Naypyidaw. In einem Bergwerk in Myanmar sterben bei einem Erdrutsch mehr als 170 Menschen. Regenfälle erschweren die Suche nach Eingeschlossenen.

Nach dem Erdrutsch in einem Jade-Bergwerk in Myanmar steigt die Zahl der bestätigten Todesopfer auf mindestens 172. Außerdem seien weitere Menschen von den Erdmassen eingeschlossen worden. Mindestens 70 Menschen hätten bislang verletzt aus dem Schlamm gerettet werden können, sagte ein Parlamentsabgeordneter des Unglücksortes Hpakant der Deutschen Presse-Agentur.

Nach Angaben eines örtlichen Polizeibeamten musste die Suche nach weiteren Opfern wegen heftiger Regenfälle zwischenzeitlich gestoppt werden. Zuvor hatten die Einsatzkräfte bei der Bergung der Opfer Gummireifen als provisorische Flöße eingesetzt.

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Auf Facebook zeigt die Feuerwehr Bilder des Rettungseinsatzes am Bergwerk. Auf den Bildern sind auch die Schlammmassen und den durch Regenfälle aufgeweichten Boden zu sehen. Laut Polizei hätten die Behörden wegen der verfrüht einsetzen Monsunregenfälle vor der Arbeit in den Bergwerken gewarnt. Die Warnung sei von den Arbeitern jedoch ignoriert worden.

Merkel spricht Regierungschefin ihr Beileid aus

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach am Freitag der myanmarischen De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi ihr Mitgefühl aus.

„Mit großer Betroffenheit“ habe sie von dem Erdrutsch in einer Jade-Mine im Norden Myanmars erfahren, schrieb Merkel einem Kondolenztelegramm an Suu Kyi. Den Verletzten wünschte sie eine schnelle Genesung.

Myanar: Immer wieder Unfälle in Jade-Bergwerken

Die Region Hpakant, in der es zu dem Unfall kam, liegt in dem an China angrenzenden Bundesstaat Kachin, in dem mehrere Rebellengruppen aktiv sind. In Hpakant gibt es viele Jade-Bergwerke, die oft unsicher und wenig reguliert sind. Tödliche Erdrutsche kommen dort immer wieder vor. Bei einem Vorfall vor fünf Jahren etwa starben 116 Menschen.

Myanmar ist einer der größten Lieferanten der Schmucksteine. Der Jade-Handel im südostasiatischen Land ist nach einer Schätzung der Organisation Global Witness rund 31 Milliarden Dollar (28 Milliarden Euro) wert - und macht knapp die Hälfte des Bruttoinlandprodukts des Landes aus. Viel davon wird im Schwarzmarkt erzielt.

Haben fehlende Reglementierungen den Unfall begünstigt?

Die Bergbaufirmen, die vielfach mit der früheren Militärjunta in Verbindung stehen, verdienen mit dem Abbau Milliarden. Von den Gewinnen werden wiederum tausende Anrainer und Wanderarbeiter armer ethnischer Minderheiten angezogen, die den lose aufgeschütteten Aushub der Minen nach übersehenen Edelsteinen durchsuchen. Die groß angelegte Suche nach Jadesteinen hat die arme und schwer zugängliche Region inzwischen in eine Mondlandschaft verwandelt.

Nach den Worten von Hann Hindström von der Nichtregierungsorganisation Global Witness zeigt die Katastrophe vom Donnerstag einmal mehr den „dringenden Reglementierungsbedarf“ der Jade-Industrie in dem südostasiatischen Land. Es habe sich um ein „vermeidbares“ Unglück gehandelt, sagte Hindström.(jkali/dpa/AFP)