Multiplex-PCR. „Das heißt, Sie machen einen Abstrich und können dann im Labor verschiedene Erreger auf einmal testen - nicht nacheinander, sondern parallel.“

(msb/dpa)