Berlin. „Spiegel“-Autor Juan Moreno hat über die Fälschungen seines Ex-Kollegen Claas Relotius geschrieben. Dieser wirft Moreno nun Lügen vor.

Der Fälscher Claas Relotius geht juristisch gegen ein Buch seines früheren „Spiegel“-Kollegen Juan Moreno vor, der den Fall erst ins Rollen gebracht hatte. Das bestätigte der Berliner Medienrechtler Christian Schertz, der Relotius vertritt, dem Evangelischen Pressedienst.

Vergangenen Dezember wurde das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ von einem riesigen Fälschungsskandal erschüttert. Der Autor Claas Relotius hatte zahlreiche seiner Texte mit Unwahrheiten, konstruierten Geschichten und Protagonisten verfälscht.

In seinem 288 Seiten starken Buch „Tausend Zeilen Lüge. Das System Relotius und der deutsche Journalismus“ beschreibt Moreno, wie er Relotius’ Fälschungen entdeckte, wie er diese beweisen wollte und wegen der Enthüllungen fast seinen Job verloren hätte.

Claas Relotius wirft Juan Moreno „Falschbehauptungen“ vor

Jetzt wirft wiederum Relotius Moreno vor, in dessen Buch ebenfalls Tatsachen verdreht oder unzulässig arrangiert zu haben, wie die „Zeit“ berichtet. Relotius’ Anwalt Christian Schertz führt 22 Textstellen mit „erheblichen Unwahrheiten und Falschdarstellungen“ auf und fordert den 47-jährigen Autor und dessen Verlag Rowohlt Berlin auf, diese nicht weiter zu behaupten oder zu verbreiten. Die Unterlassungsforderung sollte an diesem Donnerstag bei Gericht vorliegen, wie Schertz sagte.

Der „Zeit“ sagte Relotius, er sei sich seiner eigenen „großen Schuld“ sehr bewusst und wolle durch die Auseinandersetzung mit Morenos Buch nicht davon ablenken. „Aber ich muss keine unwahren Interpretationen und Falschbehauptungen von Juan Moreno hinnehmen. Ohne mich persönlich zu kennen oder mit Menschen aus meinem näheren Umfeld gesprochen zu haben, konstruiert Moreno eine Figur“, sagte der 33-Jährige.

„Zeit“: Keine hinreichenden Belege für einige von Morenos Behauptungen

Die „Zeit“ ist eigenen Angaben zufolge den Anschuldigungen, Moreno seien in einigen Passagen des Buches Fehler unterlaufen, nachgegangen. So erzähle Moreno in der Schlusspointe seines Buches eine Szene, die nahelege, dass Relotius auch nach der Enthüllung seiner Fälschungen weiterhin gelogen habe. Für diese Szene gebe es aber keine hinreichenden Belege. Moreno selbst widerspreche in einer Stellungnahme dem Verdacht, unsauber gearbeitet zu haben.

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Relotius’ Vorgehen gegen das Buch wird im Internet vor allem ironisch kommentiert. „Selbst ein Weltklassefälscher und Betrüger wie Claas Relotius ist am Ende im Herzen trotzdem Qualitätsjournalist geblieben“, schreibt etwa der Satiriker Jan Böhmermann auf Twitter.

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Eine andere Nutzerin schreibt an Buchautor Juan Moreno gerichtet: „Von einem Buch über die Causa Relotius, gerade von so einem Buch, erwarte ich, dass alles stimmt, dass da keine ,Ein Kollege hat von einer Kollegin gehört’-Storys drinstehen.“

Der „Spiegel“-Skandal um Claas Relotius wird jetzt sogar verfilmt. Michael „Bully“ Herbig, der früher vor allem durch Komödien auffiel, übernimmt die Regie. (mbr/epd)