ESC-Serie

ESC 2022: Teilnehmerin aus Zypern ist gebürtige Deutsche

Johanna Ewald
| Lesedauer: 3 Minuten
Eurovision Song Contest 2022: So funktioniert das Voting-System

Eurovision Song Contest 2022: So funktioniert das Voting-System

Wer beim ESC als Sieger von der Bühne geht, das entscheiden sowohl die Zuschauer als auch eine Jury. Das System hinter der Abstimmung ist komplex.

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Turin  Noch nie hat es für den Sieg gereicht: Zypern setzt beim ESC 2022 auf einen traditionelleren Song. Bricht Andromache damit den Bann?

Bemüht, aber belanglos kommt der diesjährige Beitrag aus Zypern für den Eurovision Song Contest daher. Der Inselstaat hat hier nichts dem Zufall überlassen. Immerhin haben zehn Songwriter an "Ela" mitgewirkt.

Darunter etwa der in Schweden geborene Alex Papaconstantinou. Schon 2018 und 2019 schrieb er an Zyperns Beiträgen mit. Allerdings fällt es schwer zu glauben, dass "Fuego" und "Replay" aus derselben Feder stammen wie "Ela". Immerhin: Beide erreichten das Finale. "Fuego" von Eleni Foureira 2018 wurde sogar Zweiter. Ebenso unter den Songwritern ein ehemaliger ESC-Teilnehmer: Arash war 2009 selbst als Sänger für Aserbaidschan auf der Bühne und holte mit "Always" Platz drei in Moskau.

Andromache singt für Zypern: Sprachmix ist Geschmackssache

Die Inszenierung des ESC-Beitrags wird von Marvin Dietmann und Dan Shipton übernommen. Dietmann ist ebenso für den deutschen Song "Rockstars" in Turin verantwortlich. Das klingt also alles erstmal vielversprechend. Bis man den Song hört.

"Ela" ist eine folkloristisch inspirierte Ballade, die mal auf Englisch, mal auf Griechisch daherkommt. Über diesen Sprachmix kann man streiten, das ist Geschmackssache. Im Gegensatz zu den vergangenen Beiträgen Zypernsist diesmal viel ethnisches Flair dabei, die Instrumentation eher traditionell – sofort wird eine Verbindung zum Land hergestellt.

Zyperns Song "Ela": Zu perfekt und glattgebügelt

Vielleicht ist der Song die Erklärung, woher das Sprichwort "Zu viele Köche verderben den Brei" kommt. "Ela" klingt so dermaßen perfekt und glattgebügelt, dass er trotz ansprechender Tempiwechsel, schöner Rhythmen und einem angenehmen Arrangement einfach so dahinplätschert. Dem Song fehlt leider jegliches Ohrwurm-Potenzial. Er gerät sofort in Vergessenheit.

Und auch inhaltlich ist da nichts Überraschendes: Eine Person besingt, welchen Einfluss der Angebetete hat und wie stark die Verbindung zwischen den beiden ist. Da verschwindet sogar der Schmerz.

Eigentlich schade, ist die Sängerin Andromache Dimitropoulou, deren Name mitunter auch Andromachi geschrieben wird, sehr sympathisch und bringt eine tolle Stimme mit. "Wie eine Elfe" beschreibt sie ihr Label.

ESC-Teilnehmerin aus Zypern in Siegen geboren

Die 26-Jährige wurde am 12. Oktober 1995 in Siegen in Nordrhein-Westfalen geboren. Als Kind zog sie mit ihren Eltern nach Lechaina im Westen Griechenlands. Sie studierte Deutsche Philologie in Athen und nahm 2015 schließlich an der Castingshow "The Voice of Greece" teil, 2017 veröffentlichte sie ihren ersten Song "To feggari".

Beim ESC wird sie im zweiten Halbfinale als neunter Act auf die Bühne gehen und um einen Platz im Finale kämpfen. Seit 1981 nahm Zypern 38 Mal beim Eurovision Song Contest teil.

Insgesamt landeten 15 Beiträge in der linken Tabellenhälfte unter den Top 13. Einmal reichte es nur für den letzten Platz, sechsmal verpasste Zypern das Finale. Trotzdem erreichte das Land bisher einmal Platz 2 und dreimal Platz 5. Mit einigen weiteren Platzierungen unter den besten Zehn, gehört Zypern zu den durchschnittlich erfolgreichen Ländern im Wettbewerb. Allerdings ist Zypern das Land, das am häufigsten im Wettbewerb vertreten war, ohne jemals zu gewinnen. Dass der Auftritt in Turin das ändern wird, ist unwahrscheinlich.

Dieser Artikel ist zuerst auf morgenpost.de erschienen.