Berlin. Zwei Gründer gingen ohne Deal nach Hause, glänzten dafür aber mit dem größten Unterhaltungswert. Dazu trug auch Ralf Dümmel bei.

Judith Williams mag gar nicht hinschauen. Immer wieder verzieht sie angewidert die Miene, schaut völlig entsetzt drein. „Ich habe Kopfkino“, bringt sie bloß heraus. „Ja was soll ich denn sagen?“, erwidert Ralf Dümmel, während er einen Behälter voller Fäkalien ausschüttet und zusehen muss, wie sich die braune Suppe in der Toilette ergießt.

Hätte Ralf Dümmel gewusst, was ihn erwartet, er wäre wohl nicht so flott aus seinem Sessel gesprungen. „Hätten Sie kurz Zeit, uns zu unterstützen?“, hatten die Gründer Simon und Ralf ihn höflich gefragt. „Jederzeit“, rief Dümmel prompt.

Um den Löwen vorzuführen, warum ihre Erfindung, der „Camping-Butler“, unverzichtbar ist, musste sich Investor Dümmel – wie immer fein gekleidet mit Anzug und Einstecktuch – ein wenig zum Deppen machen.

Dümmel sollte sich vorstellen, Urlaub in einem Campingwagen zu machen. Campingwagen sind so konzipiert, dass Kot und Urin von der Campingtoilette in einen Tank wandern. Der Behälter muss alle zwei bis drei Tage aus dem Wagen geholt, an der Entsorgungsstation entleert und gründlich gereinigt werden.

„Höhle der Löwen“: Dümmel und die Frage, wie aus Scheiße Gold wird

Genau das sollte jetzt Ralf Dümmels Job sein. „Habe ich irgendeine Wette verloren?“, fragte der, als er auf der Bühne den Putzmann machen sollte. Während Judith Williams angeekelt da saß, waren die anderen Investoren sichtlich amüsiert von der Szene. „Ich wollte eigentlich demnächst campen. Ich glaube, ich lasse das“, scherzte Carsten Maschmeyer.

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Damit Maschmeyer doch noch seine Freude beim Campingurlaub haben wird, haben sich die Gründer eine Alternative zu dieser unliebsamen Entsorgung einfallen lassen. „Unsere Zaubermaschine macht aus Scheiße Gold“, kündigten Ralf und Simon, Physiker und Maschinenbauer, an. 200.000 Euro für zehn Prozent Anteile an ihrem „Camping-Butler“ forderten die Männer aus Düsseldorf.

Was aber kann dieser spezielle Butler? Er soll den Fäkalien-Behälter vollautomatisch leeren. Dieser muss bloß in die Maschine, die Simon selbst entwickelt hat, hineingeschoben werden. Das Gerät öffnet den Tank, entleert ihn, säubert ihn von innen und außen und verschließt ihn wieder. Alles angeblich in zwei bis drei Minuten.

Camping-Butler: „Helfen Sie den Campern bei ihrem Geschäft“

Die Maschinen wollen sie an Campingplatzbetreiber für 15.000 Euro verkaufen. Die wiederum können für jede Nutzung einen Beitrag von den Campern verlangen. Als zweites Geschäftsmodell soll der „Camping-Butler“ kostenlos aufgestellt werden, dafür bekommen die Gründer dann das Geld der Nutzer. „Helfen Sie den Campern bei ihrem Geschäft und machen Sie mit uns Ihr großes Geschäft“, so lautete die Ansage von Simon und Ralf.

„Tolle Idee“ und „Kompliment“ – den Löwen gefiel der „Camping-Butler“ und der spaßige Auftritt der beiden Gründer, mussten aber auch zugeben: „Damit habe ich nicht genug Erfahrung“ und „Das ist nicht mein Geschäftsmodell“. Judith Williams und Carsten Maschmeyer sahen Schwächen im Marketing, bei den Finanzen und den Marktkenntnissen. „Mir ist nicht klar geworden, ob Campingplatzbetreiber das eigentlich wollen“, sagte Judith Williams. Lag es daran, dass am Ende kein Deal zustande kam? Oder doch daran, dass die Investoren sich selbst mehr in einer Hotelsuite als in einem bescheidenen Campingwagen sehen?

„Brad Brat“: Der Wiederholungstäter

Vielleicht machen es Ralf und Simon ja auch wie Marvin Kruse und kommen ein anderes Mal einfach wieder. Der Bremer tauchte schon zum dritten Mal in der „Höhle der Löwen“ auf. Beim ersten Mal hatte er Hundesnacks verkaufen wollen: kein Deal. Beim zweiten Mal ging es um eine besonders dicke Bratwurst: wieder kein Deal.

Marvin Kruse aus Bremen ist schon zum dritten Mal bei „Die Höhle der Löwen.“
Marvin Kruse aus Bremen ist schon zum dritten Mal bei „Die Höhle der Löwen.“ © TVNOW / Bernd-Michael Maurer

Nun also ein neuer Versuch – allerdings mit dem gleichen Produkt. Seine dicke Bratwurst hat er weiterentwickelt, er bietet sie nun in zwei Geschäften an, verarbeitet sie in Burgern und Bowls.

Sein Ziel: 200.000 Euro für zehn Prozent Firmenanteile erhalten, damit eine Franchise-Imbisskette aufbauen, „einer der Größten werden“ und dann „die Weltherrschaft an sich reißen.“ An Selbstbewusstsein mangelt es dem Norddeutschen auf jeden Fall nicht.

Ein Geschmackstest gefällig? „Saulecker“, fand Ralf Dümmel und langte bei der Rinds-Paprika-Wurst zu. Dagmar Wöhrl war da skeptischer: „Als Nürnbergerin kenne ich mich aus. Es gibt bei uns alle Variationen. Das schmeckt wie Leberkäs.“ Nils Glagau entschied sich ebenfalls schnell gegen einen Deal: Die Wurst haue ihn nicht um, „der Deutsche steht auf seine Currywurst“.

Carsten Maschmeyer hingegen hatte seine Probleme mit den Wirtschaftskenntnissen des Gründers. Der sagte zunächst, in den vergangenen drei Jahren 300.000 Euro Umsatz gemacht zu haben. Tatsächlich Umsatz? Oder Gewinn? Oder war es doch das Ersparte? „Sie sind auf dem Weg der Clown in der Höhle der Löwen zu werden“, platzte es schließlich aus Maschmeyer heraus. „Und diese Übertreibung mit Weltherrschaft kann ich nicht mehr hören.“

Georg Kofler ging es da anders. Er wollte zwar aufgrund des geplanten Franchise-Systems und der dahinter stehenden Logistik nicht einsteigen, fand aber: „Dein Auftritt ist Entertainment pur.“ Das trieb Marvin Kruse so weit, dass er nach den Absagen der Löwen noch einen weiteren Versuch startete: „Ich mache euch einen neuen Deal. Wir machen einen Höhle der Löwen Brad Brat Store. Alle werden beteiligt.“ Da war sie: die nächste Abfuhr.

Für diese Gründer gab es einen Deal:

„Protect Pads“: Kaum ein Produkt, „das mich weniger interessiert hat.“

Nils Glagau (rechts) staubsaugt gerne. Adel Adrovic und Jill Audrit wollen ihre „Protect Pads“ auf den Markt bringen.
Nils Glagau (rechts) staubsaugt gerne. Adel Adrovic und Jill Audrit wollen ihre „Protect Pads“ auf den Markt bringen. © TVNOW / Bernd-Michael Maurer | TVNOW / Bernd-Michael Maurer

„Haben Sie alle schon einmal gestaubsaugt?“, fragten Jill und Adel die Löwen. Nicken - bei allen, außer bei Georg Kofler, der zugeben musste: „In begrenztem Ausmaß“. Erfahrung beim Staubsaugen aber sollte man schon haben, um den Sinn der „Protect Pads“ verstehen zu können.

Sie sind eine Art Stoßschutzpolster, die an die Düse und das Gehäuse des Staubsaugers geklebt werden. Sie sollen verhindern, dass der Staubsauger an Möbel und Türrahmen Schrammen und Kratzer hinterlässt.

Eine gute Innovation? Nils Glagau reagierte skeptisch. Er sauge viel, „auch liebevoll“, erklärte er. Da gebe es keine Schrammen. Das ermunterte Georg Kofler schmunzelnd zu fragen: „Nils, was nimmst du die Stunde?“

Einzig Ralf Dümmel konnte sich für einen Deal begeistern. Für 85.000 Euro erhält er 30 Prozent der Firmenanteile. Kaum hatten die Gründer den Raum verlassen, da prophezeite Dagmar Wöhrl: „Da hast noch viel Arbeit vor dir, Ralf.“ Und Georg Kofler stellte amüsiert fest: „Kann mir kaum ein Produkt vorstellen, das mich weniger interessiert hat.“ Ralf Dümmel aber gab er mit auf den Weg: „Lasst es krachen.“

„AER“: Luftaufnahmen ohne Drohne

Levin Trautwein, Hedda Liebs und Arne Kronmeyer (von links)  aus Stuttgart präsentieren ihren Wurfpfeil.
Levin Trautwein, Hedda Liebs und Arne Kronmeyer (von links) aus Stuttgart präsentieren ihren Wurfpfeil. © TVNOW / Bernd-Michael Maurer

Seit zwei Jahren sind Levin, Arne und Hedda mit „AER“ auf dem Markt. Das Produkt besteht aus einem Wurfgehäuse, in das sich eine Go-Pro-Kamera einbauen lässt. Wirft man das gerade mal 100 Gramm schwere Gerät durch die Luft, lassen sich Videos und Fotos aus der Luft machen, die sonst nur mithilfe einer Drohne entstehen. Nach Angaben der Gründer setzen Unternehmen wie Nike und Bundesliga-Vereine das Produkte für Werbefilme ein.

„Erfrischend witzig“, fand Georg Kofler. Aber eben etwas „für Freaks“. „Da sehe ich Schwierigkeiten, ein nachhaltiges Unternehmen aufzubauen.“ Carsten Maschmeyer bereitete Sorgen, dass die Gründer kein Patent für ihre Erfindung angemeldet haben. Er warnte vor Nachahmern. Einzig Nils Glagau war restlos überzeugt von der Innovation. Sie einigten sich auf 150.000 Euro für 15 Prozent.

„Go Bunion“: Hilfe für die Füße

Sarita Bradley war den Tränen nahe, als ihr Wunsch-Löwe ihr ein Angebot machte. Obwohl dieser gleich 49 Prozent Firmenanteile verlangte. „Ich bin der Einzige, der nicht überrascht ist, was das für ein Markt ist“, sagte Wünsch-Löwe Ralf Dümmel, nachdem die anderen Investoren nacheinander abgesprungen waren.

Sarita Bradley aus München lässt Dagmar Wöhrl ihre speziellen Füßlinge testen.
Sarita Bradley aus München lässt Dagmar Wöhrl ihre speziellen Füßlinge testen. © TVNOW / Frank W.Hempel

Das Produkt der 35-Jährigen: Socken und Füßlinge mit eingearbeitetem Softgelzehentrenner. Sie sollen dabei helfen, einen Ballenzeh („Hallus valgus“) zu vermeiden. Dabei handelt es sich um eine Verkrümmung des Zehs – ausgelöst durch ungesundes Schuhwerk. Zehn Millionen Frauen sollen laut Sarita Bradley in Deutschland betroffen sein.

In der Vorwoche wurde „Höhle der Löwen“ zu „Wetten, dass….?“ – beim Biertest.