Hamburg. Obdachlose haben auf der Straße wenige Möglichkeiten für eine ausgedehnte Körperpflege. In Hamburg soll sich das allerdings nun ändern.

Ungewöhnliche Idee eines gemeinnützigen Projekts in Hamburg: Dort können sich Obdachlose künftig in einem eigens dafür umgebauten Linienbus duschen, waschen und neu einkleiden. Der Duschbus des Projektes GoBanyo soll am Samstag erstmals offiziell an den Start gehen.

„Es ist ein angenehmer Raum. Man fühlt sich dort einfach wohl. Es ist würdevoll gemacht und man hat viel Platz“, sagte Initiator Dominik Bloh am Freitag in Hamburg bei der Vorstellung des Duschbusses. Bloh war selbst sehr lange obdachlos.

„Immer, wenn ich dreckig war, sind Menschen zu mir auf Distanz gegangen. Und ich habe mich dadurch isoliert gefühlt“, so der 31-Jährige. Dadurch seien die beiden Welten nur noch weiter auseinander gedriftet. Er wollte deshalb ein mobiles Fahrzeug mit Duschen entwickeln, das dorthin fährt, wo die Menschen sind, die sie brauchen.

Duschbus in Hamburg – Auch für Menschen im Rollstuhl benutzbar

Drei abschließbare Badezimmer und eine Kleiderkammer sind nach dem monatelangen Umbau in dem ausrangierten Linienbus der Hamburger Hochbahn untergebracht. Ein Raum davon ist behindertengerecht und kann mit einem Rollstuhl befahren werden. 140 000 Euro hat der Umbau gekostet. Das und noch mehr Geld hatte GoBanyo im Internet über Crowdfunding einsammeln können.

Stella Markotic, Ehrenamtskoordinatorin der GoBanyo gGmbh, zeigt einen Waschraum des Duschbusses.
Stella Markotic, Ehrenamtskoordinatorin der GoBanyo gGmbh, zeigt einen Waschraum des Duschbusses. © dpa | Markus Scholz

„Etwa 3500 Spender haben durchschnittlich 50 Euro gespendet. Das waren überwiegend Privatpersonen, die gemeinsam mit uns diesen Bus auf die Straße gebracht haben“, sagte GoBanyo-Geschäftsführer Christian Poelmann dazu. „Wir können auf jeden Fall den Betrieb für sechs Monate gewährleisten. Gleichzeitig sind wir weiterhin auf Spenden angewiesen.“

Dank zahlreicher Partner sowie städtischer Unternehmen können Obdachlose künftig an vier Tagen in der Woche für jeweils fünf Stunden an drei festen Standorten den bunten Duschbus nutzen. Am Millerntorstadion, am Hauptbahnhof sowie am Fischmarkt kann sich der zwölf Meter lange Bus dafür an die städtischen Hydranten anschließen. „Wir können 30 Menschen pro Tag duschen lassen“, sagte Initator Bloh. Für die Obdachlosen gibt es bei der Nutzung der Badezimmer keine Zeitbegrenzung.

Offiziell gibt es in Hamburg etwa 2000 Obdachlose. Die Dunkelziffer dürfte GoBanyo zufolge aber deutlich höher sein. In Berlin hatte kürzlich ebenfalls ein Duschbus seinen Dienst aufgenommen. Dort richtet sich das Angebot an obdachlose Frauen. (dpa/les)